Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Satzfetzen: Kriminalroman: Ein Zürich-Krimi

Satzfetzen: Kriminalroman: Ein Zürich-Krimi

Titel: Satzfetzen: Kriminalroman: Ein Zürich-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Morf
Vom Netzwerk:
Angela schon vor vier Jahren ermordet habe.«
    Nach einem Streit mit Angela Legler in FahrGut hatte Valerie sie aus der Kundenkartei gelöscht, was sie nur ganz unangenehmen Kunden antat. Das nannte sie ermorden. »So holt also die Wirklichkeit die Fantasie ein. Weißt du schon, wer es war?«
    »So fix bin ich denn doch wieder nicht«, wehrte er lachend ab. »Übrigens, was ist das für eine Geschichte? Du hast Lina scheints versprochen, Detektivin zu spielen?«
    »Ach, das«, Valerie war verlegen. »Es war nur, weil wir doch mit niemandem offen über die Sache mit der Abstimmung reden durften. Und Lina war es so unangenehm, dass sie nicht beweisen konnte, dass ihr da plötzlich 7000 Franken zugefallen sind. Aber ich habe noch nichts unternommen, Ehrenwort. Und jetzt ist ja eh alles anders. Keine Bange, ich mische mich diesmal nicht ein.«
    Sie bestellten Pizza und Rotwein. Seppli schlief unter dem Tisch. Beat fragte Valerie nach ihrem Tag, denn er wollte die Gedanken an die Arbeit beiseiteschieben. Noch immer hatte er vage das Gefühl, dass er während der Befragungen am Vormittag etwas übersehen hatte, einer Äußerung zu wenig Beachtung geschenkt und sie vergessen hatte.
    »Alban hat heute einen Reifen so stark aufgepumpt, dass er geplatzt ist«, erzählte Valerie. »Das war ziemlich ärgerlich, denn die Kundin war nur rasch zum Aufpumpen gekommen und musste dann warten, bis der neue Reifen montiert war. So einen begabten Lehrling wie Luís werde ich nie mehr haben«, seufzte sie.
    Natürlich kam sie später wieder auf den Fall zu sprechen. »Bei einem Mordfall muss man sich doch immer fragen, wem der Tod der Person nützt, oder nicht?«, nahm sie das Thema wieder auf. Beat nickte ergeben.
    »Ich weiß jemanden«, erklärte sie. »Fridolin Heer. Ein Kunde von mir.«
    »Und was nützt ihm der Tod von Legler?«, spielte Beat das Spiel mit. »Erbt er ihr Fahrrad?«
    »Er rückt für sie in den Kantonsrat nach.«
    »Na ja.«
    »Ich sage dir, Fridolin Heer ist ein ganz widerwärtiger Mensch. Ich kenne den gut genug. Ein junger Ehrgeizling. Er war auf der CVP-Wahlliste vor Angela platziert, aber sie hat ihn überflügelt. Das hat der ganz schlecht vertragen. Hat mal bei mir im Laden so fiese Bemerkungen gemacht, dass sie nur wegen dem Frauenbonus gewählt worden sei.«
    »Das ist noch kein Mordmotiv«, bremste Beat ihren Eifer.
    Valerie schaute ihm in die Augen. »Er hat damals gesagt, es komme ja immer wieder vor, dass jemand die Legislatur nicht zu Ende mache. Was ich auch weiß: Er ist seit ein paar Monaten arbeitslos. Einer der vielen jungen, smarten, arbeitslosen Banker, die bis vor Kurzem Boni eingestrichen haben und sich unversehens auf der Straße wiederfinden. Ist gar nicht gut fürs Selbstbewusstsein. Da wäre es doch verlockend, in ein angesehenes politisches Amt einsteigen zu können. Na, was meinst du?«
    »Kommt mir ein bisschen weit hergeholt vor«, wehrte Beat ab.
    »Beat, er war heute bei mir im Laden, kurz nach 18 Uhr. Und sagt zu mir, ich könne ihm gratulieren, er werde jetzt Kantonsrat. Wirst du etwas tun?«
    »Ich habe es gehört, okay? Aber jetzt wechseln wir das Thema.«
    »Nur noch eins: Frag Sibel, was das für ein Mensch ist. Die hat bei ihm geputzt, bevor er seinen Job verloren hat.«
    Streiff konnte natürlich seine Ermittlungen nicht mit seiner Freundin besprechen, er war an das Vertraulichkeitsgebot gebunden. Dumm war ihre Idee keinesfalls. Nur mangelte es ihm bei diesem Fall schon am ersten Tag nicht an Verdächtigen. Im Gegenteil, die Leute standen sich quasi auf den Füßen herum: Hallo, ich könnte es auch gewesen sein! Nein, ich! Nein, ich! Dennoch konnte es nicht schaden, in diese Richtung ein bisschen zu recherchieren. War nicht Zita CVP-Wählerin?
    Sie sprachen über dies und das. Beat traute sich nicht zu fragen, für welchen Abend Valerie sich mit Lorenz verabredet hatte, aber er hätte es gern gewusst. Gegen 22 Uhr brachen sie auf. »Ich gehe heute zu mir nach Hause«, sagte Beat, »war ja schon zwei Tage nicht dort.«
    »Klar«, nickte Valerie, »du bist sicher müde.«
    Beat stieg in den Vierzehner, während Valerie die Hundeleine an der Halterung ihres Rads befestigte und sich aufs Velo schwang. Sie winkte ihm kurz zu und dann sah er sie davonfahren. Es kam ab und zu vor, dass sie nach einem gemeinsamen Abendessen die Nacht nicht zusammen verbrachten. Und doch schien ihm, sie habe ihn heute gar leicht davongehen lassen. Manchmal schmeichelte sie ein wenig, um ihn

Weitere Kostenlose Bücher