Satanskuss (German Edition)
gerührt hatte.
„Er ist tot, Ariel!“ Simon bewegte sich keinen Millimeter.
Ariel schüttelte verzweifelt den Kopf und setzte ihre Herzmassage fort.
Simon trat näher an das Sofa heran und legte ungeachtet der Blutspritzer seine Hand auf Ariels Schulter. „Er ist tot!“
Als die Novizin nicht reagierte, verstärkte Simon den Druck seiner Hand. „Selbst wenn sein Herz schlüge, dass Blut könnten wir nicht in seinem Körper halten!“, versuchte er sie mit Logik zur Vernunft zu bringen.
Als sie immer noch nicht reagierte, sondern weiterhin versuchte Ceres zum Leben zu erwecken, zog Simon sie von ihm weg und in seine Arme.
Ariel schrie hilflos und empört auf und versuchte sich von ihrem Helfer zu befreien. Doch Simon hielt die Novizin sanft aber bestimmt fest, während sie auf ihn einschlug. Er hatte begriffen, dass sie einen Katalysator für ihre hilflose Wut benötigte und wenn es ihr half und er so ihr Vertrauen gewinnen konnte, opferte er sich nur zu gerne.
„Es ist gut, Ariel! Es ist alles gut!“
Nach und nach wurden ihre Bewegungen langsamer, ihre Schläge weniger zielgerichtet, bis ihre Erschöpfung und die Schrecken der letzten Tage ihren Tribut forderten.
Simon erschrak, als er den Ton hörte, der aus Ariels Kehle stieg und versuchte sie von sich zu schieben, um einen Blick in ihr Gesicht werfen zu können. Doch sie hatte sich an ihn geklammert und zitterte zum Erbarmen.
Das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte, irgendetwas anders war, als es ihm erschien, fand in ihrem jämmerlichen Schluchzen an seiner Brust Bestätigung.
Der Dämon konnte sich vorstellen, wie die anderen bei seinem hilflosen Versuch, ein zukünftiges Opfer zu trösten, lachen würden. Aber er benötigte Ariel – nein, Bella Leone! –, plante mit ihr, aber er empfand keine Gefühle für sie. Nicht für Menschen. – Es sei denn, sie waren unschuldig.
Leise setzte er seine tiefe, himmlisch-melodiöse Stimme ein und sang ein tröstliches Lied in einer fremden Sprache.
Gerade, als sich Simon einen Blick in Ariels Seele gestatten wollte, machte sie sich plötzlich von ihm los. Die junge Frau schien verlegen zu sein, als habe sie eine unsichtbare Barriere überschritten, die sie normalerweise aufrecht erhielt. Egal, was geschah.
„Entschuldigung!“, bat sie und er begriff, dass er mit seinem Verdacht Recht hatte. Ariel gehörte nicht zu den Frauen, die Schutz oder Trost in einer Umarmung suchten.
Und noch etwas begriff er. Etwas, was ihm aufgefallen war, als er blind und hilflos in ihrem Bett gelegen hatte. Sie war jung. Unglaublich jung.
Ungläubig starrte er sie an. Zog ihr selbstsicheres Auftreten ab, ihre abgetragene Kleidung, den Schmutz, den sie immer noch im Gesicht hatte, und das frische Blut. Sie sah unendlich müde und abgekämpft aus, obwohl sie es schaffte, diesen Umstand durch ihren Stolz und ihre Ausstrahlung zu überdecken. Selbst das noch frische, leuchtende Blut auf ihrer Novizinnentracht vermochte nicht, ihre Würde zu schmälern.
Das alles, zusammen mit ihrer Autorität, ließ sie wesentlich älter wirken, als sie war.
Ariel war verwirrt. Sie konnte sich nicht erklären, warum sie sich mit einem Mal so hilflos fühlte. Alleingelassen in einer Welt voller Gefahren.
Wie oft hatte sie Raffael begleitet? Wie oft dem Tod ins Angesicht gesehen und sich nicht gefürchtet?
Die junge Frau legte die Hände vors Gesicht, erstickte ein abermals aufkommendes Schluchzen und versuchte ruhig zu atmen. Es half nichts.
Der metallische Geruch des Blutes war überall, der Kupfergeschmack lag auf ihrer Zunge, prickelte unangenehm auf ihren Nerven und ließ sie an Tod denken.
Mit ungebremster Wucht überfiel Ariel die Gewissheit, dass sie allein war. Allein auf der Welt. Es gab niemanden mehr, dem sie etwas bedeutete, keine Familie, keine Freunde. Niemand interessierte sich dafür, dass sie existierte. Jemand hatte ihr alles genommen, was sie je geliebt hatte.
„Ariel?“ Die Art, wie Simon ihren Namen betonte, ließ sie aufhorchen. Zärtlich, mitfühlend und verlockend.
Ihre Augen weiteten sich, als sich ihre Blicke trafen und sie beinahe haltlos in das verwirrend klare Blau fiel.
Ariel schluckte, als sie begriff, dass Simon etwas erkannt hatte. Sie wusste nicht was, nur dass es für ihn von größter Wichtigkeit war.
Verwirrung lief in einer kalten Gänsehaut ihren Rücken hinauf und schlich sich in ihre Gedanken. Simon verwirrte sie. – Trotzdem hatte sie seinen fragwürdigen Schutz und seine
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