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Saturn

Saturn

Titel: Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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war nicht mit ihr zu spaßen.
    »Und was soll ich Ihrer Ansicht nach dagegen tun, Mr.
    Perkins? Wir befinden uns im freien Fall. Erwarten Sie
    vielleicht von mir, den Rückwärtsgang einzulegen und die
    Gravitationsquelle des Saturns zu verlassen?«
    »Äh… nein, Ma'am. Ich wollte nur…«
    »Sie tun einfach nur Ihre Pflicht und hören auf zu jammern
    wie ein altes Weib. Wir haben die Abriebrate schon vor dem
    Ausscheren aus dem Mondorbit berechnet, nicht wahr? Der
    Schirm wird nicht beschädigt werden.«
    Der Erste Offizier senkte den Kopf und starrte auf den
    Computermonitor, als ob sein Leben davon abhinge.
    »Und Sie«, wandte sie sich an den Navigator, »behalten diese
    anfliegende Eiskugel im Auge. Falls uns überhaupt Gefahr
    droht, dann von ihr.«
    »Sie folgt der prognostizierten Flugbahn mit einer minimalen
    Abweichung«, sagte der Navigator.
    »Sie beobachten sie trotzdem«, sagte Captain Nichol-son
    schroff. »Und wenn die Astronomen noch so viele Prognosen
    erstellen ‒ wenn dieses Ding uns erwischt, sind wir erledigt.«
    Timoschenko grinste säuerlich. Sie ist ein beinhartes altes
    Weib. Trotzdem werde ich sie vermissen, wenn sie uns
    verlässt.
    Wenn sie und die beiden anderen uns verlassen, werde ich
    das dienstälteste Besatzungsmitglied sein, wurde er sich dann
    bewusst. Das dienstälteste und das einzige.
    »Er hat uns gelinkt«, zischte Vyborg. »Der Hund hat uns
    gelinkt.«
    Kananga, der die Echtzeit-Übertragung von Eberlys
    gescheiterter Versammlung für sein improvisiertes Aufgebot
    verfolgte, lachte laut. »Nein«, sagte der Ruander. »Er hat
    versucht, uns zu linken. Aber es hat nicht geklappt.«
    Sie befanden sich in Morgenthaus Büro. Sie saß am
    Schreibtisch und schaltete die Übertragung der Spionage-
    Kamera ab. Dann beugte sie sich auf dem knarrenden Stuhl
    vor. »Wie verfahren wir nun mit ihm?«, fragte sie.
    »Er ist ein Verräter«, insistierte Vyborg. »Ein
    opportunistischer Wendehals, der seine eigene Mutter für ein
    paar Silberlinge verkaufen würde.«
    »Der Ansicht bin ich auch«, sagte Morgenthau mit einem
    grimmigen Gesichtsausdruck. »Aber was sollen wir nun mit
    ihm tun?«
    »Dafür haben wir doch die Luftschleusen«, sagte Kananga
    lächelnd. »Für ihn und das Mädchen.«
    »Und Cardenas?«, fragte Morgenthau. »Und der Stuntman?
    Und Wilmot und alle anderen, die gegen uns sind?«
    Kananga wollte schon zustimmend nicken, bis er sich ihrer
    Worte bewusst wurde. Er rieb sich nachdenklich das Kinn.
    »Wir können nicht jeden exekutieren, der nicht auf unserer
    Linie liegt«, sagte Vyborg. »Leider.«
    »Ja«, sagte Kananga. »Selbst meine besten Leute werden
    irgendwo eine Grenze ziehen.«
    »Dann müssen wir sie eben kontrollieren, anstatt sie zu
    exekutieren«, sagte Morgenthau.
    »Aber wie sollen wir Eberly jetzt noch kontrollieren? In ein
    paar Stunden wird er als Leiter dieser Gemeinschaft eingesetzt
    werden.«
    »Das hat gar nichts zu sagen«, versicherte Morgenthau. »Sie
    haben doch gesehen, wie diese Leute auf sein Hilfeersuchen
    reagiert haben. Die Querulanten und Freidenker an Bord des
    Habitats werden keinen Finger rühren, um ihm gegen uns zu
    helfen.«
    »Sie haben ihn aber gewählt.«
    »Ja, und nun erwarten sie von ihm, dass er den Laden
    schmeißt, ohne sie zu belästigen. Sie wollen nicht mit den
    Pflichten eines Staatsbürgers behelligt werden.«
    »Aha«, sagte Kananga. »Ich verstehe.«
    »Solange wir die Leute in Ruhe lassen, werden sie uns bei
    unseren Plänen auch freie Hand lassen.«
    »Dann hat Eberly also den Titel, aber wir sorgen dafür, dass
    er keine Macht hat.«
    »Exakt. Er wird nach unserer Pfeife tanzen müssen. Er hat
    gar nichts zu melden.«
    »Und Wilmot?«
    »Den haben wir schon abserviert.«
    »Cardenas? Und der Stuntman?«, fragte Vyborg.
    »Der Stuntman wird uns nach seiner Show verlassen. Er
    wird mit dem Schiff zurückfliegen, das die Wissenschaftler
    von der Erde herbringt.«
    »Cardenas«, wiederholte Vyborg. »Ich will sie nicht hier
    haben. Sie und ihre Nano-Maschinen.«
    »Und diese Lane«, sagte Kananga und fasste sich an die
    Backe, wo ihn ihr Tritt getroffen hatte. »Sie muss aus dem Weg
    geräumt werden. Und zwar für immer.«
    »Man könnte sie wegen Romeros Ermordung exekutieren«,
    sagte Morgenthau.
    »Es wäre aber besser, wenn sie bei einem Fluchtversuch
    umkommt«, sagte Kananga.
    »Ja, das stimmt wohl.«
    »Und was ist mit Cardenas?«, insistierte Vyborg.
    Morgenthau sog die Luft ein. »Ich mag sie auch nicht.

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