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Satzfetzen: Kriminalroman: Ein Zürich-Krimi

Satzfetzen: Kriminalroman: Ein Zürich-Krimi

Titel: Satzfetzen: Kriminalroman: Ein Zürich-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Morf
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Situation gewesen sein, überlegte er. Raffaela Zweifel und Angela Legler, die ein kleines, unrühmliches Stück Vergangenheit teilten und sich hier wiedertrafen. Unangenehm für beide. Für die Kantonsrätin vielleicht noch etwas peinlicher, aber für die kleine Aushilfssekretärin entschieden risikoreicher. Einem guten Arbeitsklima zweifellos nicht förderlich. Angela Legler hatte Raffaela Zweifel das Leben schwer gemacht. Aber die kleine Zweifel hatte sich wohl zu wehren gewusst, sie war nicht auf den Mund gefallen und es war ihr sicher klar gewesen, dass es für die Politikerin sehr unangenehm wäre, wenn die junge Aushilfssekretärin nicht den Mund hielt. Hatte diese versucht, das irgendwie auszunützen?
     
    Als Nächstes bat Streiff Lina Kováts zu sich. Valerie erzählte ab und zu von ihr, aber persönlich kannte er sie nicht sehr gut. Er stellte fest, dass sie noch immer dieselbe Haarfarbe hatte wie am Montag. Vermutlich konnte sie jetzt, da sie im Kantonsratssaal arbeitete, nicht mehr so extravagant daherkommen wie früher. Lina hatte die Person, die ihr die Tasche entrissen hatte, nicht erkannt. »Ich habe sie nur kurz von hinten gesehen, als sie wegrannte, bevor sie in eine Gasse einbog.« Ihre Beschreibung von Größe und Gestalt des Diebes deckte sich etwa mit Raffaela Zweifels Beschreibung und passte in der Tat auf Angela Legler. Allerdings klang es höchst unwahrscheinlich, dass eine Politikerin sich als Straßenräuberin betätigt haben sollte. Sie müsste schon einen sehr guten Grund gehabt haben …
    Streiff kam auf die Geschichte mit den 7000 Franken zu sprechen. Lina wiederholte, was sie schon Dürst gesagt hatte. Dann fügte sie zögernd hinzu: »Ich nehme an, dass das Kommissionsgeheimnis in einem Mordfall nicht mehr gilt?« Und sie erzählte, was an der Sitzung der AG KVK bei der Abstimmung gelaufen war. »Valerie und ich dachten, der Betrag könnte Bestechungsgeld sein«, erklärte sie. »Valerie sagte, sie würde ein bisschen recherchieren.« Sie brach ab. War vielleicht nicht so günstig, das Streiff weiterzuerzählen.
    »So, hat sie«, meinte Streiff kurz. »Mach mir doch bitte eine Liste der Sitzungsteilnehmer.«
    Lina nickte. »Aber von denen fängt niemand mit einem P an«, sagte sie. »Außer Peter Spälti, der Raumplanungsexperte.«
    Nach einer kleinen Pause sagte sie: »Da war übrigens noch etwas. Nur nützt es nicht viel. Die Schrift auf diesem Zettel kam mir irgendwie bekannt vor. Aber ich hätte nicht sagen können, von wem sie stammte. Und jetzt ist die Notiz ja eh weg.«
    »Glaubst du, es war die Schrift eines Ratsmitglieds?«
    »Gut möglich, aber sicher bin ich nicht.«
    »Wie war denn das Arbeitsklima in den Parlamentsdiensten?«, erkundigte sich Streiff.
    »Eigentlich ganz gut«, meinte Lina nach kurzem Überlegen. »Die Chefin mischt sich nicht groß in unsere Arbeit ein, solange alles gut läuft. Mario Bianchera ist das, was man als einen lieben Typen bezeichnet, ihn mögen alle. Vielleicht kann er sich nicht so gut wehren, wenn es nötig wäre. Raffaela Zweifel ist meist gut gelaunt, sie tratscht gern, aber nicht bösartig. Carlo Freuler, na ja, er ist ein Brummbär. Regt sich rasch auf, schimpft viel, aber man muss ihn halt nehmen, wie er ist.«
    »Und wie war das Verhältnis zu Angela Legler? Ihr hattet doch regelmäßig mit ihr zu tun, nicht?«
    »Puh, zugegeben, mit ihr war es schwierig. Vielleicht gemein, das jetzt zu sagen, wo sie tot ist.« Lina schwieg ratlos. »Wir hatten alle Probleme mit ihr. Außer Mario. Seltsamerweise war sie zu ihm nett. Vielleicht stritt sie nur gern mit Leuten, die ihr Paroli boten.« Sie zuckte die Schultern. »Ehrlich gesagt, ich bin froh, dass jetzt jemand anders das Ratslektorat übernehmen wird. Auch wenn es mir leidtut, dass sie auf so schreckliche Art gestorben ist. Warum befragst du uns alle? Stehen wir unter Verdacht?«
    »Reine Routine, wie man so schön sagt. Ich werde noch viel mehr Leuten Fragen stellen müssen.«
     
    Sein Handy klingelte. Zwicky war dran. Er klang ein bisschen jämmerlich. Ja, er habe etwas gefunden, einen Schließfachschlüssel vom Bahnhof.
    »Na prima«, lobte ihn Streiff, »dann fährst du jetzt gleich zum Bahnhof und leerst das Fach.«
    »Ich glaube, ich kann nicht, Chef«, sagte Zwicky, »mir war schon heute Morgen nicht gut. Ich habe Grippe, ich muss nach Hause.«
    »Schnell am Bahnhof vorbeizufahren wird doch noch drinliegen«, rief Streiff.
    »Es ist eine Magen-Darm-Grippe, ich habe bereits

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