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Satans Erbe (German Edition)

Satans Erbe (German Edition)

Titel: Satans Erbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maylynn
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mit der Situation um, damit Lisa nicht noch mehr Schaden nahm? Er wusste es nicht. So kurz vor dem Fest würde man keinen Termin bei einem Facharzt mehr bekommen, oder? Die Woche hatte eben erst begonnen, doch er nahm an, dass die meisten Praxen bereits geschlossen, die Ärzte den Weihnachtsurlaub angetreten hatten. Martha sollte es dennoch versuchen, aber er hegte keine große Hoffnung. Er wagte einen Vorstoß. »Was machen wir Weihnachten?«
    Arno sah ihn erstaunt an. »Weihnachten?«
    »Sonntag ist Heiligabend.«
    Arno blickte stumpf vor sich hin. »Ich kann nicht Weihnachten feiern …«
    »Das darfst du Lisa nicht antun.«
    »Ich weiß.«
    »Was also werden wir tun?«
    »Keine Ahnung.«
    »Da sind wir ja zu zweit. Ich gehe mal Martha suchen.«
    »Heißt das, du bleibst?«
    »Vorerst.«
    »Danke, Benni. Ich verspreche …«
    »Ich weiß!«

32.
     

Villa Felthen
Interlaken, Schweiz
Februar 1976
     
     
    W arum war nur alles wieder beim Alten? Wo waren all die guten Vorsätze geblieben? Benni grübelte seit mehr als einer Stunde. Er lag auf seinem Bett und ließ die letzten Wochen Revue passieren. Das Weihnachtsfest war nicht zu einem Desaster geworden, sondern entgegen aller Befürchtungen wunderschön. Sie hatten ungeheures Glück und bekamen einen Tag nach Arnos Gefühlsausbruch einen Termin bei einer Ärztin. Martha konnte eine wahre Zauberin sein. Die Psychologin war eine kompetente und einfühlsame Frau, schätzungsweise Anfang 30. Sie kannte die Geschichte der Familie aus den Medien. Man musste ihr nicht viel erklären, sie verstand die Problematik ohne überflüssige Worte. Arno war gesprächsbereit und einsichtig. Ganz anders als vorher – ganz anders als jetzt schon wieder …
    Heiligabend waren sie nachmittags auf den Friedhof gegangen. Gemeinsam sangen sie an den Gräbern Weihnachtslieder, sprachen ein Gebet und erklärten Lisa, was eine Schweigeminute ist, die sie auch einlegten. Der Kleinen tat der Besuch auf dem Friedhof gut. Danach gingen sie in die Kirche. Martha hatte den Pfarrer wissen lassen, dass sie da sein würden und der Gute war mit seiner Predigt auf sie eingegangen. Er fand liebevolle und tröstende Worte, die sie in den nächsten Tagen noch begleiteten.
    Den Abend verbrachten sie mit Martha und Johnny. Es gab kein üppiges Festmahl und die Geschenke für Lisa fielen weniger reichlich aus als im letzten Jahr, was ihr nicht das Geringste ausmachte. Sie waren eine kleine, verschworene Gruppe, die Trauer schien bewältigt, ein Hoffnungsschimmer blitzte am Horizont. Am ersten Weihnachtstag brachte Johnny sie morgens zum Bahnhof. Für Lisa war es eine neue Erfahrung, mit der Eisenbahn zu fahren. Die meiste Zeit der mehrstündigen Reise presste sie ihre Nase ans Fenster und staunte über die vorbeihuschenden Häuser, Autos, Bäume und alles, was ihr ins Blickfeld geriet. Kam ein entgegenkommender Zug, zuckte sie von der Scheibe zurück, presste die Nase aber sofort wieder dagegen und versuchte, in den Abteilen des anderen Zuges Details zu erkennen. Einmal sah sie einen großen Hund, der die Schnauze an ein Fenster drückte, an sich vorbeifliegen. Sie lachte – das erste Mal seit Monaten.
    Lotte und Abraham ließen es sich nicht nehmen, sie persönlich vom Bahnhof abzuholen, obwohl es Abraham in der letzten Zeit gesundheitlich nicht gut ging und er nur noch mit Stock sehr kurze Wege laufen konnte. Lisa fiel ihren Großeltern in die Arme und wich in den nächsten Tagen ihrer Oma nicht mehr von der Seite. Petras Eltern bereiteten Arno, Benni und Lisa eine entspannte Woche. Sie sprachen häufig von Petra, Lena, Thomas und Constanze und es half. Zumindest Benni und Lisa. Aus Arno wurde Benni nicht mehr schlau. Bei ihrem Aufenthalt in Deutschland hatte er den Eindruck, dass es auch Arno guttat. Aber mittlerweile war die Situation wieder umgeschlagen und es war schlimmer als zuvor.
    Zwischen Weihnachten und Neujahr hatten sie ein paar Ausflüge gemacht, auf denen Oma Lotte sie begleitete. Einmal blieb Lisa bei Abraham daheim. Sie spielten den ganzen Nachmittag Mensch ärgere dich nicht und Lisa strahlte wie ein Honigkuchenpferd, weil sie ständig gewann. »Opa kann gar nicht richtig zählen. Immer setzt er seine Püppchen falsch oder vergisst, mich zu schmeißen.«
    Hinter ihrem Rücken fing Benni Abrahams verschmitztes Lächeln auf. Den Ausflug ohne Lisa hatten sie genutzt, um sich in Ruhe zu unterhalten. Lotte bot an, für ein paar Monate in die Schweiz zu kommen, doch Arno lehnte ab. Er wollte

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