Satans Erbe (German Edition)
erst, als sie anfing, mit den Zähnen zu klappern. Sie fühlte sich wie ein Eisklotz, als sie die Polizeiwache erreichten, obwohl die Fahrt nur wenige Minuten gedauert hatte.
Drinnen erwartete sie ein Stadtpolizist, der in eine Zeitschrift versunken hinter einer Theke saß. Darauf brannten vier dicke rote Kerzenstummel auf einem Adventskranz, um den herum sich zahllose trockene Tannennadeln ein trauriges Stelldichein gaben.
Der Polizist legte das Magazin zur Seite, stand auf und trat an die Theke heran. »Was kann ich für Sie tun?«
Benni öffnete den Mund, aber Petra kam ihm zuvor. »Meine Schwiegereltern, Thomas und Constanze von Felthen. Sie wollten gestern Abend zu uns kommen, doch sie sind bis jetzt nicht aufgetaucht. Mein Mann ist die Strecke in der Nacht abgefahren, hat jedoch keine Spur von ihnen gefunden. Ihr Haus in Thun ist leer, die Garage auch. Sie sind also mit ihrem Jaguar unterwegs.«
Der Beamte hörte geduldig zu, bis Petra geendet hatte. Gleichzeitig machte er sich Notizen.
»Sind Sie sicher, dass Ihre Schwiegereltern nicht ihre Pläne geändert haben und zu einem Urlaub aufgebrochen sind?«
Petra riss die Augen auf. »Ganz bestimmt nicht. Wir waren definitiv zur Bescherung und zum Essen am Heiligen Abend verabredet. Sie würden nie ihre Enkel …« Ihr versiegten die Worte.
»Sie sagten, Ihr Mann sei die Strecke in der Nacht abgefahren. Um welche Uhrzeit war das?«
»Gegen 23:00 Uhr.«
»Sind Sie der Ehemann?« Der Polizist musterte Benni.
»Der Schwager.«
»Mein Mann ist noch mal ins Haus meiner Schwiegereltern gefahren und wartet auf meinen Anruf.«
»Können Sie ihn dort erreichen? Vielleicht sind Ihre Schwiegereltern wieder zu Hause.«
»Ja. Ja, gewiss. Ich kann es versuchen. Wenn ich das Telefon benutzen darf?«
Der Polizist drehte sich um und griff nach dem Apparat auf dem Schreibtisch. Er musste am Kabel zerren, bevor er ihn auf die Theke vor Petra stellen konnte.
Wie in Trance drehte sie die Wählscheibe. Sie ließ es einige Male klingeln. »Er ist noch nicht da. Kann ich es in ein paar Minuten noch mal probieren?«
»Natürlich. Lassen Sie uns in der Zeit die Daten Ihrer Schwiegereltern aufnehmen. Name, Geburtsdatum, Anschrift?«
Petra gab die gewünschten Auskünfte.
»Wie lautet das Kennzeichen des Wagens?«
Fragend sah Petra Benni an, der darüber besser Bescheid wusste. Er konnte auch die nächsten Fragen nach Fahrzeugtyp und Baujahr beantworten.
Etwas später griff Petra erneut zum Telefon.
»Hallo?«
»Hallo Arno. Ich bin’s. Sind deine Eltern daheim?«
»Nein, alles wie heute Nacht. Gibt es eine Unfallmeldung?«
»Ich glaube nicht.«
»Dann komme ich zurück. Wo treffen wir uns?«
Petra schaute zu dem Wachmann auf, der sie um mehr als eine Kopflänge überragte.
»Macht es Sinn, dass mein Mann hierherkommt?«
Benni schaltete sich ein. »Ich kann genauso die Vermisstenanzeige aufgeben. Ich bin der zweite Sohn der Familie.«
Petra verabschiedete Arno mit der Vereinbarung, sich schnellstmöglich zu Hause zu treffen. Es dauerte nur noch wenige Minuten, die restlichen Formalitäten aufzunehmen. Der Beamte hatte zwischenzeitlich die Reviere in Thun und Bern informiert. Aus Bern sollte sich schnellstmöglich ein Team auf den Weg machen. Gleichzeitig wurden die Besatzungen aller verfügbaren Streifenwagen aufgefordert, nach dem Jaguar Ausschau zu halten. In Thun würde eine groß angelegte Suchaktion gestartet werden. Doch die Vorbereitungen dauerten ihre Zeit. Am Weihnachtstag hatten die meisten Beamten dienstfrei und mussten über die Bereitschaftskette herbeigerufen werden. Das konnte einige Stunden in Anspruch nehmen, hatte der Polizist erklärt. Er empfahl Petra und Benni, nach Hause zurückzufahren und auf das Eintreffen der Kollegen zu warten.
»Mehr können wir im Moment nicht tun. Ich versichere Ihnen, dass ich und meine Kollegen alles in unserer Macht Stehende veranlassen werden.«
Du Esel, dachte Petra. Fehlte noch, dass er ‚Machen Sie sich keine Sorgen‘ hinzusetzte. Die Familie von Felthen war in der Gegend bekannt wie manch ein Politiker nicht. Es war mehr als naheliegend, dass jemand ihre Schwiegereltern entführt haben könnte.
Sie verabschiedeten sich hastig und Petra sah im Hinausgehen, wie der Beamte erneut zum Telefonhörer griff.
»Wenigstens scheint es, als würde er sich an die Sache dranhängen«, sagte Benni. Er öffnete ihr die Wagentür.
»Hoffentlich mit Erfolg.« Sie konnte ihr Zittern nicht unterdrücken, doch es rührte
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