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Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Titel: Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Blum
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wohl?«
    Kim quiekte leise, nur für sich. Es musste einem nicht peinlich sein, wenn man unter sich machte, kurz bevor man starb.
    Sie wartete auf den Knall, der aus dem schwarzen Auge kommen musste, aber er kam nicht. Stattdessen ließ Kroll das Gewehr sinken, lachte noch einmal, diesmal weniger dröhnend, und setzte sich unter einen Baum. Er streckte seine Beine aus und lehnte sich an den Stamm, wie Haderer früher, wenn er eine Pause gemacht hatte.
    Kim spürte, wie ihre Beine nachgaben, sie musste sich hinlegen und versuchen, ihre Atmung unter Kontrolle zu bringen. Kroll wollte sie gar nicht töten, jedenfalls nicht sofort. Er lehnte am Stamm, das Gewehr auf den Knien, gähnte, schob die Brille hoch und rieb sich die Augen. Dann schien er sogar einzuschlafen. Zumindest rührte er sich eine Weile nicht. Kim beobachtete ihn voller Anspannung. Ihr Herz klopfte bis in den Kopf. Was hatte das alles zu bedeuten? Warum hatte er sie hierher geschleppt, wenn er nur stumm dasaß?
    Ein paar Hasen kamen herbei und rannten quer über die Lichtung. Sie schienen sich weder an Kroll noch an ihr zu stören, ja, es sah aus, als würden sie überhaupt nicht bemerken, dass sie nicht allein waren. Kim quiekte leise, um sie zu vertreiben, und sofort riss Kroll die Augen auf und nahm seine Waffe an sich. Er hatte also gar nicht geschlafen. Er wartete, doch worauf?
    Nach einem sehr langen, sehr stillen Moment konnte Kim sich die Antwort geben. Sie hob ihren Rüssel in den Wind. Roch sie etwas? Waren wilde Schwarze in der Nähe? Spätabends und frühmorgens zogen sie am liebsten los, hatte Lunke ihr erklärt.
    Deshalb stand Kim hier, angebunden an einen Baum, damit Lunke kam, und Kroll endlich Rache nehmen konnte. Ja, sie sollte Lunke heranlocken. Anders konnte es gar nicht sein.
    Unruhig schaute sie sich um, versuchte etwas zu erschnüffeln. Irgendwo waren Tiere, aber waren es wilde Schwarze? Kim war so verwirrt, dass sie es nicht wusste, und was sollte sie tun, wenn Lunke aus dem Wald stürzte, genau auf sie zu? Die Antwort war einfach: quieken, grunzen, schreien, ihn irgendwie warnen, damit er sofort Reißaus nahm und wieder in den Tiefen des Waldes verschwand.
    Am Zaun gestern Abend hatten sie einen Streit gehabt, nein, keinen richtigen Streit. Kim hatte ihm lediglich gesagt, dass sie sich eine Zeitlang nicht mehr sehen würden, sie müsse sich um den kranken Doktor Pik kümmern, nun, da man den zweiten Munk verhaftet habe.
    »Was willst du mit dem alten Schlappschwanz?«, hatte Lunke entrüstet entgegnet. »Du brauchst jemanden, der dir mindestens ebenbürtig ist, jemanden wie …«
    »Wie dich?«, hatte sie eingeworfen.
    Er hatte unverschämt gegrinst. »Klar«, hatte er dann gesagt, »jemanden wie mich, der stark und mutig ist und der …«
    »Angibt und lügt und mit einer der Wilden herummacht«, hatte sie ihn erneut unterbrochen.
    »Wie kommst du denn darauf?« Er hatte wütend die Augen zusammengekniffen.
    »Die Tüte«, hatte sie mit einem falschen süßen Lächeln erwidert. »Die Tüte hat eindeutig nach einer wilden Schwarzen gerochen.«
    Lunke hatte gezögert, was für sie einem Schuldeingeständnis gleichgekommen war. »Du spinnst ja im Kopf«, hatte er dann gerufen. Einen Moment später hatte er sich abrupt umgedreht und war in den Wald gerannt.
    Das war vermutlich ihre letzte Begegnung gewesen. Nun sollte er hier vor ihren Augen sterben.
    Kim spürte, dass sie ein Gefühl der Traurigkeit erfasste. Sie hätte Lunke sagen müssen, dass sie ihn mochte, dass sie sich sogar unter gewissen Umständen, ganz vielleicht hätte vorstellen können, dass eine kleine Weiße und ein wilder Schwarzer … Nun, es spielte vermutlich keine Rolle mehr.
    Krolls Stimme riss sie aus ihren düsteren Gedanken. »He, Schätzchen«, rief er, dann lachte er. »Ja, ich weiß, dass es noch früh am Morgen ist.« Er sprach in den kleinen Apparat hinein, den jeder Mensch bei sich trug. »Ich wollte mich nur erkundigen, ob du meine Wette platziert hast. Deinen Schönheitsschlaf kannst du ja gleich fortsetzen.« Er lachte erneut und hörte einen Moment zu. Dann wurde er ernst und sagte: »Ich habe es mir genau überlegt. Die Polizei ist nichts mehr für mich. Ich werde meinen Dienst quittieren, jetzt, wo sich alles geklärt hat.« Er verstummte, ohne dass sich seine Miene veränderte. »Schätzchen, keine Sorge. Der Fall kann als gelöst gelten. Munk wandert wieder ins Gefängnis, da ist er ohnehin am besten aufgehoben, und nach Altschneider kräht

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