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Satori - Winslow, D: Satori - Satori

Titel: Satori - Winslow, D: Satori - Satori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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verschlossen. Nikolai spazierte um ihn herum und fand, dass er mit seinen geschwungenen Linien und dem zusätzlichen Stupa mit dem goldenen buddhistischen Symbol eher an tibetische als an chinesische Architektur denken ließ.
    Er beendete seinen Rundgang um den Turm und entschied sich für einen schmalen gewundenen Pfad, der zwischen Bäumen hindurch ans südliche Ufer der Jadeinsel führte, wo ihn die Brücke der Vollkommenen Weisheit wieder auf den Hauptweg des Parks zurückbrachte. Von der Brücke aus entdeckte er kleine Anlegestellen auf der Insel und auch auf der gegenüberliegenden Seite des Sees. An weniger grauen Tagen konnte man wohl auch ein Boot mieten und damit zur Insel gelangen.
    Die Jadeinsel bot Möglichkeiten, dachte Nikolai, besonders nachts, aber Woroschenin dort hinzulocken könnte problematisch werden. Der Russe hatte die Stalinschen Säuberungen erlebt und war in Paranoia ausreichend geschult, er würde sich nicht so ohne weiteres irgendwohin locken lassen, und wenn er wirklich ein so guter Schachspieler war, wie man ihm nachsagte, würde er die List sofort durchschauen.
    Aber es war ein Ort, den man sich merken sollte, und zumindest hatte Nikolai seine Aufgabe erledigt und sich bei Haverfords Leuten in der Weißen Pagode blickenlassen.

19
    H averford sah Solange beim Packen zu.
    Es dauerte nicht lange – sie besaß nur wenige Sachen. Der Rest – die Bücher, die Kunstwerke, die gute Küchenausstattung, selbst der Großteil ihrer Garderobe – war von der Firma gekauft und bezahlt worden, und würde nun weiterverkauft werden.
    Wenn es zu Ende war, war es zu Ende.
    Sie hatte ihre Vertreibung stoisch aufgenommen, kaum widersprochen.
    »Aber wohin soll ich denn gehen?«, fragte sie Haverford, als er kam, um das Haus abzuschließen.
    Er zuckte mit den Schultern. Die Geste zeigte im Grunde nur, was sie beide wussten – sie war für einen bestimmten Job auf eine bestimmte Zeit engagiert worden. Der Job war erledigt, die Zeit abgelaufen und sie hätte früher an ihre Zukunft denken müssen.
    Außerdem war ihre Sorge nicht ganz aufrichtig. Sicher wusste sie, dass eine Frau von ihrer Schönheit, ihrem Charme und ihren zweifellos vorhandenen sexuellen Talenten immer einen Mann finden würde, der bereit war, für ihren Unterhalt zu sorgen. Sie hatte es zuvor getan und würde es auch wieder tun, und das Geld, das er ihr gezahlt hatte, würde ihr eine Weile gut über die Runden helfen.
    »Und wie soll Nikolai mich finden?«
    Als Inszenierung war es hinreißend. Fast hätte ich es ihr abgenommen, dachte Haverford, lächelte in sich hinein und erinnerte sich an die Worte seines Vaters, der ihn als Jugendlichen aus den Fängen einer Broadway-Tänzerin befreit hatte, in die er geglaubt hatte verliebt zu sein.
    »Schauspielerinnen sind allesamt Huren«, hatte Haverford senior ihm eingebläut, »und alle Huren sind Schauspielerinnen.«
    Diese hier mit Sicherheit, dachte Haverford und betrachtete Solange, die sich jetzt mit einem Taschentuch die Augen abtupfte. »Wie soll Nikolai mich finden?« Er klärte sie nicht darüber auf, dass sie, sollte sie tatsächlich aufrichtige Ge fühle für ihn hegen – was unwahrscheinlich war –, sich darü ber nicht den Kopf zu zerbrechen brauchte.
    Sie legte ein Negligé zusammen und packte es in ihren Koffer, hielt inne und fixierte Haverford mit ihren wunderschönen Augen. »Vielleicht können wir eine Abmachung treffen, Sie und ich?«
    Er musste eingestehen, dass er in Versuchung geriet. Welchem Mann wäre es anders ergangen? Sie war unglaublich schön und im Bett zweifellos eine Offenbarung, aber er konnte ihre Anwesenheit in diesem Haus vor den kaltblütigen Erbsenzählern der Firma unmöglich länger rechtfertigen.
    »Wir haben bereits eine Abmachung, mein Schatz«, antwortete er. »Du hast deine Aufgabe ganz wunderbar erledigt, und ich habe dich dafür bezahlt.«
    »Sie behandeln mich wie eine Hure«, sagte Solange und ließ den Koffer zuschnappen. Haverford hielt eine Antwort für überflüssig. Außerdem hatte er gerade von einer seiner Quellen in Peking erfahren, dass Hel sich auf der Jadeinsel eingefunden hatte und von der Weißen Pagode aus gesichtet worden war.

20
    M änner sind Trottel, dachte Solange, als sie das Haus in Tokio verließ.
    Ein paar Tränen, ein funkelnder Blick, ein leichter Hüftschwung und ihre Gehirne sind ausgeschaltet, als hätte man einen Kippschalter umgelegt.
    Haverford war schlauer als die meisten, aber ebenso blind.
    Wie

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