Satans Erbe (German Edition)
Gefolge von Jacques de Molay. 1297 kam er mit den Tempelrittern nach Zypern. Zwar war er kein Ordensmitglied, aber er hatte es geschafft, dass Jacques seine Hand schützend über ihn hielt. Was diesen dazu veranlasst hatte, blieb Jakobs Geheimnis. So wie er andere Geheimnisse wahrte. Er grinste.
Die fünf Eingeweihten verehrten Jacques de Molay, sie hätten ihr Leben für ihn gegeben. Jetzt ehrten und achteten sie ihn.
Jakob dachte oft an das Ereignis, das seinem Glauben die endgültige Bestätigung gab.
Das Pergament!
Es entstammte dem Erbe seines Vaters, davon war er überzeugt gewesen, als ihm vor vielen Jahren eines Abends ein Bote wortlos eine Botschaft überreicht hatte. Die folgenden Jahre verbrachte Jakob daraufhin mit der Suche nach der Schriftrolle und der Reliquie. Am Ende war es nicht die Botschaft, sondern ein blutroter Strahl, der ihn zum Versteck führte. Von da an lag die Zukunft klar vor ihm und er folgte seiner Bestimmung.
Die Zeit war gekommen, seine Zeit. Er war 70 Jahre alt und er wusste, nur er konnte der Auserwählte sein. Man schrieb das Jahr 1332. Zwei mal 666, versuchte er zum wiederholten Mal nachzurechnen.
Die Mathematik fiel ihm schwer. Nur mit Mühe konnte er die Zahlen in den Sand malen und er erinnerte sich nur schwach an den Rechenweg, den ihm einst ein langjähriger Freier seiner Mutter beigebracht hatte. Damals hoffte er vergebens, dass sie heiraten würde und sie endlich ein normales Leben führen konnten.
Jakob blickte in den Himmel. Nicht mehr lange bis zur Zeremonie, die Sonne stand zur Hälfte hinter dem Zenit. Andächtig senkte er den Blick und richtete ihn auf das schwarze Zeichen an seiner rechten Hand. Eine blühende Rose. Das war ihr Erkennungsmal, das Zeichen der ›Engel der Schwarzen Rose‹.
Er wischte sich den Schweiß von der Stirn.
Die Luft flimmerte vor Hitze und ihm fiel das Atmen schwer, obwohl er im Schatten eines riesigen Olivenbaums stand. Das Bad, das er gleich nehmen würde, würde ihm guttun.
Bevor er sich auf den Weg zu dem Tümpel machen konnte, der sich aus einer Quelle nährte und verborgen zwischen wuchtigen Felsbrocken lag, kam Matthias, einer seiner Jünger, keuchend auf ihn zugerannt.
»Meister, der Kelch ist nicht voll geworden.«
Jakob schüttelte den Kopf. »Egal, es wird ausreichen. Wir haben keine Zeit mehr. Ist das Weib bereit?«
»Ja, Meister. Es ist alles vorbereitet. Wir können anfangen. Cunrad und Steffen erwarten dich.«
Er stieß sich mühsam vom Baum ab und schritt mit steifem Gang den kaum wahrnehmbaren Pfad Richtung Höhle entlang. Er mied penibel Büsche und Gestrüpp, um keiner Schlange nahe zu kommen. Diese gottverdammten giftigen Viecher. Beinahe wäre sein Plan gescheitert. Erst zwei Monate zuvor war einer seiner Jünger von einer Schlange gebissen worden und innerhalb von Tagesfrist gestorben. Es hatte Jakob einige Mühe gekostet, einen Ersatz für ihn zu finden. Sie mussten zu sechst sein, wenn das Ritual ausgeführt wurde. Doch das Glück war ihm letztlich wie seit Langem hold. Er fand einen Eremiten in den Bergen des Tróodos-Gebirges, der zwar taub und stumm war, sich ihnen aber anschloss und ihren Anweisungen penibel Folge leistete.
Gleich am ersten Tag hatten sie Ali, wie sie ihn getauft hatten, das Mal in die rechte Hand gestochen. Ali hatte ein glückliches Lächeln gestrahlt und seine verfaulten Zähne mit der riesigen Lücke im Oberkiefer gezeigt. Ali strahlte selbst noch, als sie den Schäfer, den sie zuerst eingefangen hatten, um ihn für sich zu gewinnen, eine Steilklippe hinab ins tosende Meer stießen. Dummer Idiot. Warum wollte er nicht dazugehören? Der Schäfer hatte sich mit Händen und Füßen gewehrt, als sie ihm ihre Tätowierung zeigten und ihm zu vermitteln suchten, dass er einer von ihnen werden sollte. Er bekreuzigte sich stundenlang und seine Bewegungen wurden so schnell, dass man den Eindruck bekam, er male Kreise vor seinem Kopf und Oberkörper. Jakob hoffte, dass Ali die Zeremonie ebenso gelassen hinnehmen würde, wie er alles andere akzeptiert hatte. Dies war das einzige Risiko, das er zum Gelingen sah. Ihm blieb keine Wahl, als sich ein weiteres Mal auf sein Glück zu verlassen.
Wenn nicht jetzt, dann erst wieder in 666 Jahren …
Jakob erreichte mit Matthias die Höhle. Cunrad und Steffen kamen auf ihn zu, hakten ihn beidseits unter und geleiteten ihn zur nahe gelegenen Quelle. Endlich. Es konnte beginnen.
Genussvoll ließ er sich von seinen Jüngern die Kleidung vom Körper
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