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Sau tot

Sau tot

Titel: Sau tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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jetzt sagte, würde am Ende gegen ihn ausgelegt werden.
    »Jan, es tut mir so leid für dich«, Max stieß die Worte zwischen den Zähnen hervor. »Tut es sehr weh, wenn man ein Geschwisterchen kriegt? Dann muß man alles teilen, nicht wahr? Man kriegt den Brei nicht mehr als Erster und die Windel wird nicht sofort gewechselt. Das ist bitter, ehrlich wahr. Vielleicht finde ich eine Ersatzmutter für dich, die dir hin und wieder den Schnuller in den Rachen schiebt und dein Räppelchen aufhebt. Dann kannst du fröhlich weitergackern und wirst sicher wieder der glücklichste Säugling der Welt.« Vedder starrte Max einfach nur an. Der drehte sich um und ging nach draußen. Mir blieb nichts anderes, als ihm grinsend zu folgen.
    »Herzlichen Glückwunsch!«, flüsterte ich ihm in den Rücken, als wir endlich draußen waren. Dann sah ich etwas Türkisfarbenes. Max entdeckte es im gleichen Moment Gisela Mühldorff war zurück.
    »Alles abgebrannt«, sagte sie fröhlich, als sie uns erblickte. »Alles abgebrannt, wie es sich gehört.«
    »Das war kein Kinderspaß, Frau Mühldorff«, Max faßte die Dame am Arm. »Kommen Sie bitte mit aufs Revier. Bei der nächsten Befragung muß mitgeschrieben werden.«
    »Kein Kinderspaß?« gackerte die Mühldorff. »Das war sehr wohl ein Kinderspaß. Sehr wohl.«
    »Ihr Lieblingsbeamter fährt auch mit«, erklärte Max mit gespielter Geduld und zog dabei eine Grimasse. »Wir fahren jetzt zur Polizeistation und unterhalten uns dort.«
    Frau Mühldorff ging ohne Probleme zum Auto. Speziell als sie Süffel auf dem Rücksitz sah, schien sie sich über die Spritztour zu freuen. Kurz bevor sie einstieg, drehte sie sich jedoch noch einmal zu mir um. »Sie wissen doch, daß ich das Feuer nicht angesteckt habe, woll nicht?“
    »Nicht?« stutzte ich. »Woll nicht?«
    »Ich mache kein Feuer«, mit ernster Miene stieg Frau Mühldorff ins Auto, »das ist doch nicht gut für die Tiere.«

25
    Marlene Oberste wußte nicht, wo ihr der Kopf stand. Die eingehenden Informationen überschlugen sich. Zunächst Jan Vedder, der von Gisela Mühldorffs Alibi berichtet hatte, außerdem das Schrotgewehr, das man zwar unter dem Bett der eigenwilligen Dame gefunden hatte, das aber nach Jans Aussage so eingestaubt war, daß selbst ein Zehnjähriger mit einem Detektivkasten die Abdrücke hätte entdecken müssen, die jemand beim Hervorkramen hinterlassen hätte.
    Und dann der junge Schneidt, der beinah in die Luft gejagt worden war, angeblich von Gisela Mühldorff, deren Wohnung gerade durchsucht wurde. Dieser Fall war konfus. Von vorne bis hinten konfus. Und jetzt saß sie wieder hier in diesem durchgestylten, kalten Haus mit den weißen Fliesen und den dunklen Türen, in dem sie fröstelte, obwohl man nicht an Heizkosten sparte. Marlene hatte kein Verständnis für Männer, die fremdgingen. Zu oft schon hatte sie erlebt zu welchen Dramen solche Heimlichkeiten führten. Eifersuchtsdramen. Racheszenen. Die ganze Palette hatte sie inzwischen kennengelernt. Trotzdem hatte Marlene, ohne daß sie Richard Waltermann jemals in die Augen geschaut hatte, verstanden, was der Mann in einer buckligen Jagdhütte gesucht hatte. Wärme. Eine Wärme, die ihm seine kühle Frau nicht gegeben hatte. Wo blieb sie überhaupt? Sie mache einen Spaziergang, hatte Verena Waltermanns Vater wütend geantwortet, als sie nach ihr gefragt hatte. Im Moment schien er ständig hier zu sein, obwohl er ein eigenes Haus in Hesperde hatte.
    »Hat sie ein Handy dabei?«, hatte Marlene pampig gefragt.
    »Nein, hat sie nicht.« Dann hatte Schauerte seinem Unmut freie Bahn gelassen. »Meine Tochter befindet sich in einem Tohuwabohu von Gefühlen: Trauer, Schmerz, Wut Verantwortung gegenüber den Kindern. Daß sie in dieser Phase das Alleinsein sucht ist ihr sicher nicht zu verdenken.«
    »Ich würde gern auf Ihre Tochter warten.«
    Waltermanns Schwiegervater hatte noch etwas Unverständliches gemurrt. Aber dann hatte er Marlene allein im Wohnzimmer zurückgelassen. Die Hauptkommissarin blickte auf die Uhr. Das war jetzt eine halbe Stunde her. Sie wollte nicht noch mehr Zeit vertrödeln. Als sie in den Flur trat, war Schauerte sofort zur Stelle.
    »Gehen Sie schon?«, fragte er verbiestert.
    »Ich komme wieder, keine Sorge«, parierte Oberste. Dann kam ihr etwas in den Sinn. »Herr Schauerte, wußten Sie eigentlich, daß Ihre Tochter von ihrem Mann betrogen wurde?« Die Reaktion war unverkennbar. Die Ader an der Schläfe trat deutlich hervor, die

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