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Saturn

Saturn

Titel: Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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immer abgelehnt, sich am
    Experiment zu beteiligen; sie waren Isolationisten bis ins Mark
    und blieben lieber unter sich. Doch sonst waren die meisten
    ethnischen und religiösen Gruppen repräsentiert. Welche Art
    von Gesellschaft diese Leute wohl hervorbringen würden? Ein
    Feldversuch in Anthropologie! Wilmot geriet beim Gedanken
    daran schier in Verzückung. Obwohl der Zweck hinter diesem
    Experiment, der wahre Grund für diesen Flug zum Saturn, ihn
    zutiefst beunruhigte. Aber er verdrängte diese Überlegungen
    und begnügte sich damit, sich auf die Zukunftsaussichten zu
    freuen.
    Sein Büro war ein Spiegelbild des Mannes. Er hatte es wie
    sein Büro in Cambridge einzurichten versucht. Er hatte den
    großen Schreibtisch mit den klaren Konturen im dänischen Stil
    mitgebracht und den eleganten Stuhl mit der ergonomischen
    Rückenlehne, außerdem die Bücherregale und den kleinen
    runden Konferenztisch mit den vier minimalistischen Stühlen.
    Das ganz in Weiß gehaltene Mobiliar war hell und
    zweckmäßig und doch warm und behaglich. Selbst der
    Teppich, der fast den gesamten Fußboden bedeckte, stammte
    aus dem irdischen Büro. Schließlich werde ich hier mehr als
    fünf Jahre lang leben und arbeiten, sagte Wilmot sich. Da will
    ich es wenigstens schön gemütlich haben.
    Die einzige Neuerung im Büro war der Gästestuhl ‒ auch im
    dänischen Stil, aber mit einem glänzenden Chromgestell und
    weichen, karamellfarbenen Lederbezügen.
    Manuel Gaeta saß auf dieser Garnitur und wirkte viel
    entspannter, als Wilmot selbst sich fühlte. Der dritte Mann im
    Raum war Edouard Urbain, Chef-Wissenschaftler des
    Habitats: Ein kleiner, schlanker Mann mit einem dunklen Bart,
    dessen schütteres Haupthaar straff zurückgekämmt war. Er
    saß auf einem dieser filigran wirkenden Stühle am
    Konferenztisch in der Ecke. Urbain war Wilmot nicht gerade
    sympathisch; er hielt den Mann für einen typischen, ziemlich
    cholerischen Franzosen, obwohl Urbain in Quebec geboren
    und aufgewachsen war.
    »Wie ich sehe, sind Sie körperlich und geistig fit«, sagte
    Wilmot zu Gaeta und wies auf den Wandbildschirm, der die
    Testergebnisse des Mannes zeigte. »Mehr noch als fit; Sie sind
    geradezu ein Prachtexemplar.«
    Gaeta grinste zufrieden. »Das bringt der Job eben so mit
    sich.«
    Seine Stimme war leise, fast musikalisch. Er war von kleinem
    Wuchs, aber kräftig gebaut und stämmig. Unter dem weißen
    T-Shirt zeichneten sich starke Muskeln ab. Ein schönes Gesicht
    hatte er allerdings nicht: Die Nase war offensichtlich
    gebrochen, vielleicht sogar mehr als einmal; und der massive
    Kiefer verlieh ihm irgendwie das Aussehen einer Bulldogge.
    Doch die tief in den Höhlen liegenden dunklen Augen
    schauten freundlich, und er hatte ein entwaffnendes Lächeln.
    »Ich muss Ihnen sagen, Mr. Gaeta, dass…«
    »Manuel«, unterbrach der jüngere Mann ihn. »Bitte nennen
    Sie mich doch Manuel.«
    Wilmot war durch dieses Angebot leicht irritiert. Er zog es
    nämlich vor, zumindest eine gewisse Distanz zu wahren. Und
    obwohl er feststellte, dass Gaeta durchaus imstande schien, ein
    ordentliches Englisch zu sprechen, sprach dieser seinen
    Namen mit einem deutlichen romanischen Einschlag aus.
    Wilmot warf einen Blick auf Urbain, dessen einzige Reaktion
    indes darin bestand, eine Augenbraue zu heben.
    »Na gut«, sagte Wilmot. »Aber ich muss Ihnen trotzdem
    sagen, Mister… ähem… Manuel, dass es Ihnen entgegen dem
    Kalkül Ihrer Sponsoren nicht möglich sein wird, die
    Oberfläche des Titan zu betreten.«
    Das tat Gaetas Lächeln freilich keinen Abbruch. »Die Astro
    Corporation hat fünfhundert Millionen Internationale Dollar
    in mich investiert, um diesen Flug durchzuführen. Und Ihr
    Universitäts-Konsortium hat dem Geschäft immerhin
    zugestimmt.«
    Urbain brach das Schweigen fast explosiv. »Nein! Das ist
    unmöglich! Es ist niemandem erlaubt, die Oberfläche des Titan
    zu betreten. Das wäre nämlich eine Verletzung aller
    Prinzipien, die wir vertreten.«
    »Hier muss ein Missverständnis vorliegen«, sagte Wilmot in
    ruhigerem Ton. »Bisher hat noch niemand die Oberfläche von
    Titan betreten, und…«
    »Verzeihung«, sagte Gaeta, »aber genau darum geht es ja.
    Wenn schon jemand auf Titan gewesen wäre, gäbe es für mich
    keinen Grund mehr, diesen Stunt durchzuführen.«
    »Stunt?«, fragte Wilmot missbilligend.
    »Ich habe die Ausrüstung«, fuhr Gaeta fort. »Sie ist komplett
    getestet worden. Meine Crew kommt morgen an Bord.

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