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Satzfetzen: Kriminalroman: Ein Zürich-Krimi

Satzfetzen: Kriminalroman: Ein Zürich-Krimi

Titel: Satzfetzen: Kriminalroman: Ein Zürich-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Morf
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die Glasscheiben, die das Büro vom Ausstellungsteil trennten, zu waschen. Sibel arbeitete schon seit vier Jahren bei ihr, sie war zuverlässig und Valerie mochte sie. Ihr Deutsch hatte sich in den letzten Jahren sehr verbessert. Sie hatte seit zwei Jahren eine Stelle im Spital als Hilfspflegerin und daneben machte sie noch ein, zwei Putzjobs. Ihr Traum war, eine Ausbildung zur medizinischen Praxisassistentin zu machen. Sie war über 30 und hatte lange darunter gelitten, keinen Beruf zu haben und nur unqualifizierte Hilfsjobs zu bekommen. Nun sparte sie eisern für diese Schule.
    Sie polierte die Glasscheiben und summte vor sich hin.
    »Gehts dir gut, Sibel?«, fragte Valerie.
    Sibel nickte. »Ja, am Wochenende sehe ich Markus. Ich freue mich.«
    Sibels Freund war Markus Stüssi, ein Velomechaniker, der früher bei Valerie gearbeitet hatte, jetzt aber im Kanton Bern lebte. Markus hatte sich vor ein paar Jahren von Sibel abgewandt, weil er sich von ihr verraten und im Stich gelassen gefühlt hatte, aber im Laufe der Zeit hatten sie wieder zusammengefunden. Sibel hatte damals nicht anders handeln können und das hatte Markus schließlich mühsam akzeptiert. Jetzt schien es den beiden gut zu gehen.
    Valerie hatte große Hochachtung vor Sibel. Die junge Türkin hatte es oft nicht leicht gehabt im Leben, aber sie hatte immer wieder Rückgrat und Charakterstärke bewiesen. Markus kann froh sein, eine solche Freundin zu haben, dachte Valerie, bevor sie sich wieder ihrer Website zuwandte. Gut, dass er das begriffen hat, dieser Dickschädel.
    Das interne Telefon klingelte. Priska. »Valerie, da ist ein Kunde, der unbedingt von dir beraten werden möchte.« Es war ein verstecktes Lachen in ihrer Stimme.
    »Na gut, ich komme hinauf.« Valerie seufzte. Wer das wohl war? Sie hatte ein paar männliche Fans, die ihr größtenteils auf die Nerven gingen. Zum Teil waren es Angeber, die ihre Kenntnisse über Räder an Valerie messen und sie natürlich übertrumpfen wollten. Was ihnen selten gelang. Valerie blieb dann immer ganz sachlich, das war das beste Rezept. Zum Teil waren es auch Männer, die ihre Sermone, die scheinbar ein Rad betrafen, mit sexuellen Anspielungen anreicherten. Denen gab sie knappe Auskünfte und ließ sie einfach stehen, wenn es ihr zu dumm wurde. Aber einige begriffen es nie. Welche Sorte war es wohl diesmal?
    Im Laden stand Lorenz Stucki.
    »Du siehst, ich halte Wort.« Er kam ihr entgegen und küsste sie auf beide Wangen. »Ein Velo für mich brauche ich zwar nicht und ein Kindervelo frühestens in drei Jahren, aber ich möchte wirklich gern mit dir essen gehen.«
    »Ein Kinderfahrrad?«
    »Ja, ich bin seit zwei Jahren verheiratet und wir haben einen einjährigen Sohn. Der wird natürlich ein Rad aus deinem Laden kriegen. Ehrensache. Aber im Moment wüsste er noch nicht, was er damit anfangen sollte.«
    Valerie freute sich. Offenbar ging es Lorenz gut. Das war wohl das Geheimnis seiner neuen Offenheit und Zugänglichkeit ihr gegenüber.
    »Arbeitest du immer noch im Triemli?«
    »Nein, ich bin vor drei Jahren in die Gruppenpraxis von Kollegen eingestiegen. Matthias und Brigitte, die hast du doch auch noch gekannt. Wir machen Hausarztmedizin, Brigitte deckt die Gynäkologie ab und Matthias die Pädiatrie. Ein Rundumangebot für die ganze Familie.«
    Die Praxis lag in der Gegend des Heuried und Lorenz wohnte mit seiner Familie in Uitikon, einem sonnigen und ruhigen Quartier am Üetliberg mit Wohnungen für eine wohlhabende Mieterschaft. Nicht schlecht, dachte Valerie, offenbar rentierte sich die Praxis. Lorenz wirkte entspannt und heiter, ganz anders als damals, als er noch ein unglücklicher Oberarzt am Triemli-Spital gewesen war.
    Lorenz schaute sich um. »Hier siehts noch ähnlich aus wie früher. Hast du immer noch Spaß am Geschäft?«
    Valerie nickte. »Dieser Laden ist mein Kind. Den werde ich nie freiwillig hergeben. Und er läuft gut.«
    »Und sonst? Alles in Ordnung?«
    Valerie wusste, was Lorenz meinte. Er wollte wissen, ob sie glücklich war. Ob sie mit einem Mann zusammen war.
    Sie lächelte. »Du hast ihn ja gesehen am letzten Samstag. Es ist der Polizist.«
    Sie wurde ein bisschen rot. Lorenz hatte nie erfahren, dass Valerie ihn vor bald zehn Jahren mit Beat betrogen hatte. Und es war auch nicht nötig, dass es rauskam.
    »Sieht gut aus. Aber ich weiß ja, dass du in Sachen Männer einen guten Geschmack hast«, scherzte er.
    Valerie musste auch lachen. »Er ist auch gescheit«, fügte sie

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