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Sau tot

Sau tot

Titel: Sau tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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viel gewesen. Eindeutig zu viel.

11
    »Es schneit!«, tönte ich, als wir die Stufen an unserem Haus hinuntermarschierten. Wir waren ein super Team. Kommissar Max, der zwei Flaschen Kölsch intus hatte und allein deshalb auf meine Mitarbeit angewiesen war, dann natürlich Süffel, der mit Polizeihund Rex soviel Ähnlichkeit hatte wie Donald Duck mit Albert Einstein, nicht zu vergessen ich selbst, der ich gerade eine ganze Dose Sardinen allein verspeist hatte, daher leichtes Sodbrennen verspürte und lieber vorm Tatort eingeschlafen wäre, als selbst einen nachzuspielen.
    »Wir können ja mein Auto nehmen«, motzte Max, als ginge es nur darum, mein Fahrzeug unfallfrei zu halten.
    »Du hast keine Winterreifen drauf«, protestierte ich sofort. »Wenn ich das übrigens anmerken darf: Du bist Polizist. Wenn irgend jemand in diesem unserem Lande Winterreifen drauf haben sollte, dann doch wohl du!« Mürrisch ging ich zu meinem Auto hinüber.
    »Wir haben Anfang Dezember!«
    »Ja und?«
    »Was ist denn das?« Mit einem geschickten Ablenkungsmanöver unterbrach Max das Gespräch. Aber vielleicht war er wirklich nur geschockt. Er kannte die Deko unserer Nachbarn noch nicht. Jedenfalls nicht die der ganz speziellen.
    »Das hängt schon seit Mitte November«, erklärte ich im Nebensatz, »aber lenk jetzt nicht von den Sommerreifen ab. Ich war heute schon mit meinem Schwiegervater unterwegs, und da hätte ich auch nicht gedacht -.«
    »Ist das erlaubt?«, fragte Max noch immer unter Schock.
    »Ob das erlaubt ist? Natürlich ist es erlaubt, sein Grundstück mit 230 Lichterketten zu schmücken, was einer Gesamtsumme von 24.000 Einzellichtern entspricht, auch wenn die Adventszeit noch Lichtjahre entfernt ist.«
    »Da!« Max stand noch immer unter Schock. Mich konnte das Spektakel schon lange nicht mehr aufregen. »Ein Elch – aus Lichtern – und dahinter ein Schlitten – auch aus Lichtern.«
    »Den hat er neu«, erklärte ich, »der war letztes Jahr noch nicht im Rennen. Die sieben Zwerge mit Schneewittchen allerdings, die waren schon im vorigen Jahr dabei.«
    »Und die macht er jeden Abend an?«, fragte Max ungläubig.
    »Ja, meinst du, die sind nur für bestimmte Festtage gedacht? Zweieinhalb Monate – schonungslos. Danach kommt dir Weihnachten zu den Ohren heraus. Alexa duscht aus Protest schon im Dunkeln, weil wenigstens sie ein wenig Strom sparen will.«
    »Ich glaub’s ja nicht«, ächzte Max.
    »Ich glaub’s auch nicht«, ahmte ich ihn nach, »ich glaub’ nicht, daß ich jetzt hier stehe und bei permanentem Schneefall meine Autoscheibe freikratze.«
    »Ich hätte ja gerne bei dieser Mühldorff angerufen«, verteidigte Max sich, »aber du hast es ja selbst im Telefonbuch gesehen, sie hat kein Telefon. Wahrscheinlich mußte sie deshalb von der Telefonzelle aus bei Sigg anrufen. Wie auch immer – es ist sowieso besser, solch ein Gespräch persönlich zu führen.«
    »Persönlich!« wiederholte ich lautstark. »Persönlich gucke ich am liebsten Tatort. Aber gut, ich will nicht weitermeckern. Wir fahren da jetzt hin. Aber danach geht’s nach Hause, einverstanden?«
    »Einverstanden.« Max grinste. Ich ließ inzwischen den Hund auf den Rücksitz springen. »Es sei denn, wir müssen anschließend die Verhaftung einleiten.«
    »Unsinn«, schimpfte ich. »Im Zweifelsfall war’s wie immer die Ehefrau. Vielleicht hat sie einen Lover gehabt.«
    »Der ihr mehr bieten konnte als der traute Ehemann?«
    »Genau!« Endlich konnten wir uns ins Wageninnere fallen lassen. »Etwas Abenteuer zum Beispiel. Oder ein Spitzenhaus.« Dann fiel mein Blick auf das Grundstück meines Nachbarn. »Vielleicht auch eine megageile Lichterkette.«

12
    Das Haus von Gisela Mühldorff war dank einer Straßenlaterne leicht zu erkennen. Georg hatte recht gehabt. Es war urig und unterschied sich damit deutlich von den Nachbarhäusern, bei denen man ahnte, daß sich unter der Schneedecke ein akkurat geschnittener Rasen verbarg. Eine bröcklige Steinmauer grenzte das Grundstück zur einen Seite ab. Ansonsten hatte man auf weitere Begrenzungen verzichtet. Das Haus war aus grauem Bruchstein, dessen Fassade im Dämmerlicht der Laterne etwas Schauriges vermittelte. Die Fensterläden waren grün gestrichen, allerdings vor ziemlich langer Zeit. Speziell in der Schneelandschaft hatte das Ganze einen anheimelnden Reiz, wobei allerdings eine Handvoll mehr Pflege sicher gutgetan hätte. Als Max klingelte, kam mir eine Krimi-Szene in den Sinn, die ich vor Kurzem

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