Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Satans Eulen

Satans Eulen

Titel: Satans Eulen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
zur Seite pumpen mußten, denn sie waren in eine regelrechte Panik geraten. Da kippten die ersten Tische, rutschten Gläser und Flaschen zu Boden, wo sie klirrend zerplatzten oder zerbrachen.
    Mir sprang eine Frau in den Weg, deren Polster wie Gummikissen unter der Haut lagen. Bevor ich mich an ihr vorbeidrängeln konnte, hielt sie mich umklammert, als wäre ich ein Rettungsanker. Dabei hatte sie den Mund weit aufgerissen und schrie wie eine Sirene.
    Hinter mir hörte ich Bills Stimme. Ihm schien es ähnlich zu ergehen, denn er fluchte und ich hörte ihn keuchen. »Laßt mich doch durch, verdammt! Ich will durch. Seien Sie vernünftig…«
    Ob die anderen vernünftig waren oder nicht, das bekam ich nicht mit, denn ich hatte genug mit mir selbst zu tun. Die massige Frau wirkte wie ein Sumo-Ringer, der keine Gnade mit seinem Gegner kennt. Da ich keine Gewalt gegen sie anwenden wollte, griff ich zum einfachsten Mittel der Welt. Ich drückte meine Finger in ihre dicken Speckfalten und begann damit, die Frau zu kitzeln.
    Aus dem Schreien wurde ein Quieken, und trotz der ernsten Lage mußte ich lachen. Meine Aktion hatte Erfolg. Die Tante ließ mich tatsächlich los, ich konnte weiter.
    Inzwischen hatte die Eule weiteren Schrecken verbreitet. Die Tanzfläche mußte es ihr angetan haben, den sie flog sie mit flatternden Flügeln an. Sheila hatte wohl von allen Tänzern am schnellsten reagiert. Sie war an Eile gewöhnt, denn sie hatte bereits in zahlreichen, gefährlichen Situationen gesteckt. Als die Eule anflog und die ersten Menschen in wilder Panik davonrennen wollten, da blieb sie und versuchte, sich von ihrem Begleiter zu befreien, was gar nicht so einfach war, denn der Schmachtlockentyp spielte plötzlich Klette und klammerte sich an Sheila fest. Mit seinem Beschützerinstinkt schien es nicht weit her zu sein, er hatte schlichtweg Angst und stand der neuen Lage hilflos gegenüber.
    »Lassen Sie mich los, verdammt!« schrie Sheila Conolly sehr undamenhaft.
    Der Mann dachte überhaupt nicht daran. Sein Gesicht verzerrte sich noch mehr, die Augen sprangen aus den Höhlen, die zehn Finger wirkten wie kleine Klammern, als er sie in Sheilas Fleisch an den Schultern preßte.
    Der Kerl ist verrückt, dachte Sheila. Sie schleuderte ihn herum, das war ihr Glück, denn die Strige hatte sich Sheila bereits als Opfer ausgesucht und wollte die Zähne in ihren freien Nacken hacken. So traf sie nicht die Frau, sondern den Schwarzhaarigen. Der zuckte zusammen, ließ seine Tanzpartnerin hastig los, duckte und schüttelte sich, denn er spürte das Gewicht auf seiner Schulter und wollte den Vogel von sich schleudern. Dabei drehte er sich um seine eigene Achse, die Eule hielt eisern fest. Ihre Krallen hatten sich im Jakkettkragen verhakt, und die Zähne fanden noch einmal das Fleisch zwischen Kragen und Halsansatz.
    Auf einmal sprudelte Blut aus den Wunden. Wie zwei kleine Fontänen wirkte es. Die Tropfen sprühten auf das blütenweiße Dinnerjackett des Mannes und hinterließen dort ein rotgepunktetes Muster. Sheila war wie auch die anderen zur Seite gesprungen. Nur hatte sie noch ein paar Tropfen mitbekommen, die jetzt auf ihrer linken bloßen Schulter klebten.
    Sie schaute sekundenlang zu, wie sich die Eule bei dem Mann regelrecht festbiß und diesen zwang, immer im Kreis herumzulaufen. Er wirkte wie ein verrückter Clown, schlug mit den Armen um sich, ohne allerdings etwas zu erreichen. Die Eule hatte sich festgebissen und dachte nicht daran, ihr Opfer loszulassen, sie wollte einzig und allein ihr Blut.
    Der Kapitän hatte es als erster geschafft, die Tanzfläche zu erreichen. Während Bill Conolly und ich uns noch durch die Massen kämpften, war er bereits am Mann und griff mutig ein. Er packte die Eule und riß sie vom Hals des Mannes weg. Der Schwarzhaarige fiel auf die Knie, jammerte und hielt seine Hände auf die Wunden am Nacken gepreßt. Der Kapitän dachte schon, gewonnen zu haben, als er die Eule festhielt, doch er hatte nicht mit deren Hinterlist gerechnet. Sie machte es wie eine Katze, wiegte den Mann sekundenlang in Sicherheit und setzte dann ihre gesamte Kraft ein, um sich mit zwei Flügelschlägen loszureißen. Der Kapitän war überrascht, daß er das Tier plötzlich nicht mehr zwischen seinen Fingern hielt. Er reagierte auch kaum, stand stumm da und sah mit an, wie sich die Eule herumwarf, ihre Flügel ausbreitete und dem Schiffsführer ihren Kopf zeigte.
    Bisher hatte der Mann von dem Tier noch nicht alles gesehen.

Weitere Kostenlose Bücher