Sassinak
seine Schulter. Der Bildschirm wurde hell und zeigte sowohl die Frage wie die Antwort an, letztere eine Bejahung. Dass legte einen Schalter um, und in dem Wasser glühte Licht und beleuchtete einen phantastischen magentafarbenen, gelb und weiß gesprenkelten Fächer. Sassinak starrte das Wesen an. Es schien unglaublich, daß dieses riesige, bewegungslose, verschlungene Objekt nicht bloß lebte, sondern auch empfindungsfähig war – empfindungsfähig genug, um den FES-Beitrittsbedingungen zu genügen. Sie konnte kaum glauben, daß die Larvenformen, die sie in den Tanks der Akademie gesehen hatte, etwas mit diesem … diesem Ding zu tun haben konnten.
Irgendwie war die Wirklichkeit viel stärker als das, was man sich auf Bändern ansehen konnte. Ich frage mich, was es empfindet, dachte sie. Wie es denkt und …
»Wie hat man überhaupt herausgefunden …?« fragte sie, ohne nachzudenken.
»Ich weiß es wirklich nicht. Natürlich haben die Thek sie entdeckt, und wahrscheinlich sind sie eher als wir bereit, Intelligenz in etwas zu vermuten, das mineralisch aussieht.« Dass sah sie genau an. »Es macht manchen Menschen sehr zu schaffen – wie sieht es bei Ihnen aus?«
»Nein.« Sassinak schüttelte den Kopf und starrte immer noch durch die Sichtluke. »Es ist schön, aber schwer vorstellbar, daß es Empfindungen hat. Aber warum auch nicht? Wie verständigt man sich mit ihm?«
»Wie üblich. Über ein Biocomp-Interface … sehen Sie, da sind die Leitungen.« Er streckte den Finger aus, und Sassinak sah die sorgfältig isolierten Drähte, die den Ssli mit dem Computerterminal verbanden. »Soll ich’s Ihnen kurz erklären?«
Als sie nickte, tippte er ihren ID-Code ein, fragte sie nach der Anrede, die ihr am liebsten war, und machte sie dann dem allgemeinen Zugriff der Offiziersbesatzung zugänglich.
»Das erlaubt ihm Zugriff auf die allgemeinen Informationen in Ihrer Datei. Nichts Geheimes, nur was Sie Ihre Offizierskollegen gern über sich wissen lassen möchten. Alter, Rang, Geschlecht, allgemeine Erscheinung, Herkunftsplanet, solche Dinge eben. Wenn Sie mehr preisgeben möchten, können Sie weiteren Zugriff ermöglichen, indem Sie die Informationen entweder direkt eingeben oder Abschnitte Ihrer Datei freigeben. Jetzt kommen Sie her und machen Sie sich bereit für Ihre Antworten.«
Die Begrüßung nahm bereits die obere Hälfte des Bildschirms vor ihr ein. »Willkommen, Fähnrich Sassinak; mein Name in der Flotte ist Hssro. Ich bin hier vor dreißig Standardmonaten installiert worden; Sie werden sich nicht daran erinnern, aber Sie haben mich in Ihrem zweiten Jahr in der Akademie im Larvenstadium kennengelernt.«
Sassinak erinnerte sich an ihre erste Begegnung mit einer Ssli-Larve im Alien-Kommunikationslabor, aber sie hatte nie damit gerechnet, dasselbe Individuum in festsitzender Gestalt wiederzusehen. Und sie erinnerte sich nicht an diesen Namen. Hastig tippte sie einen Gruß und eine Entschuldigung für ihre Vergeßlichkeit ein.
»Macht nichts … wir nehmen neue Namen an, wenn wir uns mit einem Schiff vereinigen. Sie konnten es nicht wissen. Aber ich erinnere mich an die Kadettin, die sich dafür entschuldigte, gegen meinen Tank gestoßen zu sein.«
Von dem Ssli führte Leutnant Dass sie durch ein Gewirr von Durchgängen in die Technische Abteilung. Sassinak versuchte sich den Weg zu merken, mußte sich aber hier unter etwas wegducken oder dort über etwas hinwegsteigen. Sie fragte sich allmählich, ob sie absichtlich verschlungen im Kreis herumgeführt wurde.
»Falls Sie meinen, daß ich Sie durch die entlegenen Winkel führe«, sagte er über die Schulter, »der ganze Kram hier ist redundant, was davon herrührt, daß wir über zwei Lebenserhaltungssysteme statt bloß einem verfügen. Sobald das neue zu Erlings Zufriedenheit eingestellt ist – Erling ist der Technische Leiter –, können wir einiges davon demontieren. Das meiste sind ohnehin nur Testaggregate.«
Selbst nach dem Studium der verschiedenen Schiffstypen in der Akademie stellte Sass fest, daß es eine Weile dauerte, bis man die Geographie eines großen Schiffes kennengelernt hatte. Die Kreuzerarchitektur wurde von der Notwendigkeit bestimmt, daß die Schiffe nicht bloß eine umfangreiche Bewaffnung für Schlachten im Raum oder gegen Planeten, sondern außerdem Truppen und ihre Ausrüstung mit sich führen und imstande sein mußten, damit auch zu landen. Kreuzer operierten oft allein und benötigten daher eine breitere Spanne von Waffen
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