Satanica
nach Abfall, und er steckte wieder in der Falle, das stand für ihn fest. Mit den Bullen hier würde er keinen Deal abschließen können, die hießen nicht Perry Brixton.
Der eine trat an seinen Wagen heran. Ein zweiter umging ihn und schaute ihn sich von allen Seiten an. Dabei leuchtete er mit einer Taschenlampe.
Der Dealer wollte nur die Scheibe nach unten kurbeln, doch der Polizist hatte etwas dagegen.
»Aussteigen!« Seine Stimme wehte durch den schon entstandenen Fensterspalt.
»Auch das noch!« keuchte der Dealer.
»Kommen Sie schon raus!«
Quietschend öffnete sich die Tür. Koko ärgerte sich über sich selbst, daß er nicht mal dazu gekommen war, die Tüten mit Stoff aus den Taschen zu nehmen und sie in das Dunkel des Wagens zu schleudern. Wenn sie ihn durchsuchten, weil er ihnen verdächtig vorkam, war das für sie die ideale Beute.
Koko zwinkerte, weil ihn das kalte Licht der Taschenlampe blendete. Der Kegel hatte ihn blitzschnell abgetastet, verschwand danach, dafür bat man ihn freundlich um die Papiere.
»Muß ich die haben?« fragte Koko.
»Müssen Sie nicht. Es wäre aber besser.«
»Ist schon gut.« Er griff in seine Innentasche. Die im Hintergrund stehenden Kollegen registrierten jede seiner Bewegungen. Koko hatte tatsächlich noch einen Ausweis. Der allerdings sah arg mitgenommen aus.
Der Beamte war dicht an ihn herangetreten und fing an zu schnüffeln.
»Sie stinken!« stellte er fest.
»Ach ja?«
»Nach Mist, nach Abfall.«
»Ich arbeite auf einer Müllkippe.«
»Ja, wir glauben Ihnen alles, Mister…«
»Koko.«
»Bitte?«
»Koko Craine.«
»Ah ja. Ich lese es gerade.«
Der Mann war abgelenkt, und Kokos Gedanken jagten im Galopp weiter.
Er spürte den Druck der beiden Päckchen, als wären sie mit Stahl gefüllt worden. Das Zeug ›brannte‹ fast in seinen Taschen.
Er erhielt seinen Ausweis zurück und wurde forscher. »Kann ich wieder fahren?«
»Nein.«
»Warum denn nicht?«
»Wir wollen noch die Wagenpapiere durchsehen. Kommen Sie!« Der Mann schnippte mit den Fingern. »Her damit!«
»Ahm, ich…«
»Wo sind sie?«
»Ich habe sie…«
»Gerald«, wurde der Polizist von seinem Kollegen unterbrochen. »Ich habe mich mit der Zentrale in Verbindung gesetzt. Der Wagen ist gestohlen. Er gehört laut Kennzeichen einem gewissen Perry Brixton, und der Name ist mir nicht unbekannt. Streetworker.«
Koko Craine wünschte sich ein großes Loch, in das er versinken konnte, damit es sich über ihm wieder schloß. Sein Gesicht wurde so bleich wie nur möglich. Er hörte sich selbst stöhnen, und plötzlich war er für die Polizei höchst interessant geworden.
Zwei andere kamen herbei. Sie trugen die Waffen offen.
»Dann drehen sie sich mal um!« befahl Gerald. »Zuerst die Arme hoch, dann die Hände aufs Wagendach. Sie kennen das sicherlich.«
Ja, das kannte er, aber Koko hütete sich, den Bullen etwas davon zu sagen.
Brav drapierte er seine Hände auf das Wagendach des Capri. Sofort fingen geschickte Hände damit an, ihn zu durchsuchen. Bereits nach wenigen Sekunden hatten sie die beiden Päckchen gefunden.
»Der Inhalt ist weich«, sagte jemand.
»Offnen.«
Koko wartete und schwitzte.
In langen Streifen rann der Schweiß über seine Stirn. Er war vom Regen in die Traufe geraten und wußte nicht, wie er sich aus dieser Lage wieder herauswinden sollte.
»Schnee, aber keiner, wie er vom Himmel fällt«, hörte er hinter sich die Stimme. »Das ist ja ein Fang!«
Gefangen war auch Koko Craine bald, denn da trug er wieder den stählernen Schmuck. Er hatte sich umgedreht und lehnte jetzt mit dem Rücken am Wagen.
»Ich denke, Sie werden uns jetzt etwas zu sagen haben, Mr. Craine.«
»Nein.«
»Aber es ist nicht Ihr Wagen.«
»Ich sage und gebe nichts zu.«
»Okay, soviel Zeit haben wir nicht. Sie werden den Rest der Nacht woanders verbringen.«
Das hatte sich Koko schon gedacht. Er mußte in einen Streifenwagen einsteigen und spürte den Druck der Handschellen um seine Gelenke.
Der Name war den Polizisten bekannt. Der Kerl auf dem Beifahrersitz hatte ihn bereits durchgegeben und wartete auf die Rückantwort, die der Computer rasch geben würde.
Aus der Traum von der Küste und von den guten Geschäften dort.
Jetzt wartete der Knast, dann die Verurteilung, anschließend wieder der Knast, und die Bullen würden das Verschwinden des Streetworkers rasch bemerken.
Koko Craine steckte in der Falle. Das wußte er. Die unsichtbare Schlinge um seinen Hals zog sich zu.
Weitere Kostenlose Bücher