Saturn
geben.«
Gaeta wollte aber nicht warten, bis wieder eine Speiche
vorbeikam. Er zog den rechten Arm aus dem Anzugsärmel
und gab einen Manöverbefehl für das Navigations-Programm
ein.
»Auf geht's«, sagte er, als der Anzug in den Sturzflug ging
und die sich annähernde Wolke anvisierte.
Fritz murmelte irgendetwas auf Deutsch.
»Es ist Staub«, sagte Gaeta. »Eine graue Substanz, aber die
Partikel sind nicht mit Eis überzogen.«
»Korrigiere den Anflug-Vektor«, sagte Fritz schroff. »Stürz
dich nicht kopfüber in die Wolke.«
»Ich will sie nur streifen«, sagte Gaeta. Er hatte nun richtig
Spaß an der Sache. »Sie scheint nicht dick genug zu sein, um
Probleme zu verursachen. Ich vermag sogar hindurch zu
sehen.«
»Sag mir, ob sie…«, sagte Wunderly. Dann ging ihre Stimme
in statischem Rauschen unter.
»Sag es noch mal«, rief Gaeta. »Ich habe dich nicht
verstanden.«
Keine Antwort außer statischem Rauschen. Gaeta touchierte
die am Ring entlang jagende Wolke. Er führte einen System-
Check durch, und die Anzeigen auf dem Helmvisier zeigten,
dass alles im grünen Bereich war ‒ einschließlich des
Funkgeräts.
Also keine Interferenzen, sagte er sich. Irgendetwas in der
Staubwolke stört die Funkverbindung.
Die Wolke stob an ihm vorbei; sie umkreiste den Ring viel
schneller als Gaeta mit seinem gemütlichen Tempo.
»…sprengt die Skala!«, rief Wunderly aufgeregt. »Das
beweist, dass die Speichen durch elektromagnetische
Wechselwirkung angetrieben werden.«
»Ich höre dich wieder«, sagte Gaeta. »Was auch immer den
Funkverkehr gestört hat, es ist verschwunden.«
»Es sind die Speichen!«, sagte Wunderly. »Wir haben soeben
bewiesen, dass sie von starken elektromagnetischen Feldern
angetrieben werden!«
»Und dass sie die Funkverbindung stören«, fügte Fritz
trocken hinzu.
»Die anderen Anzugssysteme sind nicht beeinträchtigt
worden«, sagte Gaeta.
»Der Anzug ist auch stark abgeschirmt«, sagte Fritz.
»Ja.« Gaeta sah, dass er sich den Ring-Partikeln nun ziemlich
schnell näherte. Als ob ich in ein Meer aus Diamanten
eintauchte, sagte er sich mit einem glücklichen Lachen.
»Was ist denn so lustig?«, fragte Fritz unwirsch.
»Ich sagte mir gerade, ich hätte einen großen Eimer
mitnehmen sollen, um ein paar von diesen Diamanten
einzusammeln.«
»Das sind keine Diamanten. Das sind mit Eis überzogene
Staubpartikel.«
»Die Partikel in den Speichen sehen aber nicht so aus, als ob
sie mit Eis überzogen wären.«
»Das ist eine Nuss, die Dr. Wunderly knacken soll. Für dich
geht es jetzt nur darum, den Geschwindigkeits-Vektor so zu
justieren, dass er sich dem der Ring-Partikel möglichst weit
annähert. Das wird Einschlags- und Abrieb-Probleme
minimieren.«
Gaeta wusste zwar, dass das alles im automatisierten
Navigationsprogramm gespeichert war. Dennoch glich er die
Annäherungsgeschwindigkeit an die Fluggeschwindigkeit der
Partikel an und sah, dass er den Anflug noch geringfügig zu
verlangsamen vermochte. Dadurch werde ich mehr Zeit im
Ring selbst haben, sagte er sich. Gut.
Dann sah er einen größeren, funkelnden Eisbrocken langsam
durch den Ring taumeln.
»He, siehst du diesen Brocken? Er ist so groß wie ein Haus.«
»Halte dich von ihm fern!«, wies Fritz ihn an.
»Kannst du nah genug herangehen, um seine genaue Größe
zu messen?«, fragte Wunderly.
Gaeta lachte wieder. »Was denn nun. Wegbleiben oder näher
heran. Entscheidet euch mal, Leute!«
Gefangennahme
Während Holly auf allen vieren durch die Pipeline kroch,
patschte sie mit der rechten Hand in eine kleine Pfütze, und im
gleichen Moment spürte sie in der linken Hand eine schwache
Vibration, die sich an der gekrümmten Innenwand der
Rohrleitung fortpflanzte.
Sie erstarrte und lauschte. Wenn ich das Rauschen von
Wasser höre, ist es ohnehin zu spät, sagte sie sich dann.
Sie war vor ungefähr fünf Minuten an einer Luke
vorbeigekommen. Das bedeutete, dass es bis zur nächsten
Luke noch einmal knapp fünf Minuten wären. Aus welcher
Richtung kommt das Wasser, fragte sie sich. Ist egal, gab sie
sich die Antwort selbst. Du musst deinen Hintern hier raus
bewegen. Sofortl
Sie kroch hastig weiter wie eine Maus in ihrem Bau, so
schnell sie Hände und Füße trugen. Irgendwo hinter sich hörte
sie ein Rumoren und hielt es zunächst für einen Streich, den
die Einbildung ihr spielte ‒ bis sie das unverkennbare Beben
von Wasser spürte, das durch die
Weitere Kostenlose Bücher