Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Titel: Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Blum
Vom Netzwerk:
war unfähig, auch nur ein Wort zu sagen. Einmal hatte sie ein paar der grünen Pflanzen hervorgewürgt und erbrochen.
    Kim stellte die Ohren auf und horchte. Die Nacht war still, viel zu still – jedenfalls waren von nirgendwo die hastigen Hufe eines wilden Schwarzen zu vernehmen. Kroll hatte Lunke erwischt, und sie hatte nichts unternommen, hatte ihm nicht geholfen, im Gegenteil, sie war geflohen und hatte nur ihre eigene Haut gerettet. Was sie Che vorgeworfen hatte, hatte sie nun selbst verbrochen und einen Artgenossen im Stich gelassen.
    Das Leben war nicht gerecht – Lunke hatte nichts anderes getan, als ihr beizustehen, und nun hatte er bitter dafür bezahlen müssen.
    Kim schloss für einen Moment die Augen, und sofort erschien ein toter Lunke – er lag auf der Seite, Blut lief aus seinem Maul, und er rührte sich nicht mehr, keine müde Borste. Verdammt. Tränen traten ihr in die Augen.
    Plötzlich regte sich etwas neben ihr. Cecile schmiegte sich an sie und blickte sie mit großen Augen an. »Ist das die Freiheit?«, fragte das Minischwein mit piepsiger Stimme. »Ist es da immer so gefährlich?«
    Kim nickte. »Die Freiheit ist wohl so – sehr schön und sehr gefährlich«, erwiderte sie. »Wie bist du überhaupt in den Schuppen gekommen?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Cecile leise, »auf einmal waren Che und Brunst nicht mehr neben mir. Sie rannten so schnell vor den wilden Schwarzen davon, dass ich nicht mitkam. Vor Angst habe ich mich erst einmal hinter einem Farn versteckt. Dann, als ich sicher war, dass die Schwarzen nicht mehr zurückkommen würden, bin ich losgelaufen. Ich wollte immer schon mal ins Dorf zu den Menschen.«
    »Du bist absichtlich ins Dorf gelaufen?«, fragte Kim ungläubig.
    Cecile schaute sie mit ihren großen braunen Augen an. »Ja, ich wollte doch die große Freiheit ausprobieren.«
    Für einen Moment vergaß Kim ihre Sorge um Lunke. Das Minischwein war viel mutiger, als sie angenommen hatte. »Und dann?«, fragte sie weiter.
    »Zuerst hat mich gar keiner gesehen. Ich habe wunderbare Blumenzwiebeln gerochen, aber plötzlich stand wie aus dem Nichts ein riesiger schwarzer Hund vor mir und fletschte die Zähne. Da bin ich in den Schuppen gelaufen und habe mich nicht mehr herausgetraut. Die Tür stand noch offen, weil ein Mann gerade etwas herausgeholt hatte.«
    »Ein älterer weißhaariger Mann?«, fragte Kim. »Das muss Altschneider gewesen sein.«
    »Ich weiß nicht«, piepste die Kleine. »Jedenfalls ging dann die Tür zu, und ich war eingesperrt. Erst habe ich geweint, doch später bekam ich Hunger. Ein Schwein muss schließlich auch dann fressen, wenn es traurig ist.«
    »Ja.« Kim nickte. Diese verdammten Pflanzen brachten einfach kein Glück. Plötzlich musste sie wieder an Lunke denken. Sollte sie sich zurückwagen und nachschauen, was Kroll mit ihm gemacht hatte?
    »Ich glaube, die Freiheit gefällt mir nicht mehr.« Cecile drückte sich an sie und seufzte tief. »Wollen wir nicht zurückgehen? Ich habe nun genug Freiheit gehabt. Außerdem ist mir immer noch schlecht.«
    Kim schwieg. Sollte sie der Kleinen gestehen, dass sie nicht sicher war, ob sie den Weg zurück finden würde? Obendrein versteckte sich der Mond gelegentlich hinter den Wolken, die aufgezogen waren.
    »Wir sollten noch einen Moment warten«, sagte sie vage. Wieder lauschte sie. Nachtvögel waren zu hören, und in der Ferne ein Auto. Würde Dörthe sie suchen, wenn sie morgen früh nicht im Stall waren? Nein, auf Dörthe war bei all dem Durcheinander kein Verlass mehr. Kim wünschte sich, sie würde einschlafen, und wenn sie aufwachte, wäre alles wie früher, Munk war da und auch der missmutige Haderer. Selbst nach ihm begann sie sich zu sehnen. Aber noch mehr sehnte sie sich nach Lunke – ja, er war ein Angeber, und vielleicht hatte er sie sogar absichtlich die bitteren Pflanzen fressen lassen, damit er sie verführen konnte. Trotzdem war er kein schlechter Kerl.
    »Babe«, hörte sie plötzlich aus dem Gebüsch neben ihr, »war gar nicht so einfach, euch zu finden.«
    Lunke! Er tauchte tatsächlich zwischen zwei Tannen auf. Sie wäre ihm am liebsten entgegengestürzt und hätte ihn sanft in den Nacken gebissen.
    »Du bist es!«, rief sie stattdessen. »Ich dachte schon …« Abrupt verstummte Kim, als sie das Blut auf seinem Kopf schimmern sah. »Du bist verletzt!«, rief sie aus, und auch Cecile quiekte entsetzt.
    Lunke lächelte. »Das ist nichts, nur ein Kratzer. Habe einen Moment nicht aufgepasst,

Weitere Kostenlose Bücher