Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition)
sich. »Mir ist langweilig«, nörgelte er, »und wenn mir langweilig ist, schlafe ich ein.«
Kim bedachte ihn mit einem strengen Blick. »Also gut«, flüsterte sie. »Gehen wir, bevor wir uns noch durch deine Schnarcherei verraten.«
Sie wandte sich ab, und da entdeckte sie es – einen kleinen akkuraten Haufen, mitten auf dem Weg. Das sah nicht nach Hund oder Katze, geschweige denn Kaninchen aus, sondern eindeutig nach dem organischen Abfall, den ein Minischwein, das in Stress geraten war, von sich gab.
Das ließ nur einen logischen Schluss zu: Cecile war hier gewesen.
13
Lunke schnüffelte den Haufen ab. »War das deine kleine Freundin?«, fragte er, allerdings eher mäßig interessiert.
»Ich bin ziemlich sicher«, erwiderte Kim. Sie sah sich suchend um. Wo konnte Cecile stecken? Vor ihr befand sich eine Art Schuppen, links lag eine Garage, an deren Längsseite Holz gestapelt war. Da konnte man sich nicht verstecken. Rechts ging es in einen Garten, in dem Sonnenblumen sich gen Himmel reckten. Allerdings war er mit einem hohen Holzzaun gesichert.
Lunke verzog das Gesicht. »Ich finde, wir sollten abhauen. Mit diesen Leuten ist nicht zu spaßen, und heute habe ich keine Lust auf eine neue Keilerei.«
»Gleich«, sagte Kim. Sie hob ihren Rüssel in den sanften Wind. Täuschte sie sich, oder meinte sie tatsächlich den typischen Geruch des Minischweins wahrzunehmen? Sie schritt auf den winzigen Schuppen vor ihr zu. »Cecile«, flüsterte sie, »bist du da?«
Weit hinter ihnen fuhr ein Auto mit heulendem Motor vorüber, gefolgt von einem Motorrad. Ein Hund bellte, er meinte aber offenkundig nicht sie.
Lunke wurde immer ungeduldiger. »Lass uns abhauen«, drängte er.
Kim schnüffelte die Tür ab und versuchte es noch einmal. »Cecile – ich bin es, Kim!«
Im nächsten Moment hörte sie einen Atemzug, dann einen Laut, den sie überhaupt nicht einordnen konnte. Ein Gähnen vielleicht, gefolgt von einem schläfrigen Kichern, das eindeutig von Cecile stammte.
»Was machst du denn da drin, Cecile?«, raunte sie der Kleinen zu.
»Schlafen«, erwiderte sie und kicherte leise.
Nun war anscheinend auch das Minischwein völlig verrückt geworden.
Kim besah sich die Tür, die aus massivem Holz war. Sie wandte sich zu Lunke um, der schon wieder ein paar Schritte in Richtung Straße gemacht hatte. Das Fenster, hinter dem Kroll, Kaltmann und Altschneider saßen, stand immer noch offen. Ihre Stimmen waren jedoch nicht mehr zu verstehen.
»Lunke«, zischte sie ihm zu. »Ich brauche deine Hilfe.«
»Ist die Kleine tatsächlich da drinnen?«, meinte er. Kim nickte. »Kannst du die Tür öffnen, am besten so leise, dass niemand etwas mitkriegt?« Sie schaute ihn erwartungsvoll an.
Lunke kniff die Augen zusammen und betrachtete die Tür nachdenklich. »Ohne dass jemand etwas mitkriegt?«, wiederholte er. »Das wird schwierig. Und was bekomme ich dafür?«
Cecile kicherte wieder. »Erst hatte ich furchtbare Angst«, sagte sie, und ihre Stimme wurde immer lauter, »dann habe ich mich aber erst mal satt gefressen, und jetzt …« Sie brach ab und begann plötzlich zu würgen, als wäre ihr schlecht geworden.
Kim blickte erst zur Tür, dann zu Lunke. »Was soll das heißen?«, fragte sie. »Was soll man denn dafür haben wollen, wenn man einem anderen Schwein hilft?«
Lunke lächelte sie an. »Es wäre schon mal ein Anfang, wenn du ein wenig netter zu mir wärest«, meinte er. »Du bist heute so … steif, und dann würde ich dir gerne Emma vorstellen … irgendwann, wenn es sich ergibt.«
Kim riss die Augen auf, während sie gleichzeitig auf Geräusche aus dem Inneren des Schuppens lauschte. Cecile würgte noch immer. »Ich soll mit zu eurer fetten Bache kommen? Willst du mit mir angeben? Soll sie eifersüchtig werden?« Sie konnte es nicht fassen.
»Ich möchte dich ihr nur vorstellen«, erklärte Lunke scheinbar gleichgültig. »Nichts weiter.«
Cecile begann zu wimmern.
»Also gut – aber nur wenn du diese Tür aufkriegst.« Kim hoffte, dass sie nicht allzu verärgert klang.
Lunke nickte. »Dann ist es also abgemacht.« Ohne auf eine Antwort zu warten, bewegte er sich mit gesenktem Kopf auf die Tür zu. Kim war sicher, dass er versuchen würde, sie einzurennen, so wie er es bei dem Zaun gemacht hatte, und das würde gewiss nicht ohne furchtbaren Lärm abgehen. Unruhig blickte sie zu dem erleuchteten Fenster hinüber. Plötzlich tauchten dort zwei Hände auf, und das Fenster wurde zugezogen. Das Licht
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