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Satans Bruder

Satans Bruder

Titel: Satans Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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ich komme mit.«
    Er zuckte mit den Schultern und wir gingen zusammen den Weg zum Haus hinauf.
    »Wie gehen die Impfungen voran?«
    »Nächstes Jahr werden wir durch sein.«
    »Harte Arbeit?«
    »Eigentlich nicht. Die Leute verstehen, dass es zu ihrem Besten ist.«
    »Sie haben einen bewundernswerten Rhythmus. Ich habe Sie gestern beobachtet.«
    »Tja, der Rhythmus liegt uns eben im Blut.«
    Der Geschmack in meinem Mund war so bitter wie sein Gesichtsausdruck und wir schwiegen, während wir den Weg hinaufgingen.
    »Tut mir Leid, das hätte ich nicht sagen sollen«, entschuldigte sich Ben, als wir am Springbrunnen waren. »Normalerweise habe ich keine Probleme mit Rasse und so.«
    »Ich auch nicht. Mein Fehler. Vergessen Sie's.«
    »Ich bin ziemlich müde. Das Baby war die ganze Nacht wach.«
    »Wie alt ist es denn?«
    »Sechs Monate.«
    »Junge oder Mädchen?«
    »Ein Mädchen. Die anderen haben immer durchgeschlafen, aber diese ist anders.«
    »Ich verstehe. Dr. Bill hat was von Kleiderordnung und ›leger‹ gesagt. Was heißt das? Jeans und Jackett?«
    Er lächelte dankbar. »Weiß der Himmel. Das ist typisch Militär: Vorschriften, die niemand erklärt. Waren Sie dabei?« »Nein.«
    »Ich habe es versucht. Nach einem Monat war mir klar, dass es nichts für mich war, aber da hatte ich schon keine Wahl mehr. Ich sagte ihnen, ich interessierte mich für Medizin, und sie steckten mich in ein Krankenhaus auf Maui, wo ich meine Zeit damit verbrachte, den Jungs die Seeigelstachel aus den Füßen zu ziehen. Ich war nie auf einem Kriegsschiff, obwohl ich das Meer liebe.«
    »Tauchen Sie auch?«
    »Früher, ja. Ich bin auch gesegelt. Ich hatte einen alten Katamaran, auf dem ich mit Dennis hinausgefahren bin, an den paar Tagen im Jahr, wenn genug Wind war. Aber jetzt, wo ich Kinder habe, fehlt mir die Zeit dazu. Dr. Bill hält mich natürlich auch auf Trab. Aber ich beschwere mich nicht. Es ist mir ganz lieb so.«
    Sein Lächeln war offen und warm.
    Vor dem Haus parkte ein zerbeulter grauer Datsun und eine kleine, chinesisch aussehende Frau stieg aus. Sie hatte ein porzellanweißes Gesicht mit großen Augen, sehr kurzes Haar und trug eine rote Bluse und Bluejeans. Sie lächelte mir zu und gab Ben ein Sandwich in Wachspapier.
    Er küsste sie auf die Wange. »Danke, Schatz. Dr. Delaware, darf ich vorstellen: Claire, meine Frau. Claire Chang Romero.«
    Wir gaben uns die Hand und Ben fragte sie: »Ist alles in Ordnung zu Hause? Ich freue mich schon auf unser großes Essen.«
    »Erst sind die Hausaufgaben dran. Cindy ist nicht besonders gut im Rechnen und Ben junior müssen wir bei einem Aufsatz helfen.«
    Er war nicht groß, doch neben ihr wirkte er wie ein Riese. Er legte einen Arm um ihre Schultern und brachte sie zum Wagen. Ich ließ die beiden allein und ging ins Haus.
    »Leger, aber sauber« bedeutete für Robin ein langes, ärmelloses Kleid mit chinesischem Kragen und hohen Seitenschlitzen. Ihr Haar hatte sie hochgesteckt und sie trug Ohrringe mit Zuchtperlen, die wie Monde schimmerten.
    Ich zog das Leinenjackett an, das Robin mir für die Reise gekauft hatte, eine bequeme Hose und ein blaues Hemd und band mir eine kastanienbraune Krawatte um.
    »Sehr modisch«, sagte sie und tätschelte mir das Haupt.
    Spike schaute mit großen Augen an uns herauf und bellte wie eine Jagdtöle. So bettelte er gewöhnlich um Aufmerksamkeit.
    »Mein armes Baby!« Robin kniete sich hin und bemutterte ihn ein wenig. Dann lockte sie ihn mit einem extragroßen Keks in seinen Stall und küsste ihn zwischen den Gitterstäben hindurch, was er mit einem tiefen Schnaufer quittierte.
    »Was ist denn los, Spike?«
    »Wahrscheinlich vermisst er sein MTV«, sagte ich. »Nach seiner inneren Uhr müsste jetzt irgendwo in seiner Nähe ein Fernseher anspringen.«
    »Ach, das tut mir so Leid, Baby. Wir haben hier leider kein Fernsehen. Wir müssen ohne auskommen.«
    Kein Fernsehen, keine Tageszeitung und die Post kam alle zwei Wochen per Boot.
    Wir waren von der Welt abgeschnitten, doch bislang hatte es mir erstaunlich wenig ausgemacht. Wie es auf Dauer gehen würde, war eine andere Frage.
    Doch wie kamen die Inselbewohner damit zurecht? Moreland hatte in seinen Briefen die Isolation und Abgeschiedenheit betont. Er wollte uns darauf vorbereiten, doch er schien auch ein wenig stolz darauf zu sein.
    Schließlich gehörte er zu den Leuten, die noch Telefone mit Wählscheiben benutzten.
    Er lebte sein Leben in einer Welt, die er sich selbst aufgebaut hatte. Er

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