Sassinak
3D-Tank.
Einem Schiff durch den FTL-Raum zu verfolgen, dachte Sassinak, war ungefähr dasselbe, als folgte man einem Bodenfahrzeug bei Nacht durch einen dichten Wald, ohne Frontscheinwerfer zu benutzen. Das arglose Handelsschiff hinterließ geometrische Turbulenzen im Raum, denen der Ssli folgen konnte, aber es war ihm nicht möglich, gleichzeitig strukturelle (wenn das Wort zutraf) Variationen im Raumzeitgewebe aufzuspüren, so daß sie fortwährend Gefahr liefen, von räumlichen Störungen, die atmosphärischen Luftlöchern entsprachen, durchgerüttelt zu werden oder in unentdeckte Gravitationssenken zu geraten. Sie mußte sich beeilen, wenn ihre Beute nicht aus der Reichweite der Detektoren verschwinden sollte, aber ein schneller Blindflug durch einen unbekannten Sektor war die vielversprechendste Methode, um von exotischen Wurmlöchern verschluckt zu werden.
Als die Beute sich aus dem FTL- in den Normalraum fallenließ, tat der Kreuzer es ihr gleich – oder, genauer ausgedrückt, kam ihr zuvor. Der Computer ermittelte die lokalen Navigationskoordinaten.
»Das ist interessant«, sagte Huron und streckte den Finger aus. Es war mehr als interessant. Ein kleines Sonnensystem mit einer zwanzig Jahre alten Kolonie (von der passenden Größenordnung für einen Überfall), die sich über einer reichen Platinader angesiedelt hatte. Trotz des Drängens der Flotte hatten die FES-Bürokraten es abgelehnt, kleine Kolonien mit effektiver planetarer Abwehrbewaffnung auszustatten – und die Abwehrpalette dieser Kolonie war ausgesprochen dürftig.
»Die Brüderschaft der Metalle«, erklärte Sass. »Das ist der Sponsor dieser Kolonie; sie sind die Inhaber der Rechte. Ich frage mich allmählich, wer ihre Aktionäre sind.«
»Ein neuer Kontakt!« Der Techniker hob die Stimme. »Verzeihen Sie, Captain, aber wir haben da draußen ein Schiff der Churi-Klasse; es könnte äußerst gefährlich sein …«
»Technische Daten.« Sassinak sah sich auf der Brücke um und war zufrieden mit der wachsamen, aber ruhigen Haltung ihrer Leute. Der Kreuzer befand sich bereits in vollem Tarnmodus; ihn in Kampfbereitschaft zu versetzen, würde sie Tarnung kosten. Ihr Waffenoffizier hob fragend den Finger; Sassinak schüttelte den Kopf, und er entspannte sich wieder.
»IFF nach alter Bauart, kein Signalfeuer. Wurde vor vierzig Jahren in den Zendi-Werften gebaut und in Auftrag gegeben von …« – er brach ab und senkte die Stimme – »… vom Gouverneur von Diplo, Captain.«
Na, phantastisch, dachte Sassinak. Das hat uns gerade noch gefehlt. Eine kleine Verwicklung mit den Schwerweltlern, die unsere Verwirrung komplett macht.
»Scanner und Inputs aktivieren«, sagte sie, ohne sich zu der Verbindung zu den Schwerweltlern zu äußern. Auf einem Display erschien eine Computeranalyse des IFF-Outputs. Sassinak sah sich die Graphik stirnrunzelnd an. »Das kann nicht stimmen. Sehen Sie sich die Trägerwelle an!«
»Bin dabei.« Der Techniker hatte ein Kommando zum Vergleich eingetippt, und die Graphik spaltete sich in farbige Bänder auf, blau für Übereinstimmungen zwischen dem Standardsignal und dem empfangenen, und hellrosa für die Anteile, die nicht zusammenpaßten.
»Sie haben an ihrem IFF herumgefummelt«, sagte Sass. »Wir wissen nicht, was das ist oder was es überträgt.«
»Unsere passive Batterie zeigt an, daß es etwa die Größe eines Patrouillen-Schiffs hat«, warf Huron ein.
»Was bedeutet, daß es alle möglichen netten Sachen an Bord haben könnte«, sagte Sass und überlegte, was es sein könnte. Ein illegal bewaffnetes Patrouillenschiff war der Zaid-Dayan nicht gewachsen, aber es konnte ihr Schaden zufügen. Wenn es sie bemerkte.
Huron sah mit einem Stirnrunzeln auf die Monitore. »Hm … wird das jetzt ein Rendezvous oder ein Überfall aus dem Hinterhalt?«
»Ein Rendezvous«, sagte Sassinak rasch. Ihre Augenbrauen hoben sich.
»Sind Sie sicher?«
»Es ist das Schlimmste, was uns passieren könnte; dann hätten wir zwei Schiffe, denen wir folgen oder denen wir uns stellen müssen, falls sie uns bemerken. Außerdem erhalten kleine Kolonien wie diese keine Besuche von unangemeldeten Handelsschiffen.«
Den passiven Scans nach zu urteilen, die Stunden alte Daten ermittelten, stimmten die Trajektorien der beiden Schiffe überein, und sie näherten sich gemeinsam der Kolonialwelt – einander wohl nah genug, um ein gebündeltes Kommunikationsband zu benutzen. Die Zaid-Dayan verharrte in den Außenbereichen des Systems und
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