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Saturn

Saturn

Titel: Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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den Verstand zu bringen. Er versuchte sich durch tägliche
    Besuche in der Gefängnisbücherei geistig zu beschäftigen.
    Dort durfte er den streng überwachten Computer benutzen,
    um wenigstens eine virtuelle Verbindung zur Außenwelt
    herzustellen. Die meisten Unterhaltungs-Websites wurden
    entweder zensiert oder waren gar nicht erst zugänglich, doch
    die Gefängnisleitung gestattete ‒ ermutigte sogar ‒ den Besuch
    von Bildungs-Websites. In seiner Verzweiflung meldete Eberly
    sich für einen Kurs nach dem andern an, schloss ihn in der
    Regel viel schneller ab als vorgesehen und eilte dann zum
    nächsten.
    Anfangs belegte er alle Kurse, die gerade angeboten wurden:
    Renaissance-Malerei, Transaktions-Psychologie, Kläranlagen-
    Technik, Goethes Dichtkunst. Er spielte dabei überhaupt keine
    Rolle, um welches Thema es sich handelte; Hauptsache, er war
    beschäftigt und vermochte für ein paar Stunden am Tag dem
    Gefängnis zu entfliehen, auch wenn es nur über den Computer
    geschah.
    Allmählich entwickelte er jedoch eine Vorliebe fürs Studium
    der Geschichte und Politik. Schließlich bewarb er sich um
    einen Studienplatz an der Fern-Universität von Edinburgh.
    Zu seiner großen Überraschung holte an einem Morgen wie
    jedem anderen der Gefängnisdirektor ihn aus der Reihe, als er
    und seine Zellengenossen zum Speisesaal schlurften, um ihr
    lauwarmes Frühstück einzunehmen.
    Der bartstoppelige und humorlose Rittmeister tippte Eberly
    mit dem Knüppel auf die Schulter und sagte: »Mir folgen.«
    »Wieso ich? Was ist denn los?«, platzte Eberly ebenso
    erstaunt wie erschrocken heraus.
    Der Rittmeister hielt Eberly den Gummiknüppel unter die
    Nase und befingerte den Spannungsregler. »In der Reihe wird
    nicht gesprochen! Und nun folgen Sie mir.«
    Die anderen Sträflinge marschierten schweigend weiter. Die
    Köpfe hatten sie nach vorn gerichtet, doch ihre Blicke
    wanderten heimlich zu Eberly und zum Rittmeister. Dann
    schauten sie wieder nach vorn. Eberly wusste, wie der
    Knüppel sich mit einer vollen Ladung anfühlte. Also senkte er
    den Kopf und folgte dem Rittmeister fügsam aus dem
    Speisesaal.
    Der Rittmeister führte ihn in einen kleinen, mit Möbeln voll
    gestellten Raum im Verwaltungstrakt, wo der
    Gefängnisdirektor und andere Vollzugsbeamte ihre Büros
    hatten. Der Raum hatte nur ein Fenster, das noch dazu fest
    geschlossen und so schmutzig war, dass das Licht der
    Morgensonne es kaum zu durchdringen vermochte. Ein
    rechteckiger Tisch füllte fast den ganzen Raum aus; die
    Tischplatte war verschrammt und matt. Zwei Männer in teuer
    wirkenden Geschäftsanzügen saßen am Tisch, wobei die
    Stühle fast an den kahlen grauen Wänden schrammten.
    »Hinsetzen«, sagte der Rittmeister und wies mit dem
    Knüppel auf den Stuhl am Fuß des Tisches. Eberly setzte sich
    vorsichtig hin, wobei er sich fragte, was das alles wohl zu
    bedeuten habe und ob er sein Frühstück verpassen würde. Der
    Rittmeister trat hinaus auf den Flur und schloss leise die Tür.
    »Sie sind Malone Eberly?«, fragte der Mann am Kopfende
    des Tisches. Er war rundlich und hatte ein teigiges Gesicht mit
    rosigen Wangen. Die Augen lagen tief in den Höhlen. Eberly
    mutete er wie ein Schwein an.
    »Ja, der bin ich«, erwiderte Eberly. »Sir«, fügte er rasch
    hinzu.
    »Geboren als Max Erlenmeyer, wenn unsere Informationen
    richtig sind«, sagte der Mann zur Rechten. Er machte einen
    gediegenen Eindruck in seinem eleganten dunkelblauen
    Anzug und mit dem glatten silbergrauen Haar. Eberly
    vermochte ihn sich gut in einem zweireihigen Blazer und mit
    einer Schiffermütze auf der Brücke einer Jacht vorzustellen.
    »Ich hatte meinen Namen offiziell bei der Meldebehörde
    ändern lassen, als…«
    »Das ist eine Lüge«, sagte der im dunkelblauen Anzug so
    beiläufig, als ob er um ein Glas Wasser ersucht hätte. Dem
    Akzent nach zu urteilen war ein Engländer, befand Eberly.
    Dieser Umstand mochte ihm vielleicht noch von Nutzen sein.
    »Aber…«
    »Das spielt aber auch keine Rolle«, sagte der andere. »Wenn
    Sie Eberly genannt werden wollen, dann werden wir Sie eben
    so nennen. In Ordnung?«
    Eberly nickte konsterniert.
    »Wie würde es ihnen wohl gefallen, aus dem Gefängnis
    entlassen zu werden?«, fragte das Schweinsgesicht.
    Eberly merkte, dass er große Augen machte. Doch er brachte
    sich schnell wieder unter Kontrolle und fragte: »Was hätte ich
    denn zu tun, um freigelassen zu werden?«
    »Nicht viel«, sagte der Elegante. »Sie

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