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Saturn

Saturn

Titel: Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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sie hat sich dort nicht mehr mit Nanotechnik
    befasst, soweit es aus den Aufzeichnungen hervorgeht. Ich
    möchte, dass Sie das mit ihr klären.«
    »So kosmisch scheint das aber nicht zu sein, oder?«, sagte
    Holly.
    »Meine liebe Holly«, sagte Morgenthau mit einem sich
    verhärtenden Gesichtsausdruck, »alles über Nanotechnik ist
    wichtig. Aus irgendeinem Grund hatte die Cardenas einen
    Karriereknick. Sie hat die Nanotech-Arbeit für ein paar Jahre
    ruhen lassen und will ihre Forschungen nun wieder
    aufnehmen ‒ hier bei uns. Wieso? Was hat sie vor?«
    »Okay«, sagte Holly. »Ich werde sie anrufen.«
    »Laden Sie sie zum Mittagessen ein. Wenn sie ablehnt, gehen
    Sie in ihr Labor und verlassen es nicht eher, bis sie sich Ihnen
    gegenüber erklärt hat.«
    »So wie Sie das sagen, könnte man glauben, es handele sich
    um eine polizeiliche Vernehmung.«
    »Vielleicht sollte man tatsächlich eine durchführen.«
    Holly fragte sich, wieso Morgenthau sich so echauffierte,
    und sagte: »Ich werde sie anrufen, bevor ich gehe.«
    »Sofort, Holly«, sagte Morgenthau und hob einen
    Wurstfinger. »Ich will, dass das sofort erledigt wird. Essen Sie
    heute mit ihr zu Mittag. Ich möchte, dass Sie mir gleich
    morgen früh über diesen Punkt in Cardenas' Dossier
    berichten.«
    Hollys erster Impuls war, Morgenthau zu empfehlen, ohne
    Raumanzug aus einer Luftschleuse zu springen. Doch dann
    wurde sie sich bewusst, dass die Frau noch nie so auf etwas
    gedrungen hatte. Das macht ihr wirklich zu schaffen, sagte
    Holly sich. Vielleicht ist dieser Nanotech-Kram doch
    gefährlicher, als ich dachte.
    Don Diego richtete sich langsam und unter Schmerzen auf.
    Der Rücken ist meine Schwachstelle, sagte er sich und
    massierte sich das Kreuz. Falls es uns jemals gelingen sollte,
    den menschlichen Körper neu zu konstruieren, wird man den
    Schwerpunkt auf die Verbesserung des Rückens legen
    müssen.
    Er marschierte langsam und bedächtig auf der Böschung des
    Kanals entlang. Der Schmerz strahlte vom Steißbein aus, an
    das er schlecht herankam. Er seufzte. Wenigstens ist dieser
    Abschnitt fast fertig, sagte er sich. Er hielt inne und betrachtete
    die blühenden Sträucher, die sich an die Böschung
    klammerten. Vielleicht ein paar Kakteen im nächsten
    Abschnitt, sagte er sich. Ich frage mich nur, ob es im Habitat
    überhaupt einen Kaktus gibt?
    Er hatte eigentlich mit Hollys Erscheinen gerechnet; sie hatte
    sich für diesen Nachmittag angesagt. Er wollte ihr zeigen, wie
    dieses Stückchen Wildnis sich entwickelte.
    Jemand trat hinter einem Baum oben am Rand des Grabens
    hervor und kam den Abhang herab auf ihn zu. Ein großer,
    schlanker Schwarzer mit einem kahl rasierten Schädel und
    einem strichförmigen Bart, der die Konturen des Kiefers
    nachzeichnete. Er wird sich die blank geputzten Stiefel dreckig
    machen, sagte Don Diego sich.
    »Guten Tag«, rief er dem Fremden auf Englisch zu. »Was
    führt Sie denn an diesen stillen Ort?«
    Der Fremde lächelte freundlich. »Sie sind Diego Romero von
    der Kommunikations-Abteilung?«
    »Der bin ich«, sagte Don Diego. Der Mann muss aus dem
    Büro sein, sagte er sich. Jemand musste sich wegen seines
    ständigen Fehlens beschwert haben. Oder…
    »Sind Sie von der Instandhaltungsabteilung?«, fragte er
    etwas besorgt.
    Der schwarze Mann kam näher. Er lächelte noch immer.
    »Nein, in dieser Hinsicht haben Sie nichts zu befürchten.«
    Wie befohlen aß Holly mit Kris Cardenas im Bistro zu Mittag.
    Aber es lief nicht gut.
    »Ich weiß, dass ich neugierig wirke«, sagte sie wie um
    Entschuldigung heischend, »aber meine Chefin macht sich
    Sorgen wegen der Nanotechnik, und da ist eine Lücke in
    Ihrem Lebenslauf…«
    Cardenas legte die Gabel hin und nahm einen Schluck
    Limonade. Dann ließ sie den Blick über die auf dem Rasen
    verstreuten Tische schweifen, von denen die meisten leer
    waren, dann richtete sie den Blick wieder in Hollys Richtung.
    Ihre strahlend blauen Augen schauten traurig, nicht verärgert;
    sie schienen an Holly vorbei in eine schmerzliche
    Vergangenheit zu blicken.
    »Ich will nicht, dass jemand etwas davon erfährt«, sagte sie.
    »Ich werde es Ihnen erzählen, aber nur wenn Sie mir
    versprechen, es für sich zu behalten.«
    Holly wollte schon zustimmen, doch dann sagte sie: »Ich
    werde aber meiner Chefin darüber berichten müssen.«
    Cardenas schüttelte den Kopf. »Dann vergessen Sie es. Ich
    würde es Ihnen sagen, Holly, aber ich will nicht, dass es
    allgemein publik wird.

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