Satans Erbe (German Edition)
dem Eingang abgestellt hatte, stieg er aus und öffnete den Kofferraum. Benni hielt ihm das Gepäck entgegen, das Johnny sorgfältig verstaute.
Arno trat aus dem Haus. Auch er trug eine Reisetasche, die er dem Chauffeur entgegenstreckte. Dann ließ er sich die Fahrzeugschlüssel in die ausgestreckte Hand reichen und ging um die Limousine herum zur Fahrertür. Vor dem Einsteigen sagte er zu Benni: »Schau mal auf den Rücksitz.«
Benni tat, wie ihm geheißen. »Ein Kindersitz?«
»Genau. Schnall Lisa darin an.«
»Reicht es nicht, wenn sie den Gurt anlegt, wie bisher?«
»Nein. Ich habe gelesen, dass diese Dinger eine höhere Sicherheit bieten. Bis zwölf Jahre.«
»Und wie funktioniert das?«
Arno zuckte die Schultern.
Nachdem Benni unter vereinten Kräften mit Johnny und Martha das System durchschaut hatte, ließ Lisa sich widerspruchslos in die Sitzschale gleiten und anschnallen. Sie fand es klasse, dass sie höher auf der Rückbank saß und besser aus dem Fenster sehen konnte. Benni war glücklich, dass es keinen Zank wegen Arnos Anweisung gegeben hatte, auf die Lisa stets gereizt reagierte und erkannte im Augenwinkel Arnos selbstzufriedenes Lächeln.
Die Laune war gut, als sie die Einfahrt hinabrollten, von Johnny und Martha winkend verabschiedet.
Knapp 900 Kilometer Fahrt lagen vor ihnen. Sie würden einen Umweg über Venedig machen und dort übernachten. Arno hatte in einer kleinen Pension eingebucht. Bis Venedig würden sie circa sieben Stunden brauchen. Benni hoffte, dass Lisa die Strecke nicht zu lang werden würde.
Das Gegenteil war der Fall, sie wurde nicht müde, jedes Detail der Umgebung in sich aufzusaugen. Die Sonne lachte von einem strahlend blauen Himmel, als sie am Nachmittag ankamen. Am San Giulano-Parkplatz in Mestre stellten sie den Wagen ab und fuhren mit ihren Rucksäcken beladen mit dem Zug nach Venedig.
Lisa war ruhig geworden. Entweder war ihre Aufregung abgeklungen, oder sie ließ sich nichts davon anmerken, oder sie war vor Reisefieber verstummt. Benni warf ihr hin und wieder einen verstohlenen Seitenblick zu und stellte zufrieden fest, dass sich ein glückliches Strahlen in ihre Augen geschlichen hatte.
In Venedig angekommen, checkten sie in einer Pension ein, der Locanda Orsaria , wenige Schritte vom Bahnhof entfernt.
Benni wunderte sich, dass Arno keinen feudalen 5-Sterne-Schuppen ausgewählt hatte. Die Gastwirtin Orsaria begrüßte ihre Gäste persönlich in der für Südländer offenen und herzlichen Art. Lisa musste sich an ihre riesigen Melonenbrüste drücken lassen und genoss die offensichtliche Zuneigung der Dame. Schließlich gelang es ihnen, sich der Fürsorglichkeit zu entziehen und sie verbrachten einen harmonischen Abend, selbstverständlich mit der obligatorischen Gondelfahrt, dem Besuch der Rialtobrücke und einem köstlichen Essen in einem Fischlokal.
Nach einem reichhaltigen Frühstück in dem winzigen Frühstücksraum des Hotels brachen sie am nächsten Morgen zeitig auf. Riccione kam näher.
Mittlerweile hatte sich Lisa so weit beruhigt, dass sie ihre Sprache wiedergefunden hatte. Zu allem, was sie sah, stellte sie Fragen, die zum Teil sogar Arno beantwortete.
Als Lisa das Ortsschild las, jubelte sie auf. »Wir sind da, wir sind da. Ich kann das Meer sehen!« Sie presste die Nase an das Fenster und versuchte, durch die Gassen hinweg einen Blick auf die blaue Weite zu erhaschen.
In der Mitte des Ortes bog Arno an einer Kreuzung ab, die sie wieder aus dem Zentrum hinaus Richtung Landesinnere führte.
»Wo fährst du hin? Ich dachte, unser Hotel liegt am Strand?«
»Lasst euch überraschen.«
Mehr war aus Arno nicht herauszubekommen. Nach wenigen Minuten bogen sie von der Landstraße auf einen schmalen Schotterweg ab. Rumpelnd suchte sich der Wagen die Spur durch zahlreiche Schlaglöcher. Am Ende des Weges öffnete sich von hohen Bäumen begrenzt eine Lichtung, in deren Mitte ein Häuschen aus Holz stand, das von einer Veranda umfasst wurde. Ein wunderschöner Blick tat sich dem Betrachter von dieser hügeligen Position auf, hinunter über den Ort auf das Meer hinaus. Benni konnte sich nicht dafür begeistern, sondern wandte besorgt sein Augenmerk auf Lisa.
Ihre Miene war versteinert. Sie hatte sofort begriffen, dass dies nicht ihr versprochenes Familienparadies war.
»Nimm es nicht so schwer«, flüsterte Benni ihr zu, während Arno das Gepäck ins Haus schaffte. Er schien überhaupt nicht mitzubekommen, welches Unheil er erneut angerichtet hatte.
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