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Satzfetzen: Kriminalroman: Ein Zürich-Krimi

Satzfetzen: Kriminalroman: Ein Zürich-Krimi

Titel: Satzfetzen: Kriminalroman: Ein Zürich-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Morf
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fertigbringen, an so vielen Fronten einen solchen Schlamassel anzurichten.«
    »Wenn eine Frau getötet wird, ist in den allermeisten Fällen ihr Mann oder Liebhaber der Täter«, sinnierte Streiff.
    »Stimmt«, bestätigte Elmer, »und bei dem Ehemann würde es mich nicht wundern.«
    »Warum, kennst du Pfarrer Legler?«
    Sie nickte. »Er war eine Zeitlang Spitalpfarrer im Triemli, während ich dort als Krankenschwester gearbeitet habe, bevor ich zur Polizei gekommen bin. Aber man hat ihm dann diese Aufgabe weggenommen. Wenn du mich fragst, ist der ein verhinderter Sektenguru. Spinnt. Die Patienten haben sich über ihn beschwert. Stell dir vor, du liegst im Spital, hast Krebs oder sonst etwas Übles, hast Schmerzen, machst dir Sorgen, möchtest mit jemandem reden, der ein bisschen zuhört, Verständnis hat, Trost bietet, und dann gerätst du an so einen.«
    »Was war denn?«
    »Er hat den Leuten einzureden versucht, ihre Krankheit sei eine Strafe Gottes für ihre Sünden. Sie müssten bereuen und Buße tun. Wollte sie komischen Reinigungsritualen unterziehen. War wirklich schlimm. Einige Patienten waren völlig verzweifelt.«
    »Und mit so einem war Angela Legler verheiratet? Stur war sie ja auch. Aber solche Hirngespinste hatte sie, soviel ich weiß, nicht.«
    »Vielleicht war er früher anders. Vielleicht haben sie sich arrangiert.«
    Ein Teil von Angelas Arrangement war offenbar Mario Bianchera gewesen.
    »Meinst du, Fritz Legler wäre es egal gewesen, dass seine Frau einen Lover hatte?«
    »Das glaube ich nicht. Nicht, wenn er an das glaubt, was er den Patienten damals vorgehalten hat. Einer geschiedenen Frau, die im Spital war, weil ihr Ex-Mann sie zusammengeschlagen hatte, sagte er, sie hätte ihren Mann nicht verlassen dürfen. Die hat sich dann an die Spitalleitung gewandt.«
    Streiff kam in den Sinn, was Valerie ihm erzählt hatte von den Velogottesdiensten mit Jugendlichen, die Pfarrer Legler durchführte.
    »Leglers Ausstrahlung«, präzisierte Elmer, »war eine Mischung aus Charme und Autorität. Das kann auf manche Menschen sehr anziehend wirken. Legler war sich dieser Wirkung bewusst und ich glaube nicht, dass er es vertrug, wenn sich jemand seinem Einfluss zu entziehen versuchte.«
    Zum Beispiel seine Frau, dachte Streiff, mit einem Liebhaber.
    »Soviel ich weiß«, fuhr Elmer fort, »hat er seine Pfarrerstelle gekündigt; vielleicht wurde es ihm auch nahegelegt. Dann ist er bei einer Art Freikirche untergekommen, die ihn schalten und walten lässt. Er hat Erfolg. Die Gemeinschaft hat ganz anständigen Zulauf.«
    Im Kinderwagen regte sich das Baby. Es wachte auf, reckte seine Fäustchen und begann zu weinen. Nicht das laute Gebrüll, auf das es nachts spezialisiert war, sondern ein quengeliges, missmutiges Greinen. Vielleicht war es noch nicht daran gewöhnt, auf der Welt zu sein, und war nach jedem Aufwachen erschrocken und desorientiert. Zita steckte ihm den Nuggi in den Mund, den es aber sofort ausspuckte.
    »Ich glaube, ich muss zurück«, sagte Elmer, »er braucht wahrscheinlich eine frische Windel und das will ich lieber zu Hause machen.«
     
    Beat Streiff saß in einem kleinen italienischen Lokal im Kreis vier und wartete auf Valerie. Er hatte sie ja in aller Frühe recht überstürzt verlassen. So ergiebig seine Ermittlungen am Vormittag gewesen waren, so zäh war es am Nachmittag weitergegangen. Fritz Legler war weder per Telefon zu erreichen gewesen noch zu Hause. Von den Mitgliedern der AG KVK, die er erreichte, hatte selbstverständlich keines zu Protokoll gegeben, die Kommissionspräsidentin geschmiert zu haben, und auch die zwei Kantonsratsmitglieder mit einem P-Namen, mit denen er geredet hatte, hatten diese Idee weit von sich gewiesen. Streiff hielt diese Spur ohnehin für eine Sackgasse. Falls jemand Angela Legler bestochen hatte, war das kein Grund, sie umzubringen, denn die Bestechung war ja geglückt, Legler hatte nach Wunsch abgestimmt und man hatte sich jetzt gegenseitig in der Hand. Ob Politik wirklich so funktionierte? Streiff war nicht besonders an Politik interessiert, er ging abstimmen und las den Tages-Anzeiger, das wars.
    Valerie kam herein, heiter und lebhaft wie meistens, den Hund an ihrer Seite. Sie küsste ihn. »Na, hast du einen harten Tag hinter dir?«
    »Einigermaßen.« Er gähnte. »Bin gerade in der richtigen Stimmung für ein ruhiges Abendessen.«
    »Ich habe natürlich Radio gehört«, fuhr sie fort. »Mir ist ganz anders geworden beim Gedanken, dass ich ja

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