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Satanica

Satanica

Titel: Satanica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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verzogen. Es zeigte keinen freudigen Ausdruck.
    Über ihnen fuhr der Wind durch die Kronen der Bäume. Er rieb die Blätter raschelnd gegeneinander, und hoch am Himmel waren die wenigen Wolken hingetaucht ins Mondlicht.
    Die Luft roch nicht nach Friedhof. Hier hatte die Natur wachsen und wuchern können. Sie zeigte ein sommerliches Kleid und gab auch den entsprechenden Duft nach frischen Gräsern und Blumen ab.
    Das alte Eingangstor war vorhanden, aber kaum zu sehen. Eine dichte Wand aus Efeu hatte es zum größten Teil überwuchert. Das gleiche galt für die Mauern. Auch hier wuchsen Efeu und wilder Wein in die Höhe, als wollten sie alles vor den Blicken der Menschen schützen, die sich ab und zu hierher verirrten.
    »Woher kennst du den Friedhof?« wollte Perry wissen.
    Der Dealer lachte nur. »Ich kenn mich eben an vielen Stellen aus.«
    »Ein ideales Versteck, nicht?«
    »Wofür?«
    »Für das, was ich dir aus den Taschen geholt habe. Die Drogen.«
    »Vergiß sie.«
    »Vorläufig.«
    »He, wir hatten eine Abmachung!« protestierte Koko.
    »Ich weiß, und ich werde mich auch daran halten. Da brauchst du keine Angst zu haben.«
    »Dann ist es ja gut.«
    »Dann geh vor.«
    Koko hob die Schultern. »Wie du willst, großer Meister. Eines muß ich dir aber noch sagen. Ich weiß nicht, ob sie sich auch in dieser Nacht auf dem Friedhof aufhält.«
    »Dann haben wir beide Pech gehabt. Aber du mehr als ich, Koko.«
    Der Dealer schaute ihn lauernd von der Seite an. »Bist du dir da sicher, Streetworker?«
    »Immer. Ich weiß, was ich kann.«
    Da hatte er nicht übertrieben. Perry Brixton war ein kräftiger junger Mann mit krausen, braunen Haaren, der genau wußte, was er wollte, der sich in diesem Dschungel der Stadt durchgesetzt hatte. Seine Erfolge konnten sich sehen lassen, auch wenn sie oft genug nur unter großen Mühen und mit Gewaltanwendung erreicht worden waren, aber sie zählten.
    Beide hatten den Friedhof betreten. Brixton blieb an der linken Seite des Dealers, und er ging auch leicht versetzt, damit er den anderen nicht aus den Augen verlor.
    Es war weder etwas zu hören noch zu sehen. Vor ihnen lag der alte Friedhof, die Gräber, Hecken und Büsche, alles überragt von mächtigen Bäumen.
    Wie kleine Wohnstätten auf einem weiten Bauareal verteilten sich die Gräber. Kantige Grabsteine, wie anklagend und trotzdem stumm aus der Erde ragend. Die kleineren boten der sich ausbreitenden Natur weniger Widerstand. Viele von ihnen waren bereits überwuchert und nicht mehr zu sehen.
    Wege gab es nicht mehr. Alles war zugewachsen.
    Weicher Wind wehte ihnen entgegen. Er verteilte den Geruch des Frühsommers. Ab Sonnenaufgang natürlich noch viel stärker als in der Nacht.
    Perry hatte seine Blicke überall. Er dachte daran, daß Debora hier hocken sollte, um ihre Rituale abzuhalten. Dazu gehörte meist Licht, Kerzenlicht, nur entdeckte er keinen Schein.
    »Wie weit willst du mich denn noch schleppen?« fragte Perry.
    »Wir müssen vom Hauptweg weg.«
    »Was?«
    »Klar, wir befinden uns auf dem ehemaligen Hauptweg.«
    »Wenn du das sagst.«
    »Klar, ich kenne mich aus.«
    Sie gingen weiter, und Perry wunderte sich über die Grabmale. Er kannte sie nicht. Die Friedhöfe, die er besuchte, waren normal, da gab es diese übergroßen Grabsteine nicht.
    Es waren schon kleine Kunstwerke, an denen der Zahn der Zeit bereits genagt hatte.
    Stille umgab sie. Nur selten hörten sie ein Rascheln oder Huschen auf dem Boden oder im Gestrüpp.
    Alles lief normal.
    Bis sie den Schrei hörten!
    ***
    Beide Männer blieben stehen, als hätten sie sich abgesprochen. Sie lauschten dem Schrei, der so klagend und zugleich schrill war und bei ihnen für Gänsehaut und Herzklopfen gesorgt hatte. Er wehte über den Friedhof als böses, akustisches Omen, klagend und jammernd, schien sogar lauter zu werden und sank dann in sich zusammen, bevor er ganz verstummte.
    Perry und Koko schauten sich an. Jedem lag die Frage auf der Zunge, aber keiner traute sich, sie zu stellen, bis es der Streetworker nicht mehr aushielt. »Was war das?«
    »Ein – ahm – Schrei.«
    »Weiß ich selbst. Nur…«
    Der Dealer faßte Perry an. »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Der Schrei stammte nicht von einem Menschen, dafür habe ich ein Ohr.«
    »Von wem dann?«
    »Ist doch egal. Von einer Katze oder einem streunenden Köter. Was weiß ich?«
    Brixton nickte. »Ja, das denke ich jetzt auch. Eine Katze. Wurde sie getötet?«
    Koko kicherte wieder, was Brixton auf

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