Satanskuss (German Edition)
den Toten. „Im Gegenteil, eigentlich!“
„Und uneigentlich?“ Die Frage kam wie aus der Pistole geschossen.
Nachdenklich schwieg Simon und überlegte, was er ihr sagen sollte.
„Was willst du eigentlich genau von mir wissen?“, fragte er langsam und betont. Er ahnte, dass sie dieses Ausfragespielchen unter Umständen noch eine Ewigkeit fortführen konnte.
„Ich will wissen, ob du einen Beweis dafür hast, dass du für Raffael gearbeitet hast.“
Simon blinzelte verwundert. „Wieso…?“
„Vielleicht bist du ja auch nur ein Sensationsautor, der darauf aus ist, möglichst viel Kapital aus den spektakulären Fällen und Raffaels Tod zu ziehen?“
Simon gab sich Mühe, um nicht laut loszulachen. Ariels Vermutung war nicht schlecht. Niedlich. Ging aber in eine völlig falsche Richtung.
Ariel schien seine Reaktion und seine Gedanken zu erraten, denn sie fügte hinzu: „Vielleicht bist du ja auch ein Polizist, oder selber Ermittler.“
Simon schmunzelte. „Und? Wäre das so schlimm?“ Seine Stimme klang sanft und schmeichelnd.
Zum ersten Mal bemerkte Ariel, wie angenehm sie seine Stimme fand. Hat er schon vorher so geklungen?
„Ich bin – wie schon gesagt – daran interessiert, die Spur zu verfolgen, die Raffael verfolgt hat, die ihn zum Ziel führte!“, wiederholte Simon mit anderen Worten und log nicht.
Ariel schwieg und verfolgte den Nachhall seiner Tonlage in ihrem Körper. Solch eine melodische Stimme und dann auch noch in solch einer tiefen Tonlage hätte sie nie für möglich gehalten. Wieso ist sie mir vorher nicht aufgefallen?
„Hast du einen Beweis, oder hast du keinen?“ Ohne es zu wollen fauchte sie nervös. Was ist bloß mit mir los?
„Ich habe keinen!“, gestand Simon und sah an ihrem Gesichtsausdruck, dass sie ihn, trotz Einsatzes seiner himmlischen Stimme, nicht für vertrauenswürdig hielt. „Aber Ceres hat ihn!“, verlängerte er seine Aussage.
Ariel runzelte die Stirn. „Ceres?“
„Ja! Glaubst du, er hätte mir verraten, wo ich dich finden kann, wenn ich ihm keinen Beweis geliefert hätte?“
Ariel nickte und Simon konnte ihre Gedanken förmlich lesen. Ein bekannter Detektiv wie Raffael würde mit niemandem zusammenarbeiten, der dumm war. Vielleicht mit einem eifersüchtigen, jähzornigen Trunkenbold, aber nicht mit einem totalen Dummkopf.
Kommentarlos machte Ariel auf dem Absatz kehrt und spurtete so schnell los, dass Simon Mühe hatte, ihr zu folgen.
Er fand ihren sicheren Schritt und ihre gute Sicht im Dunkeln bemerkenswert.
Als die junge Frau um die Ecke ins helle Büro bog, blieb sie ohne Vorwarnung stehen, so dass Simon gegen sie prallte.
Bevor Ariel vollends das Gleichgewicht verlieren konnte, hatte er sie schon festgehalten und warf einen Blick über ihre Schulter.
Der Grund für ihr plötzliches Stoppen lag auf der Couch.
Ceres Kehle war mit derselben Technik, von demselben Messer aufgeschnitten worden, wie Raffaels. Das Blut schoss noch schwach aus der frischen Wunde hervor. Es pulsierte nicht mehr. Der Herzschlag des Ermittlers schien bereits gestoppt zu haben.
Ariel nahm den metallischen Geruch war, der in der Luft hing, sich wie eine Decke auf ihre Zunge legte und jedes Schlucken zu einer Tortur machte.
Ohne ein Wort und ohne Gegenwehr hatte der unbekannte Täter einen weiteren Zeugen – oder jemanden, den er dafür hielt – beseitigt.
„Verdammt!“, fluchte Ariel und stürzte, mit einem raschen Kontrollblick ob sie wirklich allein im Büro waren, auf Ceres zu. Mit einem Ruck riss sie sein bluttriefendes Hemd auf und versuchte Wiederbelebungsmaßnahmen anzuwenden.
Fassungslos sah Simon ihrem hoffnungslosen Unterfangen zu. Er hatte noch nie gesehen, wie jemand echte Wiederbelebungsmaßnahmen anwendete. Nur einige angesehene Spezialisten, deren stümperhafte Ideen beinhalteten, Ertrunkene bäuchlings auf Fässer zu legen und zu rollen oder der Leiche Tabakrauch in den Darm zu blasen. Ariel ignorierte diese Volksweisheiten und hielt sich an William Harvey und seine angesehene, doch wenig angewandte, Forschung zum Blutkreislaufsystem.
Simon beobachtete, wie das Gesicht Ariels, das bei dem Anblick des verbluteten Ceres kreidebleich geworden war, vor Anstrengung wieder Farbe annahm und ihre Wangen rosig wurde. Einige Blutspritzer waren auf ihrer makellos weißen Haut gelandet und bildeten ein Muster aus Sommersprossen, die farblich perfekt zu ihrem Haar passte.
„Hol einen Arzt!“, schrie sie, da Simon sich noch nicht von der Stelle
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