Satan - Retter der Welt
gerundeten Hügels, etwas Unnatürliches durch die Bäume hatte aufragen sehen. Seinen Instinkten folgend, geleitet von dem Rauschen fließenden Wassers, bahnte sich Sam einen Weg durch wucherndes Farnkraut und Dorngestrüpp darauf zu. Als er aus den Bäumen ins helle Sonnenlicht trat, sah er, was hier so unnatürlich wirkte.
Es war eine Art Totempfahl, der aus reinem weißem Marmor gehauen war. Er stand am Ufer eines kleinen Bachs, welcher munter über die Steine plätscherte, und war so ausgerichtet, dass er das Sonnenlicht einfing und in tausend Richtungen zugleich zurückwarf. Am unteren Ende des Pfeilers befand sich die Skulptur eines schlafenden Löwen, darüber ein Hundekopf, dann eine Schlange, ein Adler, ein Falke, und die Spitze bildete ein Werk, das einen Menschen hätte darstellen können, wenn Menschen quadratisch wären. Der Körper und seine Gliedmaßen waren unproportional kurz und nur grob behauen, aber das Gesicht war perfekt herausgemeißelt, mit melancholischen Augen und einem leisen, traurigen Lächeln, das zu sagen schien: »Ich sehe dich auch.«
Ein Arm der Figur zeigte auf den Wasserlauf. Sam wandte sich um, um ihm zu folgen, und in dem Augenblick, als er es am wenigsten erwartete, spürte er ein Portal an seinen Sinnen zupfen. Hastig streckte er seine Fühler aus, um das Signal nicht zu verlieren. Über dem Bach, direkt zwischen den zwei Ufern, öffnete sich langsam und widerstrebend ein silbernes Tor.
Sam erkundete es und spürte die warme Signatur, die es von allen anderen Toren unterschied. Im Vergleich dazu waren Erdentore kalt, während Höllentore direkt eisig wirkten. Er zog die Schuhe aus und watete in das Kiesbett des Bachs hinaus. Das kalte Wasser zerrte mit erstaunlicher Kraft an seinen Knöcheln.
Er hielt vor dem Edentor an und nahm es in Augenschein. Es sah aus wie jedes andere Weltentor, doch unmittelbar jenseits der Grenze konnte er etwas spüren ... aber was? Sehr vorsichtig ließ er seinen Geist hineindringen. Sofort spürte er, wie eine Macht ihn hineinsog. Er versuchte sich zu stabilisieren, als seine Welt sich mit weißem Nebel füllte, der mit hoher Geschwindigkeit an ihm vorbeiströmte - doch er hatte sich nicht bewegt, er stand immer noch außerhalb des Tores. Weiter voraus wurde ein Licht heller und immer heller, füllte sein Gesichtsfeld, wurde unerträglich und traf ihn plötzlich voll zwischen die Augen.
Er taumelte zurück und landete im Bach. Seine Hände fanden auf den losen Kieseln im Bachbett keinen Halt, und so platschte er ins Wasser, sodass er schließlich völlig durchnässt war. Das Tor schnappte mit einer solchen Schnelligkeit zu, als wäre es entrüstet über die Störung.
Sam saß im Wasser. Ihm war kalt, und er kam sich blöd vor; er hoffte nur, dass keiner ihn gesehen hatte. Schließlich rappelte er sich wieder auf, tropfnass, und rief mit verstärkter Entschlossenheit das Tor zurück. Es öffnete sich vor seinen Augen, als wäre nichts geschehen.
Sam sah es finster an und streckte erneut seinen Geist aus, doch diesmal sehr viel langsamer und vorsichtiger. Sein Geist streifte die Ränder der Bannzauber, als er sie umschiffte, und er bemerkte, wie dicht sie gewirkt waren, und staunte über die Stärke der Höheren Macht, die sie errichtet hatte.
Die Zauber waren nicht, wie er vorher gedacht hatte, auf ein einziges Portal beschränkt. Sie waren einfach auf dem Pfad in der Mitte zwischen Himmel und Eden aufgestellt worden, sodass man in jedem Fall, ganz gleich, welches Tor man nahm, auf sie traf und zurückgeschleudert wurde.
Schade, dass sie eine Schwachstelle besaßen. Alles, was nötig war, um die Zauber zu durchbrechen, war ein Stoß von Dunkel, und Sam hatte keinen Zweifel, dass seine Brüder gern für so einen kleinen Schubs sorgen würden.
Er zog seinen Geist zurück, ließ aber das Tor offen. Er fragte sich, warum er das hier tat. Weil er die Macht des Dunkels fürchtete? Vielleicht. Oder weil er seinen Brüdern etwas beweisen wollte - beweisen, dass der illegitime Sohn der Zeit kein schlechterer Kämpfer war, als sie es waren, und womöglich sogar ein bisschen mehr? Vielleicht auch das.
Angst und Stolz. Nie eine besonders gute Kombination, dachte ein Teil seines Verstandes, der immer die falschen Dinge zur falschen Zeit sagte.
Ach, sei still!
Er holte tief Luft und versuchte, sich stark und zuversichtlich zu fühlen, trotz seiner durchnässten, zerzausten Erscheinung.
Er schickte seinen Geist ein letztes Mal auf den Pfad und
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