Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sasori, S: Schlangenfluch: Samuels Versuchung

Sasori, S: Schlangenfluch: Samuels Versuchung

Titel: Sasori, S: Schlangenfluch: Samuels Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
anrempelte.
     
    „Wow, wie die Krähen. Sieh sie dir an.“
    Vor dem Eingang des Jackes wuchs ein Schwarm schwarz Gewandeter zu beachtlicher Größe heran. Jarek starrte einen Moment zu lange auf einen Zweizentnermann, der an einer zierlichen Silberkette seine Freundin an einem Halsband mit sich führte. Die Ohrläppchen des Riesen waren getunnelt und entsprachen vom Umfang her handlichen Äpfeln.
    „Und der da! Der hat diese Gruselkontaktlinsen. Nicht schlecht!“ Er grinste entzückt, und Laurens drückte Jareks Finger nach unten, mit dem er auf wildfremde Leute zeigte. Wenn sein peinliches Verhalten die Rache für seine Indiskretion in der U-Bahn war, gelang sie ihm.
    „Was ist los?“ Jarek zupfte den Kragen seines schwarzen Hemdes in Form. „Du bist der Leuchtkeks, Laurens. Nicht ich.“
    Das war er allerdings. Alles um ihn herum war dunkel, charismatisch bis übercharismatisch und hatte schwarz umränderte Augen und größtenteils ebenso lackierte Fingernägel.
    „Hey Jungs!“ Julia und Grace schlängelten sich durch die Menge. In gespielter Gelassenheit checkten sie die Größe der Laufmaschenlöcher an den Beinen ihrer Konkurrentinnen ab. Sie waren in mitternachtsblauen Samt und aschgraue Spitze gehüllt und unter dem weißen Make-up hätte er sie fast nicht erkannt. Kaum zu glauben, dass sie normalerweise in Bench und Nike rumliefen. Viel charmanter als sonst begrüßte Jarek Julia und hauchte ihr glatt einen Kuss auf die Wange. Vielleicht hoffte er, morgen früh ihre Lippenstiftreste an seinem Schwanz zu finden. Diesmal wären die allerdings schwarz.
    Mit seichtem Small Talk verbrachten sie die Zeit, bis der Typ am Eingang plötzlich den Stempel zückte, um ihn Laurens auf den Arm zu drücken. Letzte Chance für eine Flucht. Jarek grub mächtig an Julia herum, er würde es sicher nicht merken, wenn der Leuchtkeks plötzlich nicht mehr neben ihm leuchtete.
    „Warum zögerst du?“ Ein Arm legte sich um seine Schultern und die monoton sanfte Stimme flüsterte direkt in sein Ohr. „Fürchtest du dich davor, deinem Schicksal zu begegnen?“
    Raven. Der hatte ihm gerade noch gefehlt. Statt einer Sonnenbrille trug er diesmal Kontaktlinsen. Reptilien-Look. Wahnsinnig originell. Laurens drehte sich aus der Umarmung mit dem Ergebnis, das Raven sein Handgelenk zu fassen bekam und es dem Kassierer hinhielt. „Ich zahle für diesen Sonnenschein, Stan. Er ist heute in jeder Beziehung mein Gast.“
    Stan zuckte nur die Schulter und knallte ihm den Abdruck einer Fledermaus auf die Pulsadern.
    „Möchtest du dich noch von deinen Freunden verabschieden?“ Ravens emotionsloses Lächeln glitt über Jarek und die Mädchen hinweg, denen die Kiefer runterklappten.
    „Du tust so, als würde ich sie nie wiedersehen. Soll ich deine Gastfreundschaft mit meinem Leben bezahlen, oder was?“ Der Kerl hatte sie doch nicht mehr alle. Schon schmiegte sich Ravens Arm wieder um Laurens Schulter.
    „Niemand kennt die Zukunft, aber diese Nacht wirst du in der Gesellschaft der Mac Laman Brüder verbringen.“
    „Und wenn ich das nicht will?“ Als er das letzte Mal in den Spiegel gesehen hatte, hatte er einen Mann rasiert und keinen kleinen Jungen, den man gängeln konnte.
    „Wünsche ändern sich, Sonnenschein, außerdem habe ich Samuel versprochen, dich ihm vorzustellen.“
    Wenn dieser Kerl ihn noch einmal Sonnenschein nennen würde.
    Plötzlich blieb Raven stehen und schloss die Augen. „Hör zu.“
    „Was …“
    „Scht!“ Raven legte den Finger an die Lippen. „Nur zuhören.“
    Das basslastige Lied, das ihm eben noch das Herz weggehauen hatte, endete und eine schwermütige Ballade erklang. Raven schien das Lied zu mögen, er schloss andächtig die Augen. Es war wirklich sehr schön. Die Melodie floss durch Laurens hindurch wie ein träger Nachtwind. Als der Gesang einsetzte, stellten sich die Härchen auf seinen Unterarmen auf. Wie entsetzlich trostlos, wie gnadenlos schön in seiner Melancholie. Die Stimme des Sängers war rau und dunkel und manchmal klang es, als risse sie ab. Er verstand nur die Hälfte des Textes, aber mehr war auch nicht nötig. Dieses Lied wollte nicht verstanden, sondern gefühlt werden.
    „Hat es dir gefallen, Sonnenschein?“ In Ravens Lächeln war ein ganz klein wenig Spott. „Du hast es geschafft, inmitten all der Leute hier zu meditieren.“
    „Ich habe nur zugehört.“ Er war immer noch benommen. Was für ein wundervolles Lied, dabei hatte er nicht mal den Titel mitbekommen. Raven

Weitere Kostenlose Bücher