Satanskuss (German Edition)
zu machen.
Du bist unaufmerksam! Sie hatte die Frau zwar bemerkt, aber nicht wirklich registriert.
„Hallo!“, begrüßte Ariel die Fremde mit einem kleinen Willkommenslächeln. „Sie arbeiten bei Diana?“ Ariel erinnerte sich an das hübsche herzförmige Gesicht, welches ihr aus einem der Räume entgegengeblickt hatte.
„Habe bei Diana gearbeitet!“, korrigierte die Namenlose. „Heute morgen hing ein Zettel in der Eingangshalle mit einer Erklärung. Da bin ich erst einmal nach Hause gegangen.“ Ariel schwieg und wartete darauf, dass die Frau weiterredete, was sie auch nach wenigen Sekunden freimütig tat. „Und vorhin ist mir aufgefallen, dass Judith nicht zu Hause ist, da wollte ich hier noch mal nachsehen.“
„Sie wohnen mit Judith zusammen?“
Die Namenlose nickte. „Naja, mal mehr, mal weniger. Sie hat so einen komischen Freund. Bei dem schläft sie manchmal.“ Sie kicherte geistlos. „Und manchmal auch in den Katakomben.“
„Sie schläft in Katakomben?“, entgeistert ordnete Ariel die Informationen neu an. „Wer? Wo? – Und wieso?“
Die kleine Frau überlegte einen Moment. Anscheinend ob sie mit einer Antwort jemandem schaden konnte oder ob sie Geld von Ariel für Informationen verlangen konnte.
Dann lehnte sie sich zu Ariel, um ihr in einem vertrauensvoll-verschwörerischen Tonfall zuzuflüstern: „Na, Judith und ein paar Freunde treffen sich jeden Montag, Mittwoch und Freitag in den Katakomben des heiligen Calixtus bei der Via Appia Antica.“ Sie lächelte und versuchte die Tatsachen herunterzuspielen. „Ich weiß nicht, was sie dort machen. Tanzen um Gräber herum, beten den Teufel oder irgendeinen Dämon an oder so.“ Sie lachte. „Angeblich hält sie das jung.“
Die hübsche junge Frau tippte sich immer noch fröhlich grinsend an die Stirn und machte Ariel klar, was sie davon hielt.
Ariel schickte ein stummes Dankgebet gen Himmel. Wenn sie Glück hatte, war sie gerade durch einen Wink Gottes auf die Spur des Kultes gestoßen, der irgendwie in ihre Mordserie verwickelt war.
„Danke …“, meinte Ariel und sah die junge Frau fragend an.
„Letitia!“
Ariel schenkte der kleinen Frau ein Lächeln, um das Simon Letitia beneidet hätte: „Danke, Letitia! Sie haben mir damit sehr geholfen. Ich ...“, sie verstummte, als ihr einfiel, dass sie kein Geld besaß. „Wenn Sie einen neuen Job suchen, in der Via Nardi hat Dame Lucia eine Sauna mit Dampfbad.“ Sie schenkte ihr ein Lächeln. „Sagen Sie, dass Sie von Ariel kommen!“
Letitia nickte dankbar und hatte sich auf den Weg zu ihrer potentiell neuen Arbeitgeberin gemacht, bevor Ariel ihre Gedanken sortiert hatte.
Sie hatte schon von der Gerüchten gehört, die verschollenen Calixtuskatakomben wären unter der Ausgrabungsleitung von Silvia Indira gefunden worden und der Eingang läge irgendwo in den Weinbergen. Aber die Regierung hatte diese geflüsterten Informationen über die unterirdischen Friedhofsanlagen genauso wenig ernst genommen wie Ariel selber.
Simons Unterleib krampfte sich zusammen, als er Ariel in dem Halbschatten des Torbogens ausmachte.
Gedankenverloren wirkte sie wie ein Engel, der nur durch einen unglücklichen Zufall auf der Erde gelandet war und nicht wusste, wie er wieder nach Hause zurückfinden sollte. In das Licht oder die Dunkelheit.
Dieser Effekt wurde noch von den Lichtverhältnissen unterstützt, die eindrucksvolle Dinge mit ihren Haaren und ihrer Haut anstellten.
Abrupt sah Ariel auf und ihre Blicke trafen sich.
Für einen Moment verlor sich Simon in dem freundlichen Braun. Einmal offensichtlich, konnte er immer noch ihre leuchtende Unschuld und ihre glitzernde Seele sehen.
Simons musste Verlangen und Tränen niederkämpfen, während er sich Ariel näherte.
Ariel staunte über den Blick, den Simon auf sie warf und den sie nicht hatte bemerken sollen.
Zum ersten Mal sah sie mehr als Gefahr, unheimliche Kraft und Selbstvertrauen. Sie erkannte einen Schmerz und eine Furcht, die so tief zu liegen schienen, dass sie für einen Moment alle Schichten von Simons Selbst durchdrangen, all seine Taten und Gefühle beeinflussten und für Sekunden nach Außen strahlten.
Ariel fröstelte ob dieses Maßes an Verzweiflung und streckte ihre Hand aus, um Simon tröstend an der Wange zu berühren.
Als sie seinen nächsten Blick sah, zog sie ihre Hand so schnell zurück, als hätte sie sich verbrannt. Nichts war mehr von Furcht oder Zweifeln übrig geblieben. Sie wurden verdeckt von einer
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