Satans Erbe (German Edition)
streifen und stellte sich unter den kühlen Wasserfall. Während das Nass auf ihn herabprasselte, konzentrierte er sich auf das Geräusch des Aufklatschens auf dem Felsboden, um seine Gedanken frei zu bekommen.
Trotz der Hitze begann er zu frieren. Jakob biss die Zähne zusammen. Er geißelte seinen alten Körper, bis er anfing, blau zu werden, bevor er aus dem Strahl hinaustrat. Sofort fing die Sonne auf seiner Haut an zu brennen und im Nu verdunsteten die Tropfen. Seine Jünger warfen ihm einen schwarzen Umhang über, was ihn erst recht zum Schwitzen brachte. Die Erfrischung war dahin.
Cunrad und Steffen verhakten ihre Arme ineinander, sodass sie zwischen sich einen Platz schufen, auf den er sich setzen konnte. Sie trugen ihn zurück zur Höhle und setzten ihn am Eingang ab. Ehrfürchtig überreichte Cunrad ihm das Pergament. Jakob kannte es auswendig.
Er trat vorsichtig ins Dunkel. Er wollte mit seinen nackten Füßen nicht gegen Steine stoßen und wartete, bis sich seine Augen an die Finsternis gewöhnt hatten. In einiger Entfernung sah er den flackernden Schein von Kerzen an den Felswänden spielen. Gerade stieß das Weibsstück einen schrillen Schrei aus. Sollte sie heulen und flennen, dachte er und verzog seine Mundwinkel.
Die Höhle unterteilte sich in mehrere natürliche Kammern. Sie nutzten sie, um die Zeremonie Schritt für Schritt durchzuführen. Eine Etappe je Kammer.
»Bahael ahhri ruhmain!«, donnerte Jakob und der Schall erfüllte dröhnend den Raum.
Cunrad und Steffen waren ihm gefolgt. Sie entzündeten Fackeln und aus der Schwärze schälten sich die Umrisse der wartenden Jünger und einer reich gedeckten Tafel.
Eine niedrige Steinplatte diente als Tisch, der vor Speisen überquoll. Die schwarz umhüllten Jünger gruppierten sich darum. Jakob nahm im Schneidersitz am Kopfende Platz.
»Bahael ahhri ruhmain!«, rief er noch lauter als zuvor.
Die Jünger stürzten sich auf die gebratenen Hähnchen und spülten die letzten Bisse mit dem selbst gemachten Wein hinunter, den sie eigens für die Zeremonie gekeltert hatten.
Als alle ihre Gefäße abgestellt hatten, erhob sich Jakob. Die anderen taten es ihm gleich.
Jemand schob eine Kiste vor seine Füße. Erwartungsvoll reihten sich die ›Engel der Schwarzen Rose‹ darum und blickten Jakob an. Er bückte sich und hob den Deckel des geflochtenen Korbes. Wütend quiekend quollen Dutzende Ratten über den Rand. Die seit Tagen ausgehungerten Tiere stürzten sich auf die Männer und nicht wenige Nager schlugen ihre spitzen Zähne in deren Fleisch.
Sie ertrugen den Schmerz still. Dies gehörte zu ihrer Prüfung und war Teil der Geißelungen, die sie erdulden mussten.
Die Ratten ließen von ihnen ab, als sie die Überreste der üppigen Mahlzeit entdeckten. Jakob drehte sich um, zog einen Vorhang beiseite und schob sich durch einen schmalen Spalt in die zweite Höhle. Nachdem alle eingetreten waren, rollten sie einen Felsbrocken davor, sodass die Ratten ihnen nicht folgen konnten.
»Weheleki ihla ahhri iktalah!« Jakobs Stimme klang nicht alt und gebrechlich, wie sein Körper es verlangt hätte. Die Grotte war viel kleiner als die erste, sodass Jakob seine ganze Kraft in den Ausruf legen musste, weil hier kaum ein Echo seine Beschwörung unterstützte.
Wieder entflammten Fackeln an den rauen Wänden. Er war auf die Szene gefasst, aber ihn schauderte dennoch.
»Weheleki ihla ahhri iktalah!«
Gleichzeitig stürzten sie sich auf die sich am Boden windenden Schlangen, die teilweise in undurchschaubaren Knäueln miteinander verwoben waren. Ali hatte die eingefangenen Tiere begutachtet und nur die Ungiftigen ausgesucht.
Mit bloßen Händen würgten und schlugen sie jedes einzelne Tier. Die schwarzen Umhänge fielen zu Boden. Sie rissen den Tieren mit den Fingern den Leib auf und rieben sich gegenseitig mit dem Blut der Reptilien ein, bis kein Fleck weißer Haut mehr zu sehen war.
»Fehmaahn ikriza teona ahhri awalag!« Jakob betrat die letzte Höhle. Diese war bereits von Hunderten Kerzen erleuchtet. Der Anblick des Mädchens erregte ihn. Nackt lag sie auf einem wuchtigen Altar, die Beine gespreizt, Hände und Füße gefesselt und festgebunden. Gieriges Verlangen überflutete ihn und sein Herz begann zu rasen. Bald würde er sein Ziel erreicht haben, seine Bestimmung erfüllt.
»Fehmaahn ikriza teona aahrg…« Jakob bemerkte noch, wie sich ungläubige Überraschung im Gesicht seiner Enkelin auf dem Altar abzeichnete, als er sich gepeinigt an die
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