Saturn
Eberly und versuchte
die Spannung zu kontrollieren, die sich in ihm aufbaute. »Sie
wird nirgendwo hingehen.«
»Was geht hier eigentlich vor? Was spielen Sie für ein Spiel?«
Kananga dräute über Eberly wie eine dunkle Gewitterwolke.
»Warten Sie, bis alle Wahlergebnisse vorliegen«, sagte Eberly
und wies mit dem Finger auf die schnell sich ändernden
Zahlen. »Wenn ich erst einmal der offizielle Leiter dieses
Habitats bin, werde ich mit echter Macht ausgestattet sein.«
Kananga musterte ihn argwöhnisch.
In der Hoffnung, dass er den Ruander wenigstens halbwegs
überzeugen konnte, erhob Eberly sich vom Schreibtischstuhl.
»Wenn Sie mich nun entschuldigen wollen, ich brauche etwas
Schlaf.«
»Jetzt? Obwohl die Wahl noch andauert?«
»Ich vermag nichts mehr zu tun, um die Wahlen noch zu
beeinflussen. Es liegt nun alles im Schoß der Götter.«
Trotz seiner Verärgerung lächelte Kananga. »Passen Sie nur
auf, dass Morgenthau Ihre heidnischen Sprüche nicht zu
Ohren kommen.«
Eberly erwiderte das Lächeln gezwungen. »Ich muss etwas
schlafen. Es würde nämlich einen sehr schlechten Eindruck
machen, wenn der neu gewählte Leiter dieses Habitats sein
Amt unausgeschlafen und mit verquollenen Augen antritt.«
19 Stunden bis zur Ankunft
Edouard Urbain verfolgte die letzten Minuten der Wahl in der
Abgeschiedenheit seines Privatquartiers mit einer
eigentümlichen Mischung aus Enttäuschung und
Erleichterung. Eberly hatte klar gewonnen, das stand am
frühen Nachmittag schon fest. Urbain wartete jedoch bis zur
Beendigung der Wahl um 17:00 Uhr, bevor er schließlich die
Tatsache akzeptierte, dass er nicht der Leiter des Habitats sein
würde.
Er lächelte beinahe. Nun kann ich mich endlich wieder
meiner Arbeit widmen, sagte er sich, und werde nicht mehr
von diesem politischen Affentheater abgelenkt.
Dennoch war er den Tränen nahe. Eine neuerliche
Zurücksetzung. Mein Leben lang bin ich vom Spitzenplatz
fern gehalten worden. Mein Leben lang hat man mir gesagt,
dass ich nicht gut genug für die Nummer eins sei. Sogar
Jeanne-Marie hat sich am Ende gegen mich gewandt.
Aber das ist noch nicht alles, wurde er sich bewusst. Nun
muss ich mich mit diesem verrückten Stuntman und dem
Ansinnen auseinander setzen, auf der Titanoberfläche zu
landen. Eberly wird die Forderung natürlich unterstützen. Ich
werde die IAA bitten müssen, Eberly mitzuteilen, dass sie es
nicht erlauben wird. Damit werde ich mich vor der ganzen
Welt bloßstellen ‒ ich bin nicht mal Manns genug, einen
simpel gestrickten Abenteurer daran zu hindern, eine
jungfräuliche neue Welt zu verseuchen.
Mit Tränen in den Augen wies er das Telefon an, eine
Verbindung zu Eberly herzustellen. Ich muss ihm gratulieren
und meine Niederlage eingestehen, sagte er sich. Eine erneute
Niederlage. Und es wird wohl auch nicht die letzte gewesen
sein.
Ilja Timoschenko hingegen hatte kein Problem damit, dem
Sieger zu gratulieren. Er saß in einem Schwarm seiner
Anhänger ‒ hauptsächlich Ingenieure und Techniker ‒ an der
Bar im Bistro und rief Eberly über den Palmtop an.
»Ich freue mich über Ihren Sieg«, sagte er zu Eberlys
lächelndem Bild. »Nun lassen Sie uns diesen Blecheimer in
einen Orbit um den Saturn schaffen.«
Eberly lachte. »Ja, unbedingt. Wir alle zählen auf Sie, dass Sie
und die Techniker uns morgen in den Orbit bringen.«
Während Eberlys Anhänger seinen Sieg mit einem spontan
anberaumten Picknick am See feierten, war Holly noch immer
in Wilmots Apartment und benutzte seinen Computer, um die
Personalakten des Habitats zu durchsuchen. Es dauerte zwar
ein paar Stunden, doch schließlich hatte sie eine Liste von
fünfzig Männern und Frauen zusammengestellt, von denen sie
glaubte, dass sie mit ihnen ein Aufgebot bilden könnte.
Als sie die Liste an Eberlys Quartier sandte, fragte sie sich
jedoch, ob das wirklich eine so gute Idee war. Ob die Leute,
die sie ausgewählt hatte, überhaupt bereit wären, ein Aufgebot
zu bilden? Es war schwer, Eigenschaften wie Loyalität und
Verantwortungsbewusstsein aus dem schriftlichen Dossier
einer Person zu ersehen. Die meisten Leute an Bord des
Habitats waren alles andere als Establishment-Typen. Sie
waren auch keine Tunichtgute, wie Pancho sie bezeichnet
hatte, aber sie waren definitiv Freidenker und Individualisten
und nicht bereit, sich Disziplin auferlegen zu lassen.
Ich hoffe nur, dass das funktioniert, sagte Holly sich. Sie
wurde sich
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