Satans Erbe (German Edition)
annehmbaren Winkel für einen Selbstmord. Der Peruaner, von dem ich das Rauschgift gekauft hatte, versicherte mir, es hätte einen sehr hohen Reinheitsgehalt. Wehe, wenn nicht!
Ich beließ die Spritze in der imposanten Vene des Professors, fand das zweite zu Boden gefallene Glas und steckte es ebenfalls ein.
Da Heinrich versorgt war, ging ich zurück in den Keller. Ich wischte sorgfältig alles ab, was ich angefasst hatte, schnappte mir Block und Kugelschreiber und hob den Holzrahmen hoch, zwischen dessen Glasscheiben mein Pergament lag. Niemals hatte König darüber geredet, wo und wie er es lagerte. Hätte er es dem Wert entsprechend in einem Panzerschrank aufbewahrt, hätte ich auch diesen mit aus dem Haus schleppen müssen.
Ich lachte schallend, ließ das Licht brennen und die Geräte laufen. Prüfend sah ich mich ein letztes Mal um, dann stieg ich die Stufen hinauf und entfernte alle zehn Sender.
Der Professor lag unverändert auf dem Perserteppich und sah recht blass aus. An der Halsschlagader erkannte ich, wie sein Puls raste. Wäre er nicht betäubt, hätte er vielleicht Krämpfe gehabt oder sich übergeben. Aber ich war ja kein Unhold.
Ich platzierte den Zettel, den er vorhin so folgsam geschrieben hatte, auf dem Schachbrett.
»Schachmatt, Heinrich König«.
Der sollte nur dankbar sein, dass er nicht Metzger mit Zunamen hieß, setzte ich in Gedanken hinzu und hoffte, dass auch ein nicht völlig beschränkter Bulle sein Ableben als Suizid erkennen würde. Ich gluckste vergnügt und vertrieb die Bilder von überdimensionalen Fleischerhaken aus dem Kopf …
Aus des Professors Kehle drangen seltsame Geräusche. Ob er seinen Inhalator brauchte? Grinsend beugte ich mich hinunter. Nein, der brauchte nichts mehr. Das Pochen an seinem Hals hatte aufgehört.
Ich klemmte mir den Holzrahmen mit den Glasplatten unter den einen, die Mappe unter den andern Arm und verließ das Reihenhaus. Beschwingt schlenderte ich durch Hamburg-Mitte bis zum Bahnhof. Es wurde Zeit, Jörg zu besuchen.
Der kühle Wind wirbelte Blätter die spärlich beleuchteten Gassen entlang.
58.
Schweiz
Basel
Oktober 1982
B asel war die ideale Stadt, um weiterzuforschen. Höchstwahrscheinlich hatte ein Mönch in der Schweiz 1452 nach Christus den Anhang zu dem Pergament verfasst.
Die Universität Basel beherbergte eine der bedeutendsten Bibliotheken und war nur zwanzig Jahre nach der Niederschrift des Anhangs meines Pergaments gegründet worden. Die Bibliothek führte einen fulminanten Bestand an historischen Handschriften und Drucken, hauptsächlich aus den umliegenden Klöstern.
Vor zwei Jahren waren Jörg und ich nach Basel gezogen. Einem meiner neuen Jünger verdankten wir mittlerweile eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung.
Ich blickte aus dem Wohnzimmerfenster auf das Spalentor. Unsere Wohnung hatten wir so nahe wie möglich am Universitätsgelände gewählt. Wir schickten zusammenhanglose Stücke aus Königs Abschrift und dem Anhang an verschiedene Kapazitäten. Die wertvollen Originale ruhten in einem Banksafe. Qualvolle Monate düsteren Nichtstuns vergingen, bis nach und nach die Übersetzungen eintrudelten.
Während unserer freien Zeit bemühten wir uns, diese zu deuten. Zwischendurch hatte Jörg ein paar wenige, aber umso lukrativere Brüche gedreht, damit wir die Rechnungen zusätzlich zu der Miete und den laufenden Kosten begleichen konnten. Hin und wieder hatte ich eingreifen müssen, denn nicht immer war es so einfach gewesen wie damals der Tankstellenüberfall in Thun.
Ich musste grinsen, als ich daran dachte, wie leicht der Typ es mir gemacht hatte. Eigentlich wollte ich einen Strick oder ein Abschleppseil besorgen und eine Brechstange, irgendetwas, das mir den Überfall auf die Felthens erleichtern sollte. Da hatte der Tankwart seine Knarre gezogen … und es war für mich ein Kinderspiel, sie dem vor Angst schlotternden Heini abzunehmen.
Nachdem unsere finanzielle Situation einigermaßen abgesichert war, hatten Jörg und ich uns auf die Forschung konzentriert und unsere Erfolge waren beachtlich. Wir konnten uns rühmen, einen Großteil der Übersetzungen entschlüsselt zu haben, insbesondere, was die Zeremonie und alle erforderlichen Vorbereitungen betraf.
Das Pergament! Unendliche Weisheit sprach daraus. Es war das kostbarste Geheimnis der Weltgeschichte und es galt, meine Aufgabe zur rechten Zeit zu vollenden.
Die Ketten an der Wohnungstür klapperten und Jörg kam atemlos hereingestürmt. Seine Akne
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