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Saturn

Saturn

Titel: Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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Wenn Sie es Ihrer Chefin sagen, wird
    man mir nicht erlauben, hier Nanotech-Arbeiten
    durchzuführen.«
    »Wieso denn nicht?«
    »Weil ich Beihilfe zum Mord geleistet habe«, sagte Cardenas
    unverblümt.
    Holly spürte, wie ihr die Kinnlade herunterklappte.
    »Ich habe es zwar nicht vorsätzlich getan«, erklärte
    Cardenas. »Aber es war trotzdem schlimm genug.«
    Als ob ein emotionaler Damm gebrochen wäre, erzählte
    Cardenas Holly die ganze Geschichte. Dass sie wegen der
    Nanobots, die sich in ihrem Körper tummelten, nach Selene
    verbannt worden war und nicht mehr zur Erde zurückkehren
    durfte. Dass ihr Mann sich geweigert hatte, sie auf dem Mond
    zu besuchen, dass ihre Kinder sich gegen sie gewandt hatten
    und dass sie ihre Enkelkinder nie gesehen hatte. Die Wut. Die
    Schmerzen und Tränen und der heiße Zorn auf die Narren
    und selbstzufriedenen Ignoranten, die die Angst der
    Menschen vor der Nanotechnik instrumentalisierten, um ihr
    Leben zu zerstören.
    Sie erzählte Holly von Martin Humphries' Angebot. »Er
    sagte, er brächte mich zur Erde zurück, wenn ich ihm dabei
    helfen würde, das Raumschiff eines Konkurrenten zu
    sabotieren. Er war, weiß Gott, reich genug, um alles zu kaufen.
    Ich glaubte, er würde mir helfen. Ich hatte keine Ahnung, dass
    die Beschädigung eines Raumschiffs den Tod eines Menschen
    zur Folge haben sollte. Also ließ ich mich von Humphries
    kaufen, und sein größter Konkurrent starb, als das Raumschiff
    eine Panne hatte.«
    »Dann sind Sie also niemals wieder zur Erde zurückgekehrt?
    Haben Ihre Familie nie wieder gesehen?«, fragte Holly mit
    leiser Stimme.
    »Nie«, sagte Cardenas. »Als ich hörte, dass Dan Randolph
    wegen meiner Komplizenschaft gestorben war, habe ich
    gegenüber der Regierung von Selene ausgepackt. Ich habe
    sogar versucht, Selbstmord zu begehen, aber das hat nicht
    geklappt. Zur Strafe wurde ich aus Selenes Nanotech-Labor
    ausgeschlossen. Also ging ich nach Ceres, einem Vorposten im
    All, und arbeitete jahrelang mit den Felsenratten. Keine
    Nanotech-Arbeit. Ich schwor, nie wieder Nanotech-Forschung
    zu betreiben.«
    »Aber nun wollen Sie wieder damit anfangen. Und zwar
    hier.«
    Cardenas nickte. Sie wahrte zwar die Contenance, machte
    aber ein Gesicht, als ob sie von der Last der ganzen Welt
    niedergedrückt würde. »Ich habe beschlossen, dass ich nun
    genug gebüßt habe. Ich kann euch hier eine Hilfe sein. Ich will
    noch mal ein neues Leben beginnen.«
    »Kommt mir irgendwie bekannt vor«, murmelte Holly.
    »Wir beide sind Seelenverwandte.«
    »Gut möglich.«
    Cardenas musterte sie mit diesen strahlend blauen Augen.
    »Was werden Sie Ihrer Vorgesetzten also sagen?«
    Hollys Entschluss stand bereits fest. »Nichts«, sagte sie. »Ich
    werde ihr nur sagen, dass Sie aus freien Stücken nach Ceres
    gegangen seien, um mit den Felsenratten zu arbeiten. Das ist
    schließlich nicht einmal gelogen, nicht wahr?«
    Zum ersten Mal lächelte Cardenas. »Nein, das ist nicht
    gelogen. Es ist zwar auch nicht die Wahrheit ‒ zumindest nicht
    die ganze Wahrheit. Aber es ist auch keine Lüge.«
    Lächelnd ging Kananga auf Don Diego zu und blieb auf
    Armlänge entfernt vor ihm stehen. »Nein, ich bin nicht von
    der Instandhaltungsabteilung«, wiederholte er. »Ich habe vor,
    die Instandhaltungsabteilung von meiner Arbeit hier zu
    informieren«, sagte Don Diego, »aber ich habe noch nicht…«
    Mit der Schnelligkeit eines springenden Leoparden schlug
    Kananga dem alten Mann voll auf den Solarplexus. Don Diego
    brach ohne einen Laut zusammen.
    Kananga fing den alten Mann auf und hob ihn mühelos
    hoch. Keine Schleifspuren, sagte er sich. Keine Spuren am
    Tatort hinterlassen.
    Er trug den keuchenden und benommenen Don Diego die
    Böschung hinab zum Betonbett des Kanals. Der alte Mann
    hustete und stöhnte; er schlenkerte schwach mit den Beinen
    und schlug mit flatternden Lidern die Augen auf.
    Kananga kniete sich hin und drückte sein Gesicht in den
    Kanal. Dabei drückte er vorsichtig, fast zärtlich gegen den
    Hinterkopf, um ihn unter Wasser zu halten. Don Diego stieß
    noch ein paar Luftblasen aus, zappelte schwach und
    erschlaffte dann. Das aufgewühlte Wasser floss wieder ruhig
    dahin. Kananga hielt Don Diego weiter unter Wasser gedrückt
    und zählte langsam bis hundert. Dann ließ er ihn los.
    Zufrieden mit der grausigen Verrichtung stand Kananga auf.
    Nicht schlecht, sagte er sich und schaute sich um. Keine
    Furchen im Erdboden, keine Schleif spuren auf dem

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