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Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Titel: Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Blum
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mit einem Bein im Schlachthof gestanden, hatte die Menschen gesehen und das Blut gerochen, während ihre schlimmste Erfahrung lediglich darin bestanden hatte, mit zwanzig Leidensgenossen auf einen stickigen Transporter verladen zu werden.
    »Ich kann das nicht«, sagte Kim leise zu Lunke. Sie war sicher, dass sie keinen Schritt mehr weitergehen konnte.
    »Gleich um die Ecke kommt ein kleiner Platz«, erklärte Lunke flüsternd, als habe er sie nicht gehört. »Der Hund liegt an einer Kette. Er wird aus seinem winzigen Holzhaus hervorstürzen. Ich werfe ihm das Kaninchen hin, dann gebe ich dir ein Zeichen, und du rennst in einem weiten Bogen an ihm vorbei. Es kann eigentlich nichts schiefgehen.«
    Er schaute sie an und nickte. Zum ersten Mal hatte sie das Gefühl, dass er sich etwas aus ihr machte.
    Zweifelnd nickte sie auch, und als sie noch einen zaghaften Einwand vorbringen wollte, was geschehen würde, wenn der Hund sich gar nicht auf das Kaninchen stürzen würde, weil er viel lieber ein ängstliches rosiges Schwein fressen wollte, war Lunke bereits mit dem Kaninchen im Maul um die Ecke verschwunden.
    Atemlos lauschte Kim. Ja, sie meinte schnelle, neugierige Schritte zu hören, ein atemloses Hecheln, eine Kette, die über den Boden schleifte. Oder bildete sie sich das alles nur ein?
    Es dauerte endlos lange, bis sie Lunkes Stimme hörte.
    »Jetzt!«, rief er.
    Sie bog um die Ecke. Viel zu langsam wahrscheinlich. Erst sah sie den Hund gar nicht – er war schwarz und riesig und hatte sich neben seiner Holzhütte zusammengekauert. Er knurrte etwas vor sich hin, aber das galt nicht ihr, sondern tatsächlich dem Kaninchen, das er wie eine noch lebende Beute, die er soeben selbst gefangen hatte, hin und her schüttelte.
    »Ein selten dummer Hund«, sagte Lunke und lachte leise, doch sofort wurde er wieder ernst.
    Sie liefen weiter und mussten sich zwischen der Hauswand und einem weißen Kastenwagen vorbeizwängen, auf dem ein großes, lachendes Schwein aufgemalt war.
    Dann standen sie vor einer offenen Tür. Im Innern brannte Licht, Musik lief, und es war eine Stimme zu hören.
    »Da sollen wir hinein?«, fragte Kim und hatte das Gefühl, im nächsten Moment in Ohnmacht zu fallen. Der Hund konnte sie nun zwar nicht mehr sehen, aber gleich würden sie einem leibhaftigen Schlächter gegenübertreten. Der Geruch von Blut und rohem Fleisch war so überwältigend, dass sie kaum noch atmen konnte.
    Lunke schaute sie an. »Wenn du Kaltmann und seine Messer sehen willst, bleibt uns nichts anderes übrig.« Er schien nun auch den Atem anzuhalten und nicht mehr ganz so zuversichtlich zu sein.
    Kim spürte, dass sie unter sich machte, nichts Großes, aber peinlich war es ihr trotzdem.
    »Zu lange warten sollten wir nicht«, sagte Lunke. Er schnaufte. »Wenn sie uns entdecken, stoße ich mehrere Grunzer aus. Das wird sie erschrecken, und dann nichts wie weg – zurück auf die Straße und in den Wald.«
    Mit einem ermutigenden Nicken schritt er voran, und Kim folgte zögerlich.
    Nur zwei Schritte, dann sahen sie Kaltmann. Er stand vor einem Metalltisch, vor sich einen großen, grauenerregenden Brocken Fleisch, den er mit einem Messer bearbeitete. Er trug wieder den blau-weiß gestreiften Kittel. In seinem Mund wippte eine brennende Zigarette auf und ab, und sein Stoppelhaar wurde von einer Mütze bedeckt, die mit Blut besudelt war. Ihm gegenüber stand ein anderer Mann, er war Kaltmann wie aus dem Gesicht geschnitten, nur dass er wesentlich jünger aussah. Auch er hantierte mit einem Messer an einem Stück Fleisch herum, und dabei summte er zu der Musik, die durch den Raum hallte.
    Kim wurde so schlecht, dass sie das Wichtigste beinahe übersehen hätte. Die Messer … Es waren andere Messer, länger, mit einem gelben Griff und einer anderen Schneide.
    Lunke schaute sie an, und sie nickte – das Signal für den Rückzug.
    Doch da blickte der andere Mann plötzlich auf und hörte auf zu summen. Er sah an Kaltmann vorbei, das Messer glitt aus seiner Hand, fiel polternd auf den Boden. »Vater …«, hauchte er. »Da stehen zwei … zwei lebendige Schweine …«
    Kim wusste, dass sie nun rennen musste – weg hier, ganz schnell, einfach raus, vorbei an dem schwarzen Hund. Doch sie konnte sich nicht rühren, vor Schreck war sie wie erstarrt.
    Kaltmann lachte, ohne von dem Fleischbrocken vor sich aufzublicken. »Klar«, sagte er, »zwei Schweine … von den Toten auferstanden. Du solltest abends mit deinen Kumpels nicht so viel

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