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Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Titel: Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Blum
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wandte sich ab. Auch Doktor Pik wich ihr nun aus. Sie legte sich in die hinterste Ecke. Der Stall begann zu stinken, so dreckig war es hier noch nie gewesen, auch wenn jeder aufpasste, dass er sein Geschäft draußen verrichtete. Etwas musste passieren, jetzt, wo Haderer nicht mehr kam.
    Kim fühlte sich plötzlich einsam. Streit konnte sie nicht leiden, und bisher hatten sie auch nie einen richtigen Streit gehabt. Che war ein Spinner – das wusste jeder, aber nun war es anders, fast so, als wären sie Feinde geworden. Kim bemerkte, dass sie auf den verwaisten Platz starrte, wo Cecile sonst immer schlief. Das leise Quieken der Kleinen fehlte ihr. Wo mochte sie sein? Da draußen lauerten an jeder Ecke Gefahren auf ein Minischwein. Autos, Menschen, andere Tiere, aber auch Zäune, an denen man sich verletzen konnte, und tiefe Gruben und Gräben. Und Cecile war sehr vertrauensselig, sie würde von jedem, der ihren Weg kreuzte, nur das Beste annehmen.
    Als es zu dämmern begann, hielt Kim es nicht mehr aus. Sie erhob sich, trank ausgiebig und drehte sich dann zu den anderen um. »Ich gehe jetzt los«, sagte sie laut in die zarte Dunkelheit des Stalls hinein. »Ich werde Cecile suchen. Will von euch einer mitkommen?«
    Niemand antwortete. Brunst tat, als würde er schon schlafen, und stieß einen besonders lauten Schnarcher aus. Che drehte sich mit einem unwilligen Knurren auf die Seite, und Doktor Pik blickte sie nur traurig an und zuckte mit den Schultern.
    »Also gut«, sagte Kim und verließ den Stall. Die Tür war zum Glück wieder nicht abgeschlossen worden. Dörthe hatte sich auch nicht mehr gezeigt, offenbar musste sie sich um den zweiten Munk kümmern.
    Der Mond war noch nicht aufgegangen. Es war so dunkel wie schon lange nicht mehr, irgendwo in weiter Ferne verglühte ein Rest Sonnenlicht am Himmel. Sie schritt über die Wiese und blickte zum Haus hinüber. Da brannten überall Lichter, und sie sah, dass der zweite Munk tatsächlich geblieben war. Er saß immer noch mit Dörthe zusammen am Tisch, nur Ebersbach war verschwunden, und der furchtbare Transporter stand auch nicht mehr auf dem Hof.
    Ein Nachtvogel schrie hoch am Himmel. Kim zuckte zusammen, dann war sie an dem Loch im Zaun angekommen. Es war nicht repariert worden. Drei vorsichtige Schritte, und sie befand sich jenseits des Zauns. Aber wohin sollte sie sich wenden? Sie beschloss, zuerst in den Wald hineinzulaufen, dorthin, wo sie Cecile zuletzt gesehen hatte, vielleicht hielt sich die Kleine da irgendwo versteckt.
    Obwohl ein letzter Hauch von Licht in der Luft zu schweben schien, war es im Wald noch dunkler. Zaghaft ging Kim einen schmalen Pfad entlang, von dem sie meinte, dass er zu Haderers Hütte auf Rädern führen würde. Andere Gerüche schwirrten umher, von Nachttieren, von Gräsern und Blüten, die sich erst in der Dunkelheit öffneten. Kim war verwirrt; nie hätte sie gedacht, dass es so einen großen Unterschied machte, ob man allein oder zu zweit durch einen nahezu schwarzen Wald lief. Einmal glaubte sie zwei funkelnde Augen in einem Gebüsch zu sehen, die sie anstarrten, doch als sie leise »Cecile, bist du das?« rief, verschwanden sie sofort.
    Nach weiteren zehn Schritten überfiel sie eine ungeheure Verzagtheit. Was hatte sie eigentlich geglaubt, als sie losgezogen war? Sie würde Cecile niemals finden. Wahrscheinlich würde sie sich selbst verirren und nicht mehr zurück in den Stall gelangen. Vor ihr bewegte sich etwas durch den Wald, sie blieb mit angehaltenem Atem stehen. Alles Unglück hatte mit Munks Tod begonnen, vorher hatte sie ein schönes Leben geführt, ohne jede Sorge, geschlachtet zu werden, weil Dörthe ja auf sie aufpasste. Doch dann, mit dem Mord hatte das Denken begonnen – und nun rumorte es unaufhörlich in ihrem Kopf. Die Menschen hatten den Mörder noch nicht gefasst, sie waren nervös, leicht reizbar und rochen schlecht – besonders Ebersbach.
    Plötzlich meinte Kim Wasser zu wittern, irgendwo in der Nähe musste der kleine See sein, wo sie mit Lunke gebadet hatte. Sie schämte sich auf einmal. Lunke hatte sie ausgenutzt, er hatte gewollt, dass sie diese bitteren Pflanzen fraß und dann nicht mehr wusste, was mit ihr geschah. Er war ein Betrüger, ein Lügner …
    Das Wasser roch immer intensiver, und da brach ein dicker Schatten mit so lautem Getöse aus dem Gebüsch, dass sie bis ins Mark erschrak und einen erstickten Schrei ausstieß.
    Ein kehliger Grunzer erklang. »Verdammt, weißt du nicht, dass Emma hier

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