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Satans Bruder

Satans Bruder

Titel: Satans Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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sagte Moreland stolz. »Seine Vorfahren könnten tatsächlich Zeitgenossen der Dinosaurier gewesen sein.«
    Er zeigte auf ein Ding, das wie ein Vorsprung der Steinhöhle aussah. Ich blieb in sicherem Abstand und rechnete mit dem Schlimmsten.
    Doch nichts geschah. Kein Sprung und kein Kriechen.
    Und dann war es plötzlich da, regungslos, und nahm vor meinen Augen Gestalt an: Was ich für ein Stück Fels gehalten hatte, war etwas Lebendiges, das den Kopf aus der Höhle streckte. Ein flacher, segmentierter Körper, wie eine geflochtene Lederpeitsche, fünfzehn bis zwanzig Zentimeter lang mit Beinen an jedem Segment und Fühlerantennen dick wie Cellosaiten; und diese Fühler waren das Einzige, was sich bewegte.
    Ich trat einen weiteren Schritt zurück und wartete darauf, dass Moreland wieder mit seinem Fütterungsspiel begann. Er hielt sein Gesicht vor die Glasscheibe und mehr von dem Tier kam aus der Höhle gekrochen. Es war mindestens dreißig Zentimeter lang und hatte vibrierende Stacheln an seinem Hinterende.
    Moreland klopfte an die Scheibe und mehrere Fußpaare fuchtelten in der Luft. Dann ein Sprung und ein Geräusch wie Fingerschnippen.
    »Was ... was ist das?«, fragte Robin.
    »Ein ostasiatischer Tausendfüßler. Dieser ist als blinder Passagier auf Bradys Boot hergekommen. Er gehört also eigentlich Brady. Auf die Weise bin ich zu etlichen meiner Stücke hier gekommen.«
    Ich dachte an unsere Reise auf der Madeleine und wie ich unter Deck geschlafen hatte, nur mit einer Badehose bekleidet.
    »Er ist erheblich giftiger als die meisten Spinnen«, erklärte Moreland weiter. »Er hat auch noch keinen Namen. Ich konnte ihm noch nicht beibringen, mich zu mögen.«
    »Wie giftig meinen Sie, wenn Sie sagen ›erheblich giftiger als die meisten Spinnen‹?«, fragte ich.
    »Man weiß nur von einem einzigen Todesfall; ein siebenjähriger junge auf den Philippinen. Das größte Problem nach einem Biss sind Infektionen, Blutvergiftung und Wundbrand. Es kommt vor, dass die Opfer ein Bein oder einen Arm verlieren.«
    »Sind Sie je gebissen worden?«
    »Schon oft«, erwiderte er lächelnd, »doch nur von Menschenkindern, die sich nicht impfen lassen wollten.«
    »Sehr eindrucksvoll«, sagte ich in der Hoffnung, wir wären endlich durch mit der Führung. Doch Moreland hatte noch eine Futtertablette zwischen den Fingern und bevor ich wusste, wie mir geschah, hatte er schon den Deckel beiseite geschoben.
    Diesmal steckte er nicht die Hand hinein, sondern ließ das Futter auf die Sägespäne fallen.
    Das Untier ignorierte es. Moreland murmelte: »Tu, was du willst«, und machte den Deckel wieder zu. Danach blieben wir dicht bei ihm.
    »Das war alles. Ich hoffe, ich habe Sie nicht zu sehr erschreckt.«
    »Ihre Ernährungsforschung bezieht sich demnach auf diese Tiere?«, fragte ich.
    »In erster Linie, ja. Wir können viel von ihnen lernen. Daneben studiere ich Netzmuster und verschiedene andere Dinge.
    »Faszinierend«, sagte Robin.
    Ich schaute sie an und sie antwortete mit einem schiefen Lächeln. Ihre Hand war inzwischen wärmer. Ihre Finger kitzelten meinen Handballen und krochen an meinem Handgelenk hoch. Ich wollte meine Hand wegziehen, doch sie hielt mich fest.
    »Ich bin froh, dass Sie so denken«, sagte Moreland. »Manche Leute sind angeekelt von meinen Schützlingen, selbst wenn sie es nicht zugeben.«
    Später in unserem Appartement versuchte ich, mich zu rächen, indem ich mich von hinten an Robin heranschlich, während sie sich abschminkte, und ihr sanft den Nacken kratzte. Sie quietschte, sprang auf und wir landeten auf dem Boden, ich obenauf, und ich kitzelte sie. »Faszinierend findest du das? Entpuppst du dich plötzlich als Spinnenfrau? Wird das dein neues Hobby, wenn wir wieder zu Hause sind?«
    Sie lachte. »Als Erstes würde ich mir das Rezept für diese Futterplätzchen beschaffen. Ja, ich fand es wirklich faszinierend, wenn auch zugleich ein wenig unheimlich, das muss ich zugeben.«
    »Wie groß manche von diesen Viechern sind ...«
    »Jedenfalls war es mal etwas anderes; kein gewöhnlicher Abend.«
    »Was hältst du von unserem Gastgeber?«
    »Äußerst exzentrisch, aber charmant. Sehr süß.«
    »Wie bitte?«
    »Hast du gemerkt, wie er mit mir geflirtet hat? Und es hat mich gar nicht gestört. Er gehört zu einer ganz anderen Generation. Und trotz seines Alters spürt man immer noch Leidenschaft in ihm. Ich mag leidenschaftliche Männer.«

8
    Am nächsten Morgen lagen neben dem Frühstückstisch

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