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Satans Bruder

Satans Bruder

Titel: Satans Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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wirklich: um dir Angst einzujagen.«
    »Den Eindruck hatte ich nicht. Es gab keinerlei Feindseligkeit zwischen uns, im Gegenteil, je mehr Zeit ich mit ihr verbrachte, desto freundlicher wurde sie. Ich dachte, ich würde ihr helfen, mit dem Tod ihres Mannes fertig zu werden.«
    Und wie sie damit fertig geworden war: In zwei Tagen hatte sie sich von der trauernden, von Beruhigungsmitteln halb betäubten Witwe in die Frau verwandelt, die Moreland mitten in der Nacht regelrecht verhört hatte.
    »Ist dir aufgefallen, wie sie Moreland ausgefragt hat?«, teilte ich meine Gedanken mit Robin. »Der Mord käme ihr bestimmt gelegen, wenn sie ein Interesse daran hat, dass Aruk zugrunde geht.«
    »Doch warum will die Firma Aruk erst schädigen, wenn sie vorhaben, hier zu bauen?«
    »Vielleicht hoffen sie, so billiger an das Land zu kommen. Stasher-Layman ist hinter öffentlichen Projekten her. Selbst Milo weiß davon. Sie bauen Sozialwohnungen, Gefängnisse und so weiter.«
    »Sozialwohnungen können es wohl nicht sein, wenn die Leute hier alle verschwinden. Ein Gefängnis könnte ich mir schon eher vorstellen ...«
    »Genau. Es gäbe keine Proteste. Und wohin würde man Verbrecher lieber verfrachten als auf eine abgelegene, öde Insel? Politisch gesehen wäre es perfekt, und da kommt Hoffman ins Spiel. Vielleicht bezahlt Stasher-Layman ihn dafür, einen passenden Ort zu finden, und er ist auf Aruk gekommen, weil er es aus seiner Marinezeit kennt und weil er weiß, dass man hier kaum Wähler verlieren kann. Solange er das Gefängnis - oder was immer sie vorhaben - als Teil eines allgemeinen Investitionsplans für die amerikanischen Pazifikinseln darstellt, wird niemand daran denken, dass Hoffman selbst dabei verdienen konnte. Im Moment würde dem Ganzen nur Bill im Weg stehen, weil er hier so viel Land besitzt. Das könnte auch der Grund sein, weshalb Hoffman hergekommen ist. Vielleicht hat er ihm ein letztes Angebot unterbreitet und Bill hat es abgelehnt. Hoffman könnte ihn unter Druck gesetzt haben. Vielleicht hat er ihm sogar gedroht.«
    »Womit hätte er ihn bedrohen können?«
    »Das weiß ich nicht, aber ich habe das Gefühl, es gibt irgendetwas zwischen den beiden, das sehr lange Zeit zurückreicht. In unserem ersten Gespräch redete Moreland von schlechtem Gewissen. Er sprach ganz allgemein, aber vielleicht hat er die ganzen Jahre den selbstlosen Arzt gespielt, weil er für irgendetwas Buße tun wollte.«
    »Wenn er wirklich einem großen Projekt im Weg steht, könnte er in ernster Gefahr sein«, sagte Robin besorgt. »Meinst du, er ist sich bewusst, mit wem er sich da anlegt?«
    »Ich weiß nicht, was ihm bewusst ist und was er lieber verdrängt. Der Mann ist mir ein Rätsel. Aber er ist sehr stur, das steht fest.«
    »Und nicht nur er wäre in Gefahr, sondern auch Pam, seine Erbin.«
    »Wenn sie das ist.«
    »Bezweifelst du das etwa?«
    »Ich weiß nicht. Sie hat keine Wurzeln hier und Bills wirkliches Kind scheint diese Insel zu sein, nicht Pam. Er redet mit ihr weder über seine Forschung noch über sonst irgendetwas. Du hast gesehen, wie überrascht sie war, als er ihr Bens Familiengeschichte darlegte. Sie ist eine Außenseiterin und ich würde mich nicht wundern, wenn er alles jemand anderem hinterließe. Jemandem, dem Aruk ebenso viel bedeutet wie ihm.«
    »Du meinst Ben?«, sagte sie ungläubig.
    »Warum nicht? Er hat ihn damals so gut wie adoptiert.«
    »Und als verurteilter Mörder wäre er aus dem Weg.«
    »Allerdings. Das Problem ist nur, dass nichts, was ich bis jetzt über ihn weiß, für seine Unschuld spricht, im Gegenteil: Bill hat ihn mir nur noch verdächtiger gemacht. Er hatte Zugang zu der Mordwaffe, zu Bettys Akte und zu AnneMaries Autopsiebericht. Und weißt du noch, wie seltsam es uns vorkam, dass er nach dem Flugzeugabsturz keinerlei Mitgefühl zeigte? Und wie er die Kinder geimpft hat, wie mechanisch er dabei wirkte? Nimm dann noch Alkoholsucht und eine versaute Kindheit dazu, und du hast das Lehrbuchprofil eines Psychopathen. Vielleicht sind selbst seine Verehrung für Bill und sein Engagement für die Insel nur vorgetäuscht. Vielleicht ist er bloß hinter Bills Geld her.«
    »Wer weiß ... Du hast Recht, er macht den Eindruck, als wär er sehr kalt, aber erinnere dich doch an das Abendessen. Glaubst du, er hätte da sitzen und Claires Geigenspiel lauschen können, wenn er ein paar Stunden später jemanden bestialisch ermorden wollte?«
    »Bei einem Psychopathen wäre das nichts

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