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Sasori, S: Schlangenfluch: Samuels Versuchung

Sasori, S: Schlangenfluch: Samuels Versuchung

Titel: Sasori, S: Schlangenfluch: Samuels Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gibt er mir nicht seinen Schlüssel?“
    Raven zog ihn in den Hausflur. „Weil du ihm im Notfall keine Hilfe wärst, du Knirps.“
    Von Treppenabsatz zu Treppenabsatz rannten sie schneller.
    „Scheiße.“ Vor einer angelehnten Tür blieb Raven stehen, zeigte auf das heraushängende Türschloss. Samuel. Laurens musste in diese Wohnung. Raven hielt ihn fest und legte den Finger auf die Lippen. Was sollte das? Er war nicht laut. Nur sein Herz, das gleich aus der Brust springen würde. Langsam schob Raven die Tür weiter auf. Nichts geschah, kein Geräusch, kein Samuel.
    „Ich kann nichts sehen!“ Ian drängelte sich an ihnen vorbei und schaltete das Licht an. Auf dem Boden in die Ecke gekauert saß er, die Beine an die Brust gezogen und die Stirn auf die Knie gelegt. Warum sah er nicht hoch? Warum rührte er sich nicht? Raven fluchte in einem Akzent, den Laurens nicht verstand.
    „Samuel?“ Er kniete sich zu ihm und strich ihm die Haare aus dem Gesicht. „Was ist passiert?“
    Wie in Zeitlupe hob Samuel den Kopf. Diesen Blick würde Laurens niemals vergessen. So unendlich müde, so vollkommen resigniert. Vorsichtig zog Raven das Shirt hoch. Über dem Bauch glänzte es dunkel und nass. Raven hockte nur da, sagte kein Wort. Schließlich legte er die Stirn an die seines Bruders und beide schlossen die Augen. Laurens sollte jetzt nicht hier sein. Der Moment war schmerzvoll und absolut privat. Was immer geschehen war, für seine Augen war es nicht bestimmt, aber tatenlos konnte er nicht gehen. Samuel war verletzt, das Dunkle auf dem Shirt war Blut. Laurens tippte die Notfallnummer.
    „Was machst du da?“ Ian starrte ihn entsetzt an.
    „Ich rufe einen Arzt, was sonst?“
    „Leg wieder auf.“ Ian sprach leise, aber es klang absolut entschieden. „Ein Arzt ist das Letzte, was er jetzt gebrauchen kann.“
    „Er blutet.“
    „Leg auf.“
    „Dann sag mir, was passiert ist.“
    Raven winkte ihn zu sich, seine Augen leuchteten vor unterdrücktem Zorn. „Sieh selbst.“
    „Nein.“ Samuel hob die Hand, um Laurens auf Abstand zu halten, aber Ravens Blick zu ihm sagte etwas anderes: Komm und hilf ihm. Jemand hatte Samuel verletzt. Dieser Gedanke schraubte sich tief in seine Eingeweide. Als er sich neben Raven kniete, stöhnte Samuel leise. Er sah seinen Bruder an. Nicht ihn. Raven nickte ihm zu und zog den nassen Stoff noch einmal hoch. Alles war voll Blut. Laurens Magen fiel durch ein enges Loch. Er hatte Blut nie sehen können. Wie musste es dann erst Samuel gehen? Immerhin war es seins.
    „Laurens, du musst genau hinsehen.“ Raven sah ihn an, als wollte er ihn beschwören. „Das Wesentliche ist das, was man sieht.“
    „Raven“, flehte Samuel. „Hör auf.“
    „Nicht, bevor Laurens die Wahrheit erkennt. Er hat sie verdient und du auch.“
    Da war etwas Dunkles unter dem Blut. Laurens zog den Stoff höher. Ein Panzer. Aus Schuppen? Wie ein Fisch. Nein. Eher wie eine Schlange. Aber nicht überall, nur auf der linken Seite. Rechts war Haut. Normale, helle Haut. Zwei, drei Schläge setzte sein Herz aus. Dann rannte es ihm davon. Das animierte Foto auf seinem Schreibtisch, es zeigte dieselbe Haut, nur dass der Mann vollkommen damit bedeckt war.
    „Schrei nicht, Laurens.“ Todmüde Augen sahen ihn aus Samuels blassem Gesicht an. „Bitte schrei nicht.“
    Warum sollte er schreien? Es gab keinen Grund. Samuel hatte etwas mit diesem Mann auf dem Felsen zu tun. Was? Unterhalb des linken Rippenbogens klaffte rohes Fleisch. Ganz vorsichtig berührte er den Schuppenpanzer um die Wunde herum. Es sah aus, als hätte jemand ein Stück herausgeschnitten. Samuel holte tief Luft, die Knöchel der Hand, die sich um die seines Bruders klammerte, wurden weiß. Vielleicht war das Gewebe um die Wunde entzündet. Auf jeden Fall musste es desinfiziert werden.
    „Ian, gib mir die Wagenschlüssel. Ich suche eine Nachtapotheke.“ Sicher gab es etwas, das man auf frische Wunden streichen konnte.
    Ian starrte ihn entgeistert an.
    „Was ist? Ich will ihm nur helfen.“ Die Verletzung war großflächig, sah schmerzhaft aus und lag inmitten wunderschön glänzender Schuppen. Behutsam strich er über eine der unteren Brustplatten. Sie fühlte sich rau an trotz des Glanzes. Unter seiner Berührung zuckte Samuel zusammen. Laurens zog seine Hand zurück. Samuel war verletzt, hatte Schmerzen, und er fingerte an ihm herum. War er noch bei Trost?
    „Wenn du ihn berühren willst, mach es richtig.“ Raven nahm Laurens’ Hand und legte sie

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