Saturn
Vorbeiflug am Jupiter aufzuzeichnen. Gaeta
war müde, verschwitzt und fühlte sich unwohl.
Aber er wusste, dass Fritz Recht hatte. Du musst alles
überprüfen. Vergewissere dich, ob auch alles funktioniert.
Nicht dass du eine böse Überraschung erlebst, wenn du
draußen bist.
»In Ordnung, Vakuum-Test«, murmelte er und überflog die
Weihnachtsbaumbeleuchtung der Kontrolllampen, die in den
Helmkragen eingelassen waren. Alles im grünen Bereich außer
zwei gelben Lampen: eine schlappe Batterie und ein Lüfter,
der zu langsam lief. Vielleicht ist das der Grund dafür,
weshalb es hier drin so verdammt heiß ist, sagte er sich.
Fritz stand an der großen Überwachungs-Konsole und
studierte den Diagnosebildschirm. »Dieser Lüfter wird
ausgetauscht werden müssen«, sprach er ins Mikrofon.
Einer der Techniker nickte missmutig. »Die Verabredung
zum Abendessen hat sich damit erledigt«, grummelte er.
Fritz richtete sich auf und drehte sich zu Gaeta um. »Komm,
meine kleine Sylphe. Zur Luftschleuse Nummer vierzehn.«
Gaeta setzt sich in Bewegung. Der Anzug fühlte sich trotz
der Servomotoren, die die Arm- und Beinbewegungen
erleichterten, starr an. »Ich fühle mich hier drin wie ein
Zinnsoldat«, sagte er Fritz. »Ölkännchen! Ölkännchen!«
Fritz verzog keine Miene. »Die Lager sind selbst schmierend.
Wenn der Anzug bewegt wird, schleifen die Gelenke sich mit
der Zeit ein.«
»Ja, sicher.«
Gaeta folgte Fritz zur Doppeltür des Labors. Einer der
Techniker öffnete sie ihnen. Zu seiner Überraschung sah Gaeta
Holly Lane draußen auf dem Gang stehen. Sie machte große
Augen, als sie den Anzug auf sich zustapfen sah.
Er bewegte langsam den Arm und krümmte die Finger in
einer mechanischen Bewegung. »Hallo, Holly«, rief er.
»Manny? Stecken Sie da drin?«
»Ja.«
Sie präsentierte ihm einen kleinen Plastikbeutel. »Ich habe
ihnen etwas Chili mitgebracht. Selbst gemacht.«
»Wir haben im Moment keine Zeit zum Essen«, sagte von
Helmholtz. »Wir sind sehr beschäftigt.«
»Kommen Sie doch mit, Holly«, rief Gaeta. »Wir gehen zur
Luftschleuse vierzehn runter.« Er setzte den schweren Gang
durch den Korridor fort.
»Sie wollen jetzt schon nach draußen gehen?«, fragte Holly
und machte ihm hastig den Weg frei.
»Nee. Die Sicherheits-Jungs haben meine EVA gestrichen. Sie
wollen gleich eine ganze Truppe rausschicken, um die
Brennstofftanks in Empfang zu nehmen, die vom Jupiter
kommen. Ich bleibe in der Schleuse, während sie geöffnet
wird, um den Leuten nicht im Weg zu sein. Wir werden den
Vorbeiflug am Jupiter morgen aufnehmen; das ist nämlich der
Zeitpunkt der größten Annäherung.«
»Darf ich dabei zuschauen?«
»Sicher«, sagte Gaeta und freute sich über das nervöse
Zucken in Fritz' rechter Wange. »Kommen Sie nur mit.«
Tanker Graham
»He, Tavalera, pass gut auf, wir beginnen nun mit dem
Rendezvous-Manöver.«
Raoul Tavalera murmelte eine Obszönität. Ich weiß auch,
dass wir mit dem verdammten Rendezvous-Manöver
beginnen, entgegnete er dem Skipper stumm. Wieso, zum
Teufel, sind wir wohl sonst hier draußen?
Die Graham war kaum mehr als ein Paar leistungsstarker
Fusionstriebwerke und eine Wohnkapsel, die die zweiköpfige
Besatzung beherbergte: den herben Skipper und Tavalera, der
die Tage zählte, bis er sein soziales Jahr beendet hatte und
wieder in seine Heimat New Jersey zurückkehren konnte. Er
schwor sich, nach der Rückkehr den Boden zu küssen und die
Oberfläche des Planeten Erde nimmermehr zu verlassen.
Die kleine Graham hatte drei riesige, mit Wasserstoff- und
Helium-Isotopen gefüllte Kugeln im Schlepp, mit denen die
Fusionstriebwerke beschickt werden sollten. Die Kugeln
würden bald ans näher kommende Habitat angeflanscht
werden; nachdem dieser Auftrag dann erledigt war, würden
die Graham und ihre zweiköpfige Besatzung in die relative
Sicherheit und Behaglichkeit der Station Gold zurückkehren,
die sich im Orbit um den Jupiter befand.
Der Skipper hatte sich auf dem Kommandantensitz
angeschnallt; ihr hässliches, teigiges Gesicht verschwand fast
völlig unter dem Sensor-Helm. Alles, was Tavalera von ihr
sah, war ihr fieses Pferdegebiss und der versiffte Overall, den
sie trug, seit sie die Raumstation vor vier Tagen verlassen
hatten.
Als Tavalera zum ersten Mal zum Jupiter gekommen war,
hatte er sich über die Aussicht gefreut, in die Wolken von
Jupiter einzutauchen. Vor seinem geistigen Auge lief eine
waghalsige
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