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Saturn

Saturn

Titel: Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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Rohrleitung rauschte. Als sie
    die Luke erreichte, hörte sie die Flut direkt hinter sich
    heranrasen. Mit zitternden Fingern öffnete sie die Luke, kroch
    aus der Rohrleitung und schlug die Luke zu. Die Flutwelle
    rauschte vorbei, und es spritzte noch Wasser durch die Luke,
    bevor sie sie richtig zu schließen vermochte.
    Das war knapp!
    Hollys Beine versagten den Dienst. Sie sank auf den
    Metallboden des Tunnels und setzte sich in die Pfütze unter
    der Luke.
    Sie wussten, dass ich in der Röhre war, sagte sie sich. Sie
    wussten es und wollten mich ersäufen.
    Der Scout lief mit schnellen Schritten neben der Pipeline durch
    den Tunnel. Er hörte, wie das Wasser hindurch floss, doch als
    der vorsichtige Mann, der er war, lief er weiter ‒ in der
    Hoffnung, dass seine Beute rechtzeitig ausgestiegen war. Geh
    kein Risiko ein und gib der Beute keine Chance, zu
    entkommen.
    Er war ein Äthiopier, der einmal davon geträumt hatte,
    olympisches Gold im Marathonlauf zu gewinnen, bis die
    olympischen Spiele auf unbestimmte Zeit ausgesetzt wurden.
    Er hielt sich, seine Eltern und seine jüngeren Geschwister mit
    dem dürftigen Gehalt eines Polizisten am Leben. Selbst das
    wurde ihm jedoch genommen, als ein Verwandter eines
    Politikers aus der Hauptstadt seine Stelle und sein Gehalt
    bekam. Mit der Aussicht zu verhungern, nahm er eine Stelle
    im Saturn-Habitat an: unter der Bedingung, dass sein Gehalt
    jeden Monat an seine Eltern ausgezahlt wurde. An Bord hatte
    er sich dann mit Oberst Kananga angefreundet und einen
    ruhigen Posten in der Sicherheitsabteilung bekommen.
    Diese Verfolgung was der erste wichtige Auftrag, den er für
    den Oberst ausführte, nachdem er monatelang nur
    routinemäßige Sicherheitspatrouillen in einem Habitat
    durchgeführt hatte, in dem es kein wirkliches Verbrechen gab
    ‒ nur verzogene, eigenwillige Söhne und Töchter der Reichen,
    die sich wie Kinder aufführten, die partout nicht erwachsen
    werden wollten.
    Er hatte nicht vor, bei diesem Auftrag zu versagen. Er wollte
    Oberst Kananga eine Freude machen.
    »Ich gerate unter Beschuss«, sagte Gaeta.
    Er stand noch immer ziemlich hoch über dem Ring, doch
    Staubteilchen trafen bereits den Anzug, wie die Sensoren an
    der Außenhülle meldeten. Kein Problem, sagte Gaeta sich.
    Noch nicht. In ein paar Minuten wird es schlimmer werden.
    Es war schwierig, die Entfernung zu schätzen. Er schaute
    hinab auf ein weites Feld aus weißem, gleißendem Licht, als
    ob er in einem Ballon zu einem riesigen Gletscher absteigen
    würde. Aber der Ring war nicht massiv; er bestand aus
    Milliarden und Abermilliarden Teilchen, als ob alle
    funkelnden Murmeln des Universums sich dort versammelt
    hätten. Der häusergroße Eisbrocken war taumelnd an ihm
    vorbei geflogen und kollidierte nun mit den kleineren
    Partikeln, die ihn umschwärmten ‒ sie stoben auseinander.
    »Dein Geschwindigkeits-Vektor ist gut«, sagte Fritz mit
    ruhiger und zuversichtlich klingender Stimme. »Die
    Einschlag-Energie dürfte minimal sein.«
    »Ja«, pflichtete Gaeta ihm bei und driftete immer tiefer zum
    riesigen Meer aus funkelnden Teilchen. »Ich spüre auch noch
    nichts.«
    »Wir erhalten gerade die Größenschätzungen für die
    Teilchen«, sagte Wunderly. »Sie scheinen im Moment nicht
    größer als ein paar Millimeter.« Sie klang enttäuscht.
    »Soll ich nach größeren Brocken suchen?«
    »Du hältst dich an die geplante Flugbahn«, sagte Fritz brüsk.
    »Kein Abenteuer, bitte.«
    Gaeta lachte. Keine Abenteuer. Und, wie zum Teufel, nennst
    du das hier?
    Wunderly meldete sich wieder. »Der neue Mond ist in einen
    permanenten Orbit gegangen.«
    »Kann ich von hier aus nicht sehen.«
    »Ja, er ist auf der anderen Seite des Planeten. Ich erhalte
    Bilder vom Minisat im polaren Orbit.«
    Die Teilchen wurden nun wesentlich dicker. Gaeta hatte das
    Gefühl, als ob er langsam in einem Schneesturm versänke:
    Glitzernde Schneeflocken wirbelten um ihn herum und
    tanzten in einem unsichtbaren Wind. Sie schienen sich etwas
    von ihm zu entfernen und ihm Platz zu schaffen.
    »Ich weiß, das ist verrückt«, sagte er, »aber es sieht so aus, als
    ob die Flocken sich von mir entfernen würden.«
    Er spürte förmlich, wie Fritz den Kopf schüttelte. »Das sieht
    aus deiner Perspektive nur so aus. Sie bewegen sich auf
    eigenen Umlaufbahnen um den Saturn, wie du es auch tust.«
    »Vielleicht, aber ich könnte schwören, dass sie Abstand zu
    mir halten.«
    »Versuch doch mal, ein paar von ihnen zu

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