Satanskuss (German Edition)
der anschließenden Verfolgung war der Polizeipräsident – außer Sichtweite der anderen Polizisten, die ihm und Ariel gefolgt waren, umgekommen.
Im Moment hatte sie kein Geld, konnte nicht in die Wohnung ihres Vaters zurück und nicht ins Kloster. Auch Ceres Büro und das Haus ihrer Familie, welches seit Jahren leer stand, fielen aus. Dort würde die Exekutive sie erwarten.
Ansonsten konnte sie nur noch die Stadt verlassen, so wie Simon es ihr eindringlich geraten hatte und was wahrscheinlich auch ihr Vater unterstützt hätte.
Alle nötigen Unterlagen, Dokumente und Geld lagen an einem sicheren Ort deponiert und außer ihr wusste niemand, wo oder was nötig war, um an diese heranzukommen.
Trotzdem entschied sich Ariel mit einem Seitenblick auf Simon dagegen.
Es war nicht ihre Art, vor etwas oder jemandem zu fliehen. Weder vor einem maskierten Verbrecher noch einem aufdringlichen Verehrer. Auch wenn letzterer dir ausnehmend gut gefällt , wie sie sich stumm eingestand. Du kannst Simon einfach als Prüfung Gottes betrachten!
Plötzlich flog eine Haustür in ihrer Nähe auf, offenbarte den Einblick in die Hinterstube einer Metzgerei und auf einen grobschlächtigen Mann, der ein Kind am Kragen mitzog.
„Verschwinde aus meinem Laden und lass dich hier nie wieder sehen!“, brüllte der riesige Kerl und warf den Jungen bäuchlings auf die Straße.
Simon war neben Ariel, bevor der riesige Metzger ihrer gewahr wurde. Er musterte den Mann mit boshafter Herablassung. Er war ein großer, fleischiger Kerl, über eins neunzig groß, mit kurz geschnittenem Haar. Sein Gesicht war gesprenkelt von roten Zornflecken
Der Riese hielt ein breites Fleischermesser in der Hand, das im Licht stumpf glänzte.
Der kleine Junge rappelte sich auf die Knie. Mit dünnen, schmutzigen Fingern fasste er sich an die Wange, auf der ein kleiner Schnitt prangte. Eine Warnung für die Zukunft.
Simons Abscheu vor dem Kerl wuchs.
Der Junge hatte die beiden frühen Passanten auf der leeren Nebenstraße noch nicht bemerkt. Der Metzger schon, aber mit einem Blick hatte er entschieden, dass sie weder eine Gefahr für ihn darstellten, noch ihn würden stoppen können.
Der Junge sah flehend zu dem Riesen auf. „Bitte, wir brauchen etwas zu essen, es waren doch nur die Reste!“
„Von mir bekommt ihr nichts.
Der Mann ohrfeigte das Kind mit solcher Kraft, dass es in den Schlamm fiel und betäubt den Kopf schüttelte.
„Meinetwegen kannst du in der Gosse verrotten. Besser jetzt, als später.“
Simon trat einen Schritt vor und brachte sich in den Fokus des Metzgers.
Der Riese grinste abfällig, weil er dachte, der feine Herr wolle seiner Frau imponieren. Er maß den Abstand zwischen sich, Simon und dem Kind.
Als er zu einem zufrieden stellenden Ergebnis gekommen war, trat er aus seiner Tür heraus, streckte die Hand nach dem Kind aus und zerrte es hoch, um es abermals zu ohrfeigen.
Simon bewegte sich mit bemerkenswerter Geschwindigkeit und hatte des Metzgers Handgelenk umschlossen, bevor dieser wusste, woher Simon plötzlich kam.
Ariel atmete überrascht ein. Sie hatte gerade entschlossen, einzugreifen, aber Simons erste Bewegung hatte sie davon abgehalten. Sie wusste, dass er etwas tun würde. Aber seine Schnelligkeit hatte auch sie unvorbereitet überrascht. Sie kniff die Augen zusammen und versuchte sich daran zu erinnern, warum sie es vergessen hatte. Simon hatte sie bereits zweimal mit seinen Bewegungen und seiner Geschwindigkeit überrascht – und du hast es vergessen!
„Lass ihn los“, Simons Worte waren ein Befehl, dem der Metzger umgehend Folge leistete.
Als er den Jungen losließ, ließ auch Simon sein Gelenk los.
Ariel konnte die roten Fingerabdrücke sehen und das Weiß der Hand, das sich deutlich von der sonstigen Hautfarbe abhob.
Simon hatte keine Miene verzogen. Nichts an ihm zeigte, dass ihn dieser Druck, dieser Kraftakt angestrengt hatte.
Er beugte sich zu dem Riesen, der langsam vor ihm zurückwich, obwohl er der Größere war und eindeutig einen Gewichtsvorteil hatte.
Ariel konnte Simons Gesichtsausdruck nicht sehen, aber den des Mannes, dessen Zorn langsam einer unheimlichen Angst wich.
Sie wünschte sich, die Worte hören zu können, die Simon an den Metzger richtete, denn sie schienen einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.
Simon beugte sich zu dem Mann, obwohl ihn schon sein bloßer Geruch übel aufstieß. Dann flüsterte er in einer Stimme, wie sie nur wenige Menschen jemals zu hören bekommen
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