Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sasori, S: Schlangenfluch: Samuels Versuchung

Sasori, S: Schlangenfluch: Samuels Versuchung

Titel: Sasori, S: Schlangenfluch: Samuels Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
auf Samuels Schulter. Dann zog er sie sanft über seine Brust bis kurz vor die Wunde. Die Rauheit der Schuppen brachte seine Handflächen zum Kribbeln.
    Samuel seufzte und lehnte sich weiter zurück. Offenbar mochte er diese Berührungen. Laurens setzte noch einmal an. Wahnsinn, wie Schlangenhaut. Nur dass die Schuppen größer waren. Wenn Samuel, so wie jetzt, heftiger atmete, hob und senkte sich seine Brust und die Schuppen schillerten im Licht. So schön, so wunderschön. Warum hatte jemand etwas so Schönes zerstören wollen? Er zog das Shirt vorsichtig über Samuels Kopf. Der hielt still, als wäre er versteinert worden. Schulter und Arm, alles glänzte. Laurens strich bis zum Ansatz des Handschuhs und zog ihn auch aus. Feine kleine Schuppen bedeckten die Finger bis zu den Fingerspitzen.
    Samuel beobachtete ihn dabei, wie er einzeln über die Finger strich. Gut, dass er sein Herzklopfen nicht hören konnte.
    „Mach das noch mal. Es tut mir gut.“ Samuel nahm Laurens’ Hand, legte sie sich auf die Brust und wartete.
    Genau das wollte er: ihm guttun. Laurens schloss die Augen, spürte jede einzelne Schuppe unter seinen Fingerspitzen. Da war Samuels Herz. Es schlug heftig, wie seins. Da waren die Rippen, die sich unter seiner Hand hoben und senkten, da der flache Bauch. Als es unter seinen Fingern feucht wurde, öffnete er die Augen. Samuel sah ihn an. In seinem Blick stand die Frage, ob Laurens’ Zusammenbruch später käme. Er würde nicht kommen. Raven hielt seinem Bruder ein frisches Shirt hin.
    „Moment, lass dir wenigstens vorher das Blut abwaschen.“
    Neben der Wohnungstür gab es nur noch eine weitere Tür. Das musste das Badezimmer sein. Ein paar nasse Handtücher über dem Badewannenrand, ein Stapel mit frischen Handtüchern auf einem Wäschekorb. Auf der Spiegelablage Deo, Zahnbürste, Rasierer, ein Aftershave, das er nicht kannte, das aber verboten gut roch, und Rasierschaum. Was hatte er erwartet? Politur zur Schuppenpflege? Er schnappte sich ein Handtuch, tränkte es in Wasser und wrang es aus. Sein Spiegelbild sah ihm gelassen dabei zu. Angesichts dieser verrückten Nacht war das erstaunlich.
    Wie Samuel neben seinen Brüdern an der Wand lehnte, war er auf eine seltsame Weise wunderschön. Wie ein verwundeter Drache, der Letzte seiner Art. Kostbar und schützenswert. In Gedanken stellte sich Laurens vor ihn, mit Schild und Schwert, und hielt alles von ihm fern, das ihn verletzen und kränken konnte. Ritter Laurens, der seinen Lieblingsdrachen schützte, bis er wieder genesen war, um sich in die Lüfte oder ins Wasser oder sonst wohin zu schwingen. Was für ein sentimentaler Gedanke. Was für ein wundervoller Gedanke.
    „Sag mir, wenn ich zu grob bin.“ So vorsichtig wie möglich tupfte er den empfindlichen Bereich um die Wunde ab. An die Wunde selbst traute er sich nicht heran. Sie musste höllisch brennen.
    „Willst du mir nicht erzählen, was passiert ist?“ Hoffentlich wuchsen die Schuppen wieder nach.
    Samuel schwieg, aber Ian schnaubte verächtlich. „Das war ein großer Arsch, den ein kleiner Arsch zum Leute-Verprügeln engagiert hat, weil er sich vor ein paar lächerlichen Schuppen erschrocken hat.“
    Die Schuppen waren nicht lächerlich. Sie waren wunderschön. „Warum hast du dich dem kleinen Arsch gezeigt? Ich könnte mir vorstellen, dass du den größten Teil des Tages damit verbringst, das hier vor deinen Mitmenschen geheim zu halten.“
    „Der kleine Arsch wollte mich lieben. Und ich habe mit dem Gedanken gespielt, es zuzulassen, doch plötzlich hat er sich die Sache anders überlegt. Seltsam, nicht?“ Samuel klang so rau, wie sich seine Schuppen anfühlten.
    Ian fuhr ihm übers Haar. „Mensch, Junge. Was hast du denn erwartet?“
    „Leidenschaft und Hingabe.“ Die Worte kamen schneller aus Laurens, als er denken konnte. Er biss sich auf die Lippen, aber es war zu spät. Samuels Blick traf ihn mitten ins Herz.
    „Genau das.“ Sein Kehlkopf wanderte unter der gespannten Haut langsam nach oben, dann nach unten. Er schluckte nur, warum sah das so sinnlich aus? Laurens berührte ihn, bis er sich unter seinen Fingern noch einmal bewegte.
    „Und was hast du bekommen, Bruder?“ Nebenbei zog Ian Laurens Hand von Samuels Hals weg. „Verachtung und Schmerz. Und war es das erste Mal? Nein! Und wird es das letzte Mal sein? Wenn du dich weiter von Laurens kraulen lässt, bestimmt nicht.“
    Stück für Stück kroch pochende Hitze über Laurens Gesicht. Was fummelte er auch an

Weitere Kostenlose Bücher