Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Satans Bruder

Satans Bruder

Titel: Satans Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
italienischen Freundes. Wie die Tarantel lauert er unter der Erde.«
    »Offenbar wissen Sie, was ihm schmeckt«, sagte Robin. Ich hörte eine Veränderung in ihrer Stimme, die wahrscheinlich nur mir auffiel.
    »Was ihr schmeckt. Sie ist eine echte Lady. Sie verlangt tierisches Protein, vorzugsweise in flüssiger Form. Spinnen verflüssigen alles, was sie fressen. Ich mische aus Insekten, Würmern, Mäusen und allem Möglichen eine Suppe zusammen, die ich dann einfriere und nach Bedarf auftaue. Das hier ist das Gleiche, aber gepresst und gefriergetrocknet. Ich wollte sehen, ob sie sich an Festnahrung gewöhnen würden, und die meisten haben sich nicht beschwert ... Eine seltsame Beschäftigung für einen Vegetarier. Das denken Sie doch, oder? Aber was soll ich tun? Ich bin nun mal verantwortlich für die Kleine. Kommen Sie mit; vielleicht können wir Ihre Erinnerungen ein wenig auffrischen.«
    Er öffnete ein anderes Terrarium am Ende der Reihe und diesmal steckte er den Arm ganz hinein, nahm etwas heraus und setzte es auf seinen Unterarm. Eine der Wandleuchten war nahe genug, dass es sich auf seiner blassen Haut abzeichnete: eine dunkle, haarige Spinne, nicht länger als drei Zentimeter, die langsam zu seiner Schulter hoch kroch.
    »Nun? Erinnert Sie das an das Tier, das Ihre Mutter gefunden hat?«
    Robin leckte sich die Lippen. »Ja.«
    »Sie heißt Gina.« Dann zu der Spinne, die inzwischen auf seinem Kragen saß: »Guten Abend, Senora.« Und zu Robin: »Möchten Sie sie halten?«
    »Warum nicht.«
    »Du hast eine neue Freundin, Gina.« Die Spinne blieb stehen, als hätte sie ihn verstanden. Moreland nahm sie sanft von seinem Hemd und setzte sie auf Robins Handfläche.
    Die Spinne hob den Kopf und schien Robin zu beobachten. Ihr Mund bewegte sich, während Robin sagte: »Du bist süß, Gina.«
    »Schick sie doch deiner Mutter, zur Erinnerung an alte Zeiten«, schlug ich vor.
    Sie lachte und die Spinne erstarrte. Dann krabbelte sie mit mechanischer Präzision an den Rand ihrer Hand und schaute hinunter.
    »Nichts als Beton da unten«, sagte Robin. »Wahrscheinlich willst du wieder zu Daddy.«
    Moreland nahm sie ihr von der Hand, streichelte ihr den Bauch und setzte sie wieder in ihre Behausung. Dann ging er weiter.
    Er zog seine Arzttaschenlampe aus der Brusttasche und zeigte uns damit die verschiedenen Arten: farblose Spinnen nicht größer als Ameisen; Spinnen, die tatsächlich wie Ameisen aussahen; ein zartes, grünes Ding mit transparenten, limonenfarbenen Beinen. Eine als Stöckchen getarnte australische Hygropoda. »Ein Wunder der Energieerhaltung. Der schlanke Körperbau bewahrt sie vor Überhitzung«, erklärte Moreland. Dann eine Spinne mit riesigen Fängen, ziegelrotem Panzer und zitronengelbem Hinterleib, die in ihrer Buntheit an Faschingsschmuck erinnerte. Und eine burmesische Springspinne, die mit ihren großen schwarzen Augen und ihrem haarigen Gesicht aussah wie ein weiser alter Mann.
    »Schauen Sie sich das an«, schwärmte Moreland. »Ein solches Netz haben Sie bestimmt noch nie gesehen.«
    Er zeigte uns eine Zickzackkonstruktion, dicht wie ein Bogen Krepppapier.
    »Agriope, ein Ringspinner. Sein Netz ist darauf optimiert, die Bienenart anzuziehen, die er am liebsten frisst. Das X in der Mitte reflektiert ultraviolettes Licht in einer Weise, dass die Bienen darauf zu fliegen. Spinnennetze sind genau auf ihren jeweiligen Zweck abgestimmt und unglaublich reißfest. In vielen werden verschiedene Seidenarten benutzt und manche sind so gefärbt, dass sie auf eine ganz bestimmte Beute wirken. Die meisten werden täglich verändert, je nach Umständen, und einige dienen nebenher auch als Ehebett.«
    Er gestikulierte mit seinen dünnen Armen und wurde mit jedem Satz begeisterter. Ich wusste, ich bildete es mir wahrscheinlich ein, aber auch die Tiere schienen nun aufgeregter zu sein. Überall krochen sie aus den Schatten hervor und zeigten sich.
    Doch keine Spur von der Panik, die ich zuvor bei ihnen bemerkt zu haben meinte. Ihre Bewegungen waren flüssig, geradezu entspannt. War dies vielleicht ein Tanz, den die Spinnen und ihr Hüter zusammen aufführten?
    »... deshalb konzentriere ich mich auf natürliche Jäger«, dozierte Moreland weiter. »Deshalb sorge ich dafür, dass es ihnen hier gut geht.«
    Ein krabbenähnliches, leuchtend rosa Ding ruhte auf seiner knochigen Hand. »Natürliche Schädlingsbekämpfung ist selbstverständlich nichts Neues. 1925 drohten Levuana Motten auf den Fidschiinseln die

Weitere Kostenlose Bücher