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Saturn

Saturn

Titel: Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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nicht
    wahr?«
    »Es wäre mir eine Ehre«, sagte von Helmholtz. Cardenas
    vermochte indes nicht zu sagen, ob das nun sein Ernst oder
    Sarkasmus war.
    Sie schaute zu, wie Gaeta ein Bein über den Rand der Luke
    hob, sich an beiden Seiten festhielt und das andere Bein
    nachzog. Sein Kopf verschwand in der Dunkelheit im Innern
    des Anzugs.
    Sie hörte einen dumpfen Schlag, gefolgt von einer Serie
    gedämpfter spanischer Flüche.
    »Ist ziemlich eng da drin«, sagte einer der Techniker und
    grinste sie an.
    »Ok, ich bin drin«, rief Gaeta. Die Techniker schlossen die
    Luke und verriegelten sie.
    Cardenas ging zur Vorderseite des Anzugs und musste den
    Kopf in den Nacken legen, um Gaetas Gesicht durchs stark
    getönte Helmvisier zu sehen.
    Der rechte Arm des Anzugs setzte sich mit dem Summen
    und Surren der Servomotoren in Bewegung.
    »Hallo, Chris«, ertönte Gaetas verstärkte Stimme, und er
    winkte ihr zu. »Wollen wir ein Tänzchen wagen?«
    Aber sie hatte sich schon auf den Boden gekniet und öffnete
    den Koffer, der ihre Analyse-Werkzeuge enthielt. Von wegen
    Tänzchen.
    Zwei Tage vor dem Jupiter-Standby
    Die Cafeteria war vom Lärm klirrenden Bestecks und vieler
    Unterhaltungen erfüllt. Ilja Timoschenko verzichtete darauf,
    sich an den langen Schlangen vor den verschiedenen Theken
    anzustellen und komponierte sich lieber ein Menü aus den
    Verkaufsautomaten. Er hatte ein ›Mampfburger‹-Sandwich
    und eine Schüssel mit dampfender Suppe auf dem Tablett;
    damit stand er nun vorm Getränkeautomaten.
    »Die Qual der Wahl, was?«
    Timoschenko drehte den Kopf und sah, dass Jaansen, einer
    der Top-Ingenieure, neben ihm stand ‒ groß, schlank und so
    blass wie die Mitternachtssonne.
    Ohne ein Wort schob Timoschenko den Plastikbecher unter
    die Cola-Düse und drückte auf die Taste. Dann ging er weg
    und suchte nach einem Tisch, an dem noch niemand saß. Als
    er das Tablett abstellte, kam jedoch auch schon Jaansen mit
    einem Salat und einem Glas Milch zu seinem Tisch.
    »Darf ich mich zu Ihnen setzen?«, fragte Jaansen und stellte
    schon das spartanische Mittagessen auf den Tisch. »Ich muss
    mit Ihnen sprechen.«
    »Worüber?«, fragte Timoschenko. Jaansen war einer der
    Chefs und stand ein paar Sprossen über ihm auf der Leiter.
    »Politik«, sagte Jaansen, zog einen Stuhl unterm Tisch hervor
    und setzte sich.
    Mit einem Mal war Timoschenko der Appetit vergangen.
    »Ich interessiere mich überhaupt nicht für Politik«, sagte er.
    »Früher hatten Sie sich aber dafür interessiert. Sie waren
    sogar ein engagierter Aktivist.«
    »Sie sehen ja, wohin mich das gebracht hat.«
    Jaansen machte eine vage Handbewegung. »Aber hier ist es
    doch gar nicht so schlimm, oder? Wenn Sie schon ins Exil
    gehen müssen, dann ist dieser Ort besser als die meisten
    anderen.«
    »Sind Sie auch ins Exil geschickt worden?«, fragte
    Timoschenko spontan.
    »Nein, ich bin freiwillig hierher gekommen. Für mich ist das
    eine Gelegenheit, eine große Engineering-Operation zu leiten.«
    »Den Chef zu markieren, meinen Sie wohl.«
    »Sie könnten auch ein Chef sein«, sagte Jaansen. »Sogar der
    oberste Chef von allen.«
    Timoschenko schaute ihn finster an.
    »Ich meine das wirklich so, Ilja. Sie könnten sich für das Amt
    des Verwaltungschefs bewerben, sobald die neue Verfassung
    in Kraft getreten ist.«
    »Sie machen wohl Witze.«
    »Das ist mein voller Ernst. Sie könnten kandidieren, und Sie
    hätten gute Aussichten auf den Sieg. Alle Ingenieure und
    Techniker würden für Sie stimmen. Das ist ein großer
    Stimmenblock.«
    »Und weshalb sollten sie wohl für mich stimmen?«
    »Weil Sie einer von uns sind. Alle kennen und respektieren
    Sie.«
    Timoschenko grunzte verächtlich. »Ich habe kaum Freunde.
    Es kennt mich auch kaum jemand, und diejenigen, die mich
    kennen, mögen mich nicht besonders. Und ich kann es ihnen
    nicht einmal verdenken.«
    Jaansen ließ aber nicht locker. Er zog den Palmtop aus der
    Tasche seiner Kutte und gab Zahlen ein, während er sprach.
    »Politik ist im Grunde nichts anderes als Arithmetik«, sagte
    er und tippte fleißig Zahlen ein. »Sie werden von Ihren
    Kollegen viel mehr respektiert, als Sie glauben. Sie werden
    eher für sie als für Urbain stimmen, und…«
    »Urbain? Er bewirbt sich um ein öffentliches Amt?«
    »Natürlich. Er ist schließlich Leiter der Wissenschafts-
    Abteilung, nicht wahr? Die Wissenschaftler glauben, dass
    ihnen dieses Habitat gehöre. Sie glauben, wir alle müssten
    ihnen zu

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