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Saturn

Saturn

Titel: Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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wählen! Wen sollten sie denn
    sonst wählen?«
    Einen Tag vor dem Jupiter-Swingby
    »Und wo werden Sie sein, wenn wir den Jupiter passieren?«,
    fragte Don Diego.
    Holly schaute vom Stachelbeerstrauch auf, den sie an der
    Böschung anpflanzte. »Im Büro«, sagte sie mit einem Lächeln.
    »Ich muss ab und zu auch ein wenig arbeiten.«
    Der alte Mann wischte sich mit der Rückseite der
    behandschuhten Hand den Schweiß von der Stirn. »Halten Sie
    das, was wir hier tun, etwa nicht für Arbeit?«
    »Das ist Vergnügen. Ich meine, es ist schon körperliche
    Arbeit. Aber es ist trotzdem Vergnügen. Wenn ich ›Arbeit‹
    sage, dann meine ich damit die Tätigkeit, für die ich angestellt
    wurde.«
    »Sie scheinen aber jeden Tag hier draußen Zeit mit mir zu
    verbringen«, sagte Don Diego, während sie an einem
    widerspenstigen spiraligen Stahlkabel zog, das halb im Boden
    vergraben war.
    »Ich bin gerne hier draußen.« Holly wurde sich bewusst,
    dass sie eigentlich lieber im Freien als im Büro war. Sie genoss
    es, mit diesem älteren Mann zu arbeiten und zu reden, mit
    diesem seriösen und zugleich unbekümmerten Mann, der ein
    so guter Zuhörer war und von dem sie so viel zu lernen
    vermochte.
    »Vorsicht«, sagte Holly, als er das widerspenstige Kabel aus
    der Erde zu ziehen versuchte. »Es ist vielleicht mit
    irgendetwas Wichtigem verbunden.«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, das ist nur Schrott, den die
    Bautrupps zurückgelassen haben. Anstatt den Bereich zu
    säubern, wofür sie schließlich auch bezahlt wurden, haben sie
    die Abfälle die Böschung hinuntergeworfen, wo sie glaubten,
    dass niemand sie sehen würde.«
    Holly ging zu ihm hinüber und half ihm. Gemeinsam zogen
    sie das wellige Kabel aus dem Boden. Richtig, es war mit
    nichts verbunden. Nur Schrott, der vom Bau des Habitats
    übrig geblieben war.
    »Vielleicht sollten wir Aufräumtrupps organisieren, die alle
    Kanäle und Böschungen absuchen«, sagte Holly sich laut.
    »Auf diese Weise könnten wir vielleicht noch ein paar
    brauchbare Materialien gewinnen.«
    »Ich mache mir mehr Sorgen wegen der Auswirkungen auf
    unsere Gesundheit. Stahl rostet, und der Rost sickert in die
    Trinkwasser-Reservoirs.«
    »Das Wasser wird doch in der Kläranlage gereinigt«, sagte
    Holly.
    Er nickte skeptisch. »Ich mache mir trotzdem Sorgen.«
    Holly widmete sich wieder dem Stachelbeerstrauch. Sie
    drückte die frische Erde um den Strauch fest, richtete sich
    langsam wieder auf und verschränkte die Hände auf dem
    Rücken.
    »Genug für heute«, sagte sie und schaute zum langen
    Sonnenfenster hinauf. Es lag schon im Halbschatten.
    »Abendessenszeit.«
    »Gestatten Sie, dass ich Sie zum Abendessen in meiner
    Hazienda einlade?«, fragte Don Diego und zog sich die
    fleckigen, schmutzigen Handschuhe aus.
    Holly lächelte. Sie wusste, dass seine Hazienda ein
    Einzimmer-Apartment war ‒ etwa mit der gleichen Größe und
    dem Schnitt wie ihr eigenes.
    »Wieso soll ich heute Abend nicht etwas kochen?«, schlug sie
    vor.
    Er wirkte im ersten Moment verlegen und sagte dann: »Sie
    sind ein Mensch mit vielen Talenten, Holly, aber ich glaube,
    ich bin doch ein besserer Koch als Sie.«
    »Zeigen Sie mir, wie man Chili zubereitet?«, fragte sie
    begierig.
    »Natürlich. Aus Soja und Pintobohnen«, erwiderte er. »Ich
    werde Ihnen sogar zeigen, wie man die Bohnen so zubereitet,
    dass sie nicht blähen.«
    »Bekomme ich denn nie mehr was zu essen?«, beklagte Manny
    Gaeta sich. »Die Cafeteria hat wahrscheinlich schon wieder
    geschlossen.«
    »Dann spielt es eh keine Rolle mehr, nicht wahr«, sagte Fritz
    von Helmholtz unwirsch.
    Im Panzeranzug stand Gaeta einen guten halben Meter über
    den Deckplatten. Er schaute durchs stark getönte Visier des
    Helms auf von Helmholtz hinab.
    »Cabrön«, murmelte Gaeta. Fritz ist mir manchmal so
    sympathisch wie Hämorrhoiden, sagte er sich.
    Von Helmholtz schaute von seinem Palmtop auf und blickte
    ihn mit gerunzelter Stirn an. »Wir müssen zuerst noch den
    Vakuum-Test durchführen.«
    »Es ist verdammt heiß hier drin. Ich schwitze.«
    »Dann schalte die Kühlung ein«, sagte von Helmholtz
    ungerührt.
    »Ich will die Batterien nicht unnötig belasten.«
    »Die laden wir über Nacht wieder auf.«
    Gaeta wusste, dass er den Test einfach abzubrechen
    vermochte, indem er den Anzug herunterfuhr und die Luke
    öffnete. Er steckte nun schon seit Stunden in diesem Kokon
    und hatte fast jede Prozedur durchlaufen, die sie brauchen
    würden, um den

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