Saturn
wählen! Wen sollten sie denn
sonst wählen?«
Einen Tag vor dem Jupiter-Swingby
»Und wo werden Sie sein, wenn wir den Jupiter passieren?«,
fragte Don Diego.
Holly schaute vom Stachelbeerstrauch auf, den sie an der
Böschung anpflanzte. »Im Büro«, sagte sie mit einem Lächeln.
»Ich muss ab und zu auch ein wenig arbeiten.«
Der alte Mann wischte sich mit der Rückseite der
behandschuhten Hand den Schweiß von der Stirn. »Halten Sie
das, was wir hier tun, etwa nicht für Arbeit?«
»Das ist Vergnügen. Ich meine, es ist schon körperliche
Arbeit. Aber es ist trotzdem Vergnügen. Wenn ich ›Arbeit‹
sage, dann meine ich damit die Tätigkeit, für die ich angestellt
wurde.«
»Sie scheinen aber jeden Tag hier draußen Zeit mit mir zu
verbringen«, sagte Don Diego, während sie an einem
widerspenstigen spiraligen Stahlkabel zog, das halb im Boden
vergraben war.
»Ich bin gerne hier draußen.« Holly wurde sich bewusst,
dass sie eigentlich lieber im Freien als im Büro war. Sie genoss
es, mit diesem älteren Mann zu arbeiten und zu reden, mit
diesem seriösen und zugleich unbekümmerten Mann, der ein
so guter Zuhörer war und von dem sie so viel zu lernen
vermochte.
»Vorsicht«, sagte Holly, als er das widerspenstige Kabel aus
der Erde zu ziehen versuchte. »Es ist vielleicht mit
irgendetwas Wichtigem verbunden.«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, das ist nur Schrott, den die
Bautrupps zurückgelassen haben. Anstatt den Bereich zu
säubern, wofür sie schließlich auch bezahlt wurden, haben sie
die Abfälle die Böschung hinuntergeworfen, wo sie glaubten,
dass niemand sie sehen würde.«
Holly ging zu ihm hinüber und half ihm. Gemeinsam zogen
sie das wellige Kabel aus dem Boden. Richtig, es war mit
nichts verbunden. Nur Schrott, der vom Bau des Habitats
übrig geblieben war.
»Vielleicht sollten wir Aufräumtrupps organisieren, die alle
Kanäle und Böschungen absuchen«, sagte Holly sich laut.
»Auf diese Weise könnten wir vielleicht noch ein paar
brauchbare Materialien gewinnen.«
»Ich mache mir mehr Sorgen wegen der Auswirkungen auf
unsere Gesundheit. Stahl rostet, und der Rost sickert in die
Trinkwasser-Reservoirs.«
»Das Wasser wird doch in der Kläranlage gereinigt«, sagte
Holly.
Er nickte skeptisch. »Ich mache mir trotzdem Sorgen.«
Holly widmete sich wieder dem Stachelbeerstrauch. Sie
drückte die frische Erde um den Strauch fest, richtete sich
langsam wieder auf und verschränkte die Hände auf dem
Rücken.
»Genug für heute«, sagte sie und schaute zum langen
Sonnenfenster hinauf. Es lag schon im Halbschatten.
»Abendessenszeit.«
»Gestatten Sie, dass ich Sie zum Abendessen in meiner
Hazienda einlade?«, fragte Don Diego und zog sich die
fleckigen, schmutzigen Handschuhe aus.
Holly lächelte. Sie wusste, dass seine Hazienda ein
Einzimmer-Apartment war ‒ etwa mit der gleichen Größe und
dem Schnitt wie ihr eigenes.
»Wieso soll ich heute Abend nicht etwas kochen?«, schlug sie
vor.
Er wirkte im ersten Moment verlegen und sagte dann: »Sie
sind ein Mensch mit vielen Talenten, Holly, aber ich glaube,
ich bin doch ein besserer Koch als Sie.«
»Zeigen Sie mir, wie man Chili zubereitet?«, fragte sie
begierig.
»Natürlich. Aus Soja und Pintobohnen«, erwiderte er. »Ich
werde Ihnen sogar zeigen, wie man die Bohnen so zubereitet,
dass sie nicht blähen.«
»Bekomme ich denn nie mehr was zu essen?«, beklagte Manny
Gaeta sich. »Die Cafeteria hat wahrscheinlich schon wieder
geschlossen.«
»Dann spielt es eh keine Rolle mehr, nicht wahr«, sagte Fritz
von Helmholtz unwirsch.
Im Panzeranzug stand Gaeta einen guten halben Meter über
den Deckplatten. Er schaute durchs stark getönte Visier des
Helms auf von Helmholtz hinab.
»Cabrön«, murmelte Gaeta. Fritz ist mir manchmal so
sympathisch wie Hämorrhoiden, sagte er sich.
Von Helmholtz schaute von seinem Palmtop auf und blickte
ihn mit gerunzelter Stirn an. »Wir müssen zuerst noch den
Vakuum-Test durchführen.«
»Es ist verdammt heiß hier drin. Ich schwitze.«
»Dann schalte die Kühlung ein«, sagte von Helmholtz
ungerührt.
»Ich will die Batterien nicht unnötig belasten.«
»Die laden wir über Nacht wieder auf.«
Gaeta wusste, dass er den Test einfach abzubrechen
vermochte, indem er den Anzug herunterfuhr und die Luke
öffnete. Er steckte nun schon seit Stunden in diesem Kokon
und hatte fast jede Prozedur durchlaufen, die sie brauchen
würden, um den
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