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Sassinak

Sassinak

Titel: Sassinak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Elizabeth Moon
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hatte den Sonnenuntergang angekündigt, wenn man das Licht anzünden mußte und wußte, daß man einen weiteren Tag überstanden hatte – nun aber bedeutete es, daß etwas unwiederbringlich vorbei war. Wieder schnürte sich ihr die Kehle zu; Tränen brannten in ihren Augen. Niemand hatte das Signal für ihre Eltern tönen lassen, für ihre Schwester und ihren Bruder und die anderen, die man umgebracht oder zum Sterben auf Myriad zurückgelassen hatte. Niemand hatte das Signal für die Sklaven tönen lassen, die starben. Sie fröstelte bis ins Mark, als sie begriff, was sie sich bisher nicht hatte eingestehen wollen, nämlich daß auch sie leicht eine weitere Leiche auf Myriad oder in den Sklavenbaracken hätte sein können, unbekannt und unbetrauert.
    Alle diese Toten … der letzte Ton verhallte über der Bucht, die trotz ihrer Trauer heiter wirkte, und plötzlich sah sie ganz klar. Wenigstens hier, wo jemand sie zur Kenntnis nahm, jemand um sie trauerte, konnten die Toten Frieden finden. Sie atmete einmal tief und zittrig durch. Abe war hier sicher »vor Fels und Sturm, Feuer und Feind«, so sicher, wie es ein Toter nur sein konnte, und konnte seinen Dienst so abschließen, wie er es gewünscht hatte.
    Sie nahm die Fahne, nachdem man sie zusammengefaltet hatte, mit der Würde entgegen, die Abe verdiente.



f ünftes kapitel

     
    »Fähnrich Sassinak bittet um die Erlaubnis, an Bord kommen zu dürfen, Sir.« An Bord zu kommen bedeutete, daß man einen gemalten Streifen auf dem Deck der Station überschritt, aber an dem Ritual hatte sich nichts geändert.
    »Erlaubnis erteilt.« Der Deckoffizier, ein junger Mann, dessen rötliche Haut und eisblaue Augen auf einen brinanischen Ursprung hindeuteten, trug einen breiten und einen schmaleren goldenen Ring am Ärmel. Er erwiderte ihren Salut, und sie überquerte den Streifen. Über der Schulter trug sie ein Bündel, das alles enthielt, was sie an Bord mitnehmen durfte. Ihre Uniformen (eine Garnitur für die Messe, eine für die Arbeit, für saisonbedingte Einsätze und so weiter) befanden sich bereits an Bord. Man hatte sie schon vor Sassinaks letztem Gespräch mit dem Kommandeur der Akademie nach Abes Bestattung hergeschickt.
    Ihre Unterkunft war äußerst bescheiden: als einer von zwei weiblichen Fähnrichen (es befanden sich überhaupt nur fünf an Bord) standen ihr eine ausklappbare Koje in ihrer winzigen Kabine, ein schmaler Spind für Ausgehuniformen, drei Schubladen und Behälter für ihre Habseligkeiten zur Verfügung. Sass kannte Mira Witsel nur flüchtig; sie hatte Randolph Neil Paradens Freundeskreis angehört, eine kleine Blonde, die so eben das Größenlimit überschritt. Sass hoffte, daß sie nicht so arrogant wie die anderen war, zählte aber darauf, daß ihr hervorragender Abschluß allen Problemen vorbeugen würde. Mit den drei anderen Fähnrichen teilten sie sich einen Arbeits- und Aufenthaltsraum (mit drei Terminals, einem runden Tisch und fünf Stühlen). Sie verstaute eilig ihre Sachen und betrachtete sich kurz im schmalen Spiegel neben der Tür. Der erste Eindruck zählte, wenn sie sich beim Captain vorstellte. Sie grinste ihr Spiegelbild an. Sauber, schneidig und wahrscheinlich viel zu eifrig – aber es sollte keine gute Reise werden, daran hatte sie keinen Zweifel.
    »Kommen Sie rein!« Durch die offene Luke klang die Stimme des Captains dumpf wie von jemandem, der sich des Protokolls nicht ganz sicher war. Er hieß Fargeon. Commander Fargeon – sie hatte dieses weiche g geübt, das für seine Heimatwelt typisch war (auf der ein vom Französischen beeinflußter Dialekt des Neo-Gaesch gesprochen wurde). Sass atmete tief durch und trat ein.
    Er antwortete auf ihre förmliche Begrüßung mit derselben etwas dumpfen Stimme, die nicht feindselig, aber reserviert klang. Er war groß und kantig und beugte sich, um ihr die Hand zu schütteln, so über den vollgepackten Schreibtisch, als schmerze ihn der Rücken ein wenig. »Setzen Sie sich, Fähnrich«, sagte er, ließ sich in seinen eigenen Stuhl hinter dem Schreibtisch sinken und betätigte einige Tasten auf seinem Terminal. »Ah ja … Ihre Unterlagen sind schon vor Ihnen eingetroffen. Abschluß mit Auszeichnung.« Er sah sie scharf an. »Sie können nicht damit rechnen, hier ganz oben anzufangen, Fähnrich.«
    »Nein, Sir.« Sassinak saß vollkommen ruhig da, und er nickte schließlich.
    »Gut. Dieses Problem haben wir mit guten Absolventen manchmal, aber wenn Sie nicht allzu eingebildet sind,

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