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Saturn

Saturn

Titel: Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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dass sie
    sein Gesicht erkannte. Das ist doch Raoul, sagte sie sich. Was
    tut er hier draußen? Ein Gedanke schoss ihr durch den Kopf.
    Arbeitet er etwa für Kananga? Gehört er womöglich zum
    Suchtrupp?
    Dann wurde sie sich bewusst, dass sie im Freien stand und
    eine perfekte Zielscheibe für jeden im Umkreis von einem
    Kilometer oder mehr abgab. Raoul würde doch nicht zu
    Kananga überlaufen, sagte sich. Er ist ein Freund.
    Sie ging zu ihm hin und fühlte sich etwas sicherer, als sie im
    Schatten der Bäume war.
    Tavalera regte sich, als sie sich ihm näherte, blinzelte und
    setzte sich so abrupt auf, dass Holly erschrak.
    Er blinzelte wieder und rieb sich die Augen. »Holly? Bist du
    das, oder träume ich?«
    Sie lächelte warmherzig. »Ich bin's, Raoul. Was machst du
    denn so weit hier draußen?«
    »Ich habe dich gesucht«, sagte er und stand auf. »Ich muss
    wohl eingenickt sein. Ein schöner Späher, was?« Er grinste
    verlegen.
    »Du bringst dich nur in Schwierigkeiten, Raoul. Kanangas
    Leute verfolgen mich. Ich versuche, ihnen immer eine
    Nasenlänge voraus zu sein.«
    Tavalera holte tief Luft. »Ich weiß. Ich bin hier, um dir zu
    helfen.«
    Holly sagte sich, wenn Raoul sie gut genug kannte, um hier
    am Habitat-Ende auf sie zu warten, dann mussten Kanangas
    Leute ihre Gewohnheiten auch ermittelt haben.
    »Wir müssen uns ein Versteck suchen«, sagte sie. »Einen
    sicheren Ort.«
    »Dafür ist es zu spät«, sagte eine Stimme.
    Sie drehten sich um und sahen einen großen, schlanken
    Mann mit schokoladenbrauner Haut. In der Hand hatte er das
    kleine elektronische Spürgerät.
    »Oberst Kananga möchte Sie sprechen, Miss Lane«, sagte er
    mit leiser Stimme, die überhaupt nicht bedrohlich wirkte.
    »Ich möchte aber nicht Oberst Kananga sprechen«, sagte
    Holly.
    »Das ist schlecht. Ich muss leider darauf bestehen, dass Sie
    mit mir kommen.«
    Tavalera stellte sich vor Holly. »Lauf, Holly«, sagte er. »Ich
    werde ihn aufhalten.«
    Der schwarze Mann lächelte. Er wies auf ein Trio schwarz
    gekleideter Leute, die hinter den Bäumen auf sie zukamen und
    sagte: »Es muss keine Gewalt ausgeübt werden. Und es gibt
    auch keine Fluchtmöglichkeit.«
    Ring-Kreaturen
    Wunderly vermochte kaum an sich zu halten. Sie zappelte auf
    dem Stuhl herum, als sie sah, wie die Ring-Partikel über den
    neuen Mond schwärmten.
    Das ist Nahrung für sie, sagte sie sich, als sie von der
    optischen zur Infrarot- und dann zur spektrographischen
    Darstellung schaltete. Sie wünschte, der Minisat hätte noch
    Platz für Ultraviolett- und Gammastrahlen-Sensoren gehabt.
    Was wir brauchten, ist eine Aktivlasersonde, sagte sie sich
    und widersprach sich dann sofort: Aber sie würde die Partikel
    vielleicht töten. Partikel? Nein, das sind lebendige Wesen. Eis-
    Kreaturen, die bei Temperaturen von minus zweihundert
    Grad Celsius und noch tiefer überleben. Extremophile, die in
    einer Niedertemperatur-Umgebung gedeihen.
    Das Geheimnis der Saturn-Ringe ist gelöst, sagte sie sich. Die
    Ringe sind nicht eine passive Ansammlung von Eisflocken. Sie
    bestehen aus aktiven, lebendigen Wesen! Sie fangen alles ein,
    was in ihren Bereich eindringt und nehmen es auseinander.
    Asteroiden und kleine Eisbrocken ‒ das ist ihre Nahrung. Auf
    diese Art unterhält Saturn sein Ringsystem. Es ist lebendig.
    Schau'n wir mal, sagte sie sich. Saturn hat zweiundvierzig
    uns bekannte Monde. Jedes Mal, wenn ein Asteroid oder ein
    Eisbrocken aus dem Kuiper-Gürtel ins Ringsystem eindringt,
    fressen diese Kreaturen ihn auf. Die Ringe verlieren ständig
    Partikel, die von den Saturnwolken angesaugt werden. Aber
    die Ringe erneuern sich ständig, indem sie die anfliegenden
    Monde verschlingen, die von ihnen angezogen werden.
    Plötzlich schaute sie von den Bildschirmen auf. Manny! Sie
    werden auch versuchen, Mannys Anzug aufzufressen. Sie
    könnten ihn töten!
    »Manny!«, schrie sie ins Funkgerät. »Verschwinde von dort!
    Sofort! Bevor sie sich durch den Anzug fressen!«
    »Ich weiß nicht, ob er uns hört«, erwiderte Fritz mit eisiger
    Stimme. »Ich habe seit einer halben Stunde keinen Kontakt
    mehr mit ihm. Die Antennen müssen inzwischen so stark
    vereist sein, dass sie nicht mehr funktionieren.«
    Holly sah, wie die drei schwarz gekleideten Gestalten sich
    über die mit Gras bewachsene Anhöhe dem Wäldchen
    näherten, wo sie und Tavalera mit dem äthiopischen Scout
    standen. Er hatte das Funkgerät am Ohr und nickte
    unbewusst, während er Befehle

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