Saturn
schnappen«, sagte
Wunderly.
Gaeta bearbeitete die Tastatur und schob die Arme wieder in
die Ärmel des Anzugs. »Ich habe die Probenbox geöffnet, aber
ich glaube nicht, dass sie sich darin verirren.«
Er hörte Fritz' glucksendes Lachen. »Glaubst du etwa, sie
würden dir aus dem Weg gehen? Vielleicht können sie dich
nicht riechen.«
»Ich weiß nicht, was ich davon halten soll, Kumpel. Es ist, als
ob…« Gaeta verstummte, als plötzlich eine rote Warnlampe an
der Innenseite des Helmvisiers aufleuchtete. Der Schreck fuhr
ihm in die Glieder.
»Ich habe ein rotes Licht«, sagte er.
»Die Sensoren sind deaktiviert«, sagte Fritz. Seine Stimme
war plötzlich brüchig und angespannt. »Kein akutes
Problem.«
Gaeta überflog die Helm-Anzeigen und sah, dass etliche
Sensoren an der Außenhaut des Anzugs sich abgeschaltet
hatten. Zwei am Rückentornister und zwei weitere am linken
Bein. Er wusste, dass es unmöglich war, die Beine aus dem
Innern des Anzugs sehen, aber er versuchte es trotzdem.
Alles, was er durchs Visier zu sehen vermochte, waren die
Stiefelspitzen. Sie schienen vereist zu sein.
Er hob beide Arme und sah, dass sie auch mit einer dünnen
Eisschicht bedeckt waren. Und er sah, wie beide Arme immer
mehr vereisten.
»He! Ich vereise. Sie packen mich in Eis.«
»Das sollte nicht passieren«, sagte Wunderly. Sie klang
beinahe verärgert.
»Es interessiert mich einen Scheiß, was passieren sollte. Diese
kleinen cabróns packen mich in Eis!«
Immer mehr rote Lampen leuchteten am Visier auf. Einer
nach dem andern schalteten die Sensoren an der Außenhaut
des Anzugs sich ab. Schockgefrostet.
»Kannst du noch Arme und Beine bewegen?«, fragte Fritz.
Gaeta versuchte es. »Ja. Die Gelenke sind zwar etwas steif,
aber sie… oh, oh.« Nun lagerten die Eispartikel sich auch
schon am Helmvisier ab.
»Was ist los?«
»Sie sind auch schon auf dem Visier«, sagte Gaeta. Er starrte
eher fasziniert als ängstlich auf die Partikel. Die kleinen
fregados kriechen übers Visier, wurde er sich bewusst.
»Sie bewegen sich«, meldete er. »Sie kriechen über das
Visier!«
»Wie sollen sie denn kriechen«, sagte Wunderly.
»Sag ihnen das mal!«, antwortete Gaeta. »Sie überziehen das
Visier. Den ganzen Anzug! Sie packen mich in Eis!«
»Das ist unmöglich.«
»Ja, sicher.«
Was auch immer sie waren, die kleinen Partikel krochen
übers Helmvisier. Er sah es. Es wurden immer mehr, und sie
bedeckten einen immer größeren Abschnitt des Visiers. Nach
wenigen Minuten vermochte Gaeta gar nichts mehr zu sehen.
Der Anzug war vollständig mit einer Eisschicht überzogen.
Gefangene
Wunderly saß in ihrem winzigen Büro. Sie hatte zwei
Bildschirme auf dem Schreibtisch stehen: Auf dem einen
versuchte sie Gaeta zu beobachten, und den neuen Mond, der
sich mit dem Hauptring vereinigt hatte, auf dem Monitor
daneben.
Alles, was sie von Gaeta bekam, waren die Daten von den
internen Sensoren des Anzugs und seine aufgeregte Meldung,
dass die Eispartikel den Anzug umschlossen. Sie können sich
doch gar nicht bewegen, sagte sie sich. Sie sind nicht lebendig,
also auch nicht beweglich. Sie sind nur mit Eis überzogene
Staubflocken.
Aber wie kommt es dann, dass sie Mannys Anzug
überziehen? Elektromagnetische Anziehung? Temperatur-
Differenzial?
Sie zog immer phantastischere Möglichkeiten in Erwägung,
während sie abwesend zum spektrographischen Sensor des
Minisatelliten schaltete, der den gerade erst angekommenen
Mond auf der anderen Seite des Rings beobachtete. Wunderly
schaute mit einem Stirnrunzeln auf die Anzeige. Da stimmt
etwas nicht. Sie rief die früheren Daten des Spektrographen
auf. Der kleine Mond bestand definitiv aus Eis, war aber von
einer dunklen kohlenstoffartigen Substanz durchzogen.
Dennoch zeigte das Echtzeit-Spektrogramm viel weniger
Kohlenstoff an: Ihm zufolge bestand der Mond praktisch nur
aus Eis. Was geschieht mit dem Kohlenstoff?
Neugierig geworden schaltete sie zur optischen Anzeige des
Minisat zurück. Und ließ sich atemlos auf den Stuhl
zurücksinken.
Der Mond befand sich in der Mitte dessen, was wie ein
Mahlstrom aussah. Ein Whirlpool aus Eisflocken stob um den
Mond wie eine große Familie, die ein lang vermisstes
Familienmitglied umschwärmte.
»Allmächtiger Gott, sie sind lebendig!«, rief Wunderly und
sprang vom Stuhl auf. »Sie sind lebendig!«
Gaeta wusste aus langer Erfahrung, dass Panik der schlimmste
Feind war. Obwohl das
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