Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Satans Eulen

Satans Eulen

Titel: Satans Eulen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Wir saßen nicht weit von dem Kapitän entfernt an einem runden Tisch. Er hieß Linkart, war ein blondhaariger Seebär mit breiten Schultern, sah gut aus in seiner Uniform und wurde von zahlreichen, nicht nur allein reisenden Frauen angehimmelt. Unser Tisch befand sich zum Glück weit von der Kapelle entfernt. Das war mir auch sehr lieb, denn laute Musik schädigte mein Trommelfell.
    »Hast du dich verlaufen?« fragte Bill, als ich meinen Stuhl zurückschob, Platz nahm, und mir die Smokingjacke aufknöpfte.
    »Nein, warum?«
    »Du bist spät dran.«
    »Na ja. Ich war noch an Deck.«
    »Man riecht es«, sagte Sheila und lächelte mich süffisant an.
    »Wieso?« Ich tat unschuldig.
    »Deine Parfümwolke, die du verströmst, stammt sicherlich nicht aus einer Herrenserie. Und gerochen habe ich sie hier auch schon in der Nähe.«
    Ich merkte, wie mir das Blut zu Kopf stieg. Verdammt, ich wurde tatsächlich rot. »Es ist nicht so, wie ihr denkt.«
    »Ha, ha, das kann jeder sagen«, stellte sich Bill auf die Seite seiner Frau.
    »Und wie geht es Johnny?« fragte ich.
    Bill schüttelte den Kopf. »Lenk nicht vom Thema ab, alter Schwede.«
    »Wenn schon Norweger.«
    »Oder Däne«, sagte Sheila.
    »Wieso?« Ich schaute sie an.
    Sheila lächelte wie Sue Ellen in der Dallas-Serie. »Ist doch klar. Ich habe mich mit einer gewissen Martina Carlsson, einer Dänin, unterhalten und bei ihr das gleiche Parfüm gerochen, wie bei dir.«
    Bill fing an zu lachen und schlug leicht mit der flachen Hand auf den Tisch. »Das finde ich stark. John Sinclair als Tröster alleinreisender Frauen. Klasse, wirklich.«
    Ich beugte mich vor. »Weißt du was, mein Lieber? Du müßtest mal zum Augenarzt gehen. Vielleicht ist dir entgangen, daß nicht ich der Tröster bin, sondern der schöne Chefsteward mit seinen blonden Locken. Ich bin der Frau nur aus Zufall oben an Deck begegnet.«
    »Das kann jeder sagen.«
    »Und was wollte sie von dir?« erkundigte sich Sheila. Mit der Antwort wartete ich, weil der Aperitif serviert wurde. In einer hellen, etwas gelblich schimmernden Flüssigkeit schwamm eine Erdbeere, wir prosteten uns zu, und stellten alle drei fest, daß das Getränk gut schmeckte.
    Ich war Sheila noch eine Antwort schuldig und erklärte ihr, was auf Deck vorgefallen war. Auch Bill hörte aufmerksam zu. Ein paarmal schüttelte er den Kopf.
    »Von einem Vogel soll sie angegriffen worden sein?« fragte er erstaunt.
    »Ja, Bill. Mich hätte er auch fast erwischt.«
    »Seit wann sind Möwen so angriffswütig und aggressiv?« wollte Sheila wissen.
    Ich schaute sie an. Bezaubernd sah sie aus. Das schwarze Kleid ließ die Schultern fast frei. Es hing nur an zwei schmalen Trägern über der Haut, die von den Spitzen der locker fallenden blonden Haare berührt wurden. Sheila war dezent geschminkt. Sie hatte es nicht nötig, wie ein Malkasten herumzulaufen.
    »Wer sagt dir denn, daß es eine Möwe war, die uns angegriffen hat?«
    »Da hat John recht«, meinte Bill.
    Sheila schaute zuerst ihren Mann, danach mich an. »Welche Vögel gibt es denn sonst hier.«
    »Martina Carlsson sprach von einem Tier mit Totenschädel, vergiß das nicht.«
    Da lachte Sheila. »Entschuldigung, John, aber das kann ich nun wirklich nicht glauben. Was meinst du, Bill?«
    Der Reporter lachte nicht. Er trank einen Schluck und wiegte dabei den Kopf. »Na ja«, meinte er. »Es hört sich zwar unwahrscheinlich an, aber was haben wir schon nicht alles erlebt? Außerdem hast du den Vogel ja auch gesehen, John.«
    »Allerdings keinen Totenschädel. Das ging zu schnell.«
    »Jetzt hört aber auf. Ihr seid ja schon wieder im Dienst. Hier gibt es keine Geister, Dämonen oder Vögel mit Totenschädeln. Wir befinden uns auf einer herrlichen Fjordfahrt, erwarten ein tolles Essen, und ihr diskutiert schon wieder über den Job. Beim nächstenmal fahre ich nur mit Johnny, dann kann ich mich wenigstens erholen…«
    »Und den italienischen Schnulzensänger mußt du dabeihaben«, sagte Bill.
    »Wieso?«
    »Hast du denn nicht gesehen, wie der dich anhimmelt? Der starrt sich ja die Augen aus dem Kopf, der komische Schmachtlocken-Kastrat.«
    Sheila lächelte. »Eifersüchtig?«
    »Ach wo?«
    Ich mußte grinsen.
    »Meint ihr den Knaben, der am Tisch des Kapitäns sitzt?«
    »Ja!« knurrte Bill, während Sheila lächelte und sich über die Eifersucht ihres Gatten amüsierte.
    Ich drehte mich auf meinem Stuhl. Es war wirklich ein Schmachtlockentyp, der da hockte. Soeben stand er auf, denn eine Frau

Weitere Kostenlose Bücher